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Wenn ich noch einmal Kind sein dürfte - Weihnachten 2023

Um den aktualisierten Beitrag zu Weihnachten 2023 aufzurufen, bitte die Überschrift anklicken! Die nachfolgenden Anmerkungen - insbesondere zum Interview mit Karin und Klaus Grossmann - sind als Einleitung zu verstehen.

Selten hat der Advent uns seine Unmittelbarkeit mit einer solchen Intensität vermittelt, wie in diesem Jahr. Warten wir doch nicht – wie Millionen Menschen – auf die Geburt des Jesuskindes, wie in jedem Jahr; erwarten wie vielmehr die Geburt unseres dritten Enkelkindes im ausgehenden Advent. Auch wenn seine Eltern nicht herbergslos sind und auf der Suche nach Beistand, erfasst uns (Großeltern) Unruhe neben froher Erwartung. 2004 hat Karla das Licht der Welt erblickt, 2016 ist Mathilde geboren worden, 2019 Leo und 2020 Jule. Ob das fünfte Urenkelkind Hildes noch 2023 oder erst 2024 das Licht der Welt erblickt, steht wahrlich noch in den Sternen. Hilde ist die Urgroßmutter, bei der so vieles zusammenläuft und von der so vieles ausgeht. Lisa heißt die andere Urgroßmutter bei Leo und bei Jule. Sie hat uns 2020 verlassen. Und Theo und Leo sind die Urgroßväter – zumindest bei Matti, bei Leo und Jule der erste (Theo) und bei Leo und Jule (auch) der zweite. Ihr merkt, wir schauen hier nicht mehr familienbezogen, sondern wir haben die Sippe im Blick. Denn der/die neue Erdenbürger(in) macht Annerose zum dritten Mal zur Oma wie posthum Hans Josef zum Opa.

Peter Sloterdijk - ein Tröster, dem Bescheidenheit zuwächst!?

für jemanden, der heute einen runden Geburtstag begeht - ein paar sympathiegeschuldete Impressionen mit der Hilfe von Thomas E. Schmidt (ZEIT 47/23)

"Mon dieu, als ich noch alles wußte, da war ich ein ziemlich laut tönendes Erz und eine überklug klingende Schelle." Thomas E. Schmidt, der seine Besprechung des dritten Bandes von Zeilen Tage von Peter Sloterdijk (Suhrkamp - Berlin 2023) mit Der alternde Zarathustra überschreibt, wählt aus der Vielzahl und Vielgestaltigkeit des Zitierbaren u.a. diese - Bescheidenheit und Einsicht in die eigenen Grenzen signalisierende - Fundstelle aus den auf 583 Seiten zusammengestellten Tagebuchnotizen aus. Möglicherweise neigte ich, der seine eigenen Überlegungen mit einem überreichen Zitaten- und Fundstellenschatz aus den Sloterdijkschen mäandernden Absonderungen unterfüttert, auch zu der Unterstellung, "dass Peter Sloterdijk von seiner Position aus klarer sehe, schon indem er mutiger erschien".

Wie gehen wir durch die Geschichte - wie geht Geschichte durch uns hindurch?

Dieses Jahr gibt es von mir keinen Adventskalender - der Advent 2023 hat mir aber eine der schönsten Geschichten der letzten Jahre geschenkt!

Was sind Diskurse? fragt Peter Sloterdijk in seinem dritten Band von Zeilen und Tage (Notizen 2013-2016, Suhrkamp 2023). Seine Antwort: "Schemata des Aussagens von Sachverhalten. Floskelsysteme, Formulierungsroutinen." Anfang November erwischte mich covid19 zum zweiten Mal (zumindest meiner Kenntnis nach - validiert durch einen tatsächlich durchgeführten Test). Noch ein wenig reduzierter in meinen Außenkontakten kam mir eine merkwürdig schlichte, aber gleichermaßen faszinierende Idee. Seit meinem ersten Umzug (1974) trage ich mit mir anwachsende Kartons mit Bilderfluten in die Welt - seit gut zwanzig Jahren nicht mehr so sehr materialisiert (auf Fotokarton), sondern eher als digitale Friedhöfe, in denen sich sichtbare Zeugnisse unseres Driftens durch diese Welt manifestieren. Aber auch in den besagten Kartons mögen es weit mehr als mehrere tausend belichtete Fotoleichen sein, die hier ein merkwürdig invariantes Dasein fristen. So kam ich also auf die Idee diese Kartons zu öffnen und mir eine aufmerksame bis ängstliche Auseinandersetzung mit einer Unzahl aufs Papier gebannter Augenblicke zuzumuten. Sekündlich war klar, dass Fotos in erster Linie Papiermüll darstellen, gestattet man ihnen nicht eine sinnerzeugende - zumindest sinnahnende - Belichtung gewissermaßen durch Erinnerungsarbeit. Schreibintensive und -gebundene Versuche meinerseits sind inzwischen Legende. Auch in diesen Versuchen haben Fotos einen Kontext gefunden; erst durch Kontextualisierung werden Zugänge möglich.

Warum es sich gerade heute lohnt, einen Aufsatz von Jürgen Habermas aus dem Jahr 1984 noch einmal zu lesen - eine erste Skizze zum 25. Todestag Niklas Luhmanns:

Der normative Gehalt der Moderne – Exkurs zu Luhmanns systemtheoretischer Aneignung der subjektphilosophischen Erbmasse, in: Jürgen Habermas, Der philosophische Diskurs der Moderne, Zwölf Vorlesungen, Frankfurt 1985, Seite 426-445

Der Leitfaden in allen Überlegungen, auf die sich Jürgen Habermas konzentriert, ist nach eigenem Bekunden die Begründung und Herleitung einer kommunikativen Vernunft. In zwölf Vorlesungen setzt er sich mit ideengeschichtlichen Hintergründen der von ihm als unvollendetes Projekt begriffenen Moderne auseinander. Ich gehe hier lediglich auf die zwölfte Vorlesung ein, die – wie Habermas bekennt – eigens für den Suhrkamp-Band ausgearbeitet worden ist. Diese Beschränkung wird ihrerseits noch einmal einer Beschränkung unterzogen, indem der Versuch, das Kernstück der gesamten Philosophie Habermasens – die Begründung und Aufrechterhaltung einer kommunikativen Vernunft – gegen Niklas Luhmann zu positionieren in einer katastrophalen Dekonstruktion der eigenen Prämissen endet. Sehr viel ambitionierter und umfassender lässt sich dies im Übrigen bei Norbert Bolz nachlesen.

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte

Im Folgenden eine kleine Auskopplung aus meinem aktuellen Großvorhaben Das lyrische Ich als Instanz der Selbst- und Weltbeobachtung. Dieses Vorhaben wird - hoffentlich - zu meinem 72sten Geburtstag auch als kleines Büchlein vorliegen - zum Blättern, Schmöckern, Schmunzeln und Innehalten - nein es wird dauern, gewiss noch ein halbes Jahr(:-))

Details

Veröffentlicht: 16. April 2023

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte (Jorge Luis Borges)


Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
im nächsten Leben würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen,
ich würde mich mehr entspannen,
ich wäre ein bisschen verrückter, als ich es gewesen bin,

   
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