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Botho Strauss: Oniritti - Höhlenbilder
Unter dem Eindruck eines höchst intensiven Wochenendes fallen mir Botho Straussens Oniritti Höhlenbilder vor die Augen. Brutale Kost, die Abwehrreflexe mobilisiert – immer auf der Suche nach Rettungsankern. Die Höhlenbilder verbürgen, dass wir weder herkunftslos noch hoffnungslos in dieser Welt stehen, wobei Letzteres durchaus mehr als fragwürdig erscheint. Überlasse ich jetzt Botho Strauß (es wird nicht verschwiegen, dass Botho Strauß unbotmäßig schweigt!) das Wort, wird Herkunft (die er selbst so eindringlich wachruft – eben in Herkunft - siehe auch ganz unten im Sinne eines würdigenden Nachtrags) übermächtig, wirkt wie eine Krake, die uns im Drosselgriff den Atem nimmt. Die Hoffnung erweist sich als ein Girsch oder ein Hahnenfuß, unzählige Male traktiert, extrahiert und dennoch nicht auzumerzen!
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Für Hiltrud und Georg
„Kommen wir noch einmal auf die Trauer zurück. Man kann doch nicht sagen, >ich habe einen Verlust erlebt, jetzt muss ich Trauerarbeit leisten, und dann geht es mir wieder so wie vorher<. Es wird nie mehr gehen wie vorher! Die Trauer verändert den Menschen, sie verändert Lebensziele, sie verändert Bewusstsein, sie verändert das Weltverhältnis. Der Mensch ist grundsätzlich immer in Entwicklung. Nur wenn der trauernde Mensch seine Fähigkeit zur Entwicklung verliert, indem er sich ganz zurückzieht und handlungsunfähig wird, dann verliert er seine Anpassungsfähigkeit und kommt dadurch erst in den Zustand des Krankhaften.
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mors certa - hora incerta
"Opa, du hast doch viele Menschen gekannt, die schon tot sind!? Opa, wie lange lebst du noch? Opa, warum gibt es eigentlich Soldaten - und was machen Soldaten? Opa, warum haben Polizisten Pistolen?"
Leo ist am 8. Mai fünf Jahre alt geworden. Gemeinsam mit Jule seiner dreieinhalbjährigen Schwester und dem Küken Anouk, die am 5. Juli ein halbes Jahr alt wird, sind sie meine Augäpfel und die Lieben meines späten Lebens. Alles, was wir auf dieser Erde anrichten und zu verantworten haben, lastet schwer - auch auf mir. Die Antwort auf die Frage, warum es Soldaten gibt und was die tun und warum es die Polizei gibt und Polizistinnen und Polizisten in Deutschland eine Waffe tragen, fällt mir schwer und leicht zugleich. Leo und Jule sind Kindergartenkinder - und natürlich Geschwister, Geschwister, die wie alle Geschwister, miteinander streiten, manchmal heftig streiten. Da wird auch schon einmal gebissen, geschlagen, gepitscht. Der unkontrollierte, spontane Versuch seine Interessen oder auch seinen Unmut, seine Kränkung und Verletzung gewaltsam durchzusetzen bzw. auszuleben, sind den Kindern vertraut. Sie erleben sogar im frühen und frühesten Alter schon, dass auch die geliebten Bezugspersonen sich nicht immer unter Kontrolle haben. Die Beachtung von Regeln, die Gültigkeit von Verboten, die Erfahrung des Entscheidermonopols von Eltern und Großeltern gehören zu den frühesten und prägendsten, teils schmerzhaften realitätswirksamen Zumutungen.
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- Eine Wiederbegegnung
Einen ersten Versuch einer Wiederbegegnung siehe hier!
Unser Zeitempfinden beschleunigt sich im Alter. Nahezu unvorstellbar für mich - in Sinne dieser Beschleunigung -, dass ich vor acht Jahren (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des nachstehenden Blog-Beitrags) noch im aktiven Berufsleben stand, dass der Tod des Schwiegervaters - von 2016 aus betrachtet - vor eben erst sechs Jahren sich ereignet hatte, dass zu diesem Zeitpunkt die Schwiegermutter Hof hielt in unserem Haus, dass inzwischen fast vier Jahre vergangen sind auch nach ihrem Ableben - überschattet durch die rigiden Eingriffe in unser aller Grundrechte im Zuge der covid19-Pandemie. Und vor allem: Dass sich das Leben meiner Schwiegermutter im Seniorenstift Laubenhof erschöpfte - kurz vor ihrem 97sten Geburtstag, weil ihre Integration in unseren Haushalt nach eineinhalb Jahren schlicht gescheitert war. Da war - am 8. Mai 2019 - bereits unser erstes Enkelkind, Leo, zur Welt gekommen. Ihm folgte am 16. Dezember 2020 Jule. Und am 5. Januar 2024 hat mit Anouk unser drittes Enkelkind das Licht der Welt erblickt. Nach acht Jahren - vom Juli 2016 aus gerechnet - stehen wir also im letzten Glied. Detlef Klöckner spricht ja - wie nachstehend zu lesen - von einem eigenen Lebensabschnitt zwischen dem fünfzigsten und fünfundsiebzigsten Lebensjahr. Es sind die sogenannten jungen Alten, die bei relativer Gesundheit und bei gegebener Vorsorge ein relativ unbeschwertes Leben in Freiheit genießen.