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Warum ich der Katholischen Kirche nicht mehr angehören möchte – das Bekenntnis eines notwenigen Austritts aus Verantwortung (am 18.7.2023)
So beten wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, der früher einmal ein Gespenst war, Amen. (Michael Moore)
Michael Moore (Stupid White Men bei Piper 2002 erstmals verlegt) schließt mit dieser Formel sein von Sarkasmus geprägtes Gebet an den dreifaltigen Gott ab, mit dem er denselben bittet, im Allgemeinen wie im Spezifischen für Gerechtigkeit in der Welt zu sorgen. Mit Sarkasmus bezeichnen wir beißenden, bitteren Spott und Hohn. Häufig offenbart sich in ihm nicht nur schlichte Kritik an gesellschaftlichen Gegebenheiten, sondern auch das Eingeständnis, solchen Gegebenheiten nicht wirksam und nachhaltig beikommen zu können. Michael Moore trifft mit seinem Zynismus einen Kern: Ja, ein Gespenst geht um in Europa und in der Welt. Und dieses Gespenst heißt Christentum in Gestalt seiner Kirchen, in dem sich der Antichrist zu erkennen gibt.
Mein Austritt aus der Katholischen Kirche erfolgt spät – zu spät, um damit noch umfassend belegen zu können, wie sehr ich mich von dieser Kirche und wie sehr sich diese Kirche von meinem Denken, Fühlen und Hoffen entfernt hat. Trotz dieses Eingeständnisses habe ich mir auch diese Entscheidung nicht leicht gemacht.
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Nikolaj Schultz: Land Sickness - Landkrankheit
(eine deutsche Übersetzung befindet sich in Vorbereitung)
Tagebucheintrag vom 8. August 2000 (aus: FJWR, Komm in den totgesagten Park und schau, Seite 101f.)
Vielleicht lege ich mit diesem Selbstbekenntnis die Grundlage für die wechselseitige Anerkennung eines ausgeprägten Eigensinns:
Heute ist mein zweiter Arbeitstag nach dem Sommerurlaub, und ich sitze morgens um 8.00 Uhr in meinem Büro. Das letzte 1 ½ Jahr auf dem Oberwerth. 2001/02 werden wir nach Metternich umziehen, fünf Minuten vor meiner Haustüre. Wehmut stellt sich ein, hier in der Stille in der kleinen Zwischenwelt nach dem Sommersemester. Die Uni ist ausgestorben. Im aufbrechenden Zeitalter des virtuellen Campus wirken die Scheingefechte um die „Präsenz-Uni“ gleichermaßen irritierend wie geisterhaft. Am präsentesten, körperlich gegenwärtig sind in dieser Uni diejenigen, die am ehesten die virtuelle Zukunftsvision verkörpern, die Informatiker. Sie können sich noch nicht ganz lösen – jedenfalls die materiellen Underdogs – von den Fesseln der Hardware. Aber diejenigen, deren körperliche und geistige Verfassung für Fesselungen solcher Art einfach keine viablen und passenden Schnittstellen aufweisen, genießen weiterhin die ungemeinen Vorzüge eines Hochschullehrer-Daseins. Die Gänge, die Zwischenräume der Uni sind menschenleer. Es herrscht Ruhe. Ich komme mir dabei ungemein privilegiert vor. Mein Zimmer hier im Nordflügel des A-Gebäudes, auf der Rheinaue des Oberwerths gelegen, ist ein Refugium – zumindest für diese kleine Zwischenwelt. Heute Nacht hat es geregnet. Ich sitze hier im Dachgeschoss bei geöffnetem Fenster, höre die Vögel zwitschern und das entfernte dumpfe Wummern der Rheinschiffe. Ein schwerer, satter Spätsommertag gewinnt langsam Konturen. Es ist bewölkt und auf eine Weise grau und matt, wie ich es mag. Die stille, regennasse, feuchte Atmosphäre stimuliert mich. Hier und jetzt kann ich deutlich fühlen, warum ich glaube ein „Nordmensch“ zu sein.
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Benedikt Bösel: Rebellen der Erde (VII)
Rebellion im Garten!?
Ja, bei traditionell sozialisierten Hobbygärtnern ist eine der existentiellen und folgenreichen Unterscheidungen die zwischen gewünschten bzw. geduldeten Kräutern auf der einen Seite und den Unkräutern auf der anderen Seite. Bei Benedikt Bösel erhalten nun Anne Kaulfuß und Deacon Dunlop die Gelegenheit uns darauf hinzuweisen, dass "Unkräuter und Schädlinge nur im Kopf existieren". Auf Seite 171 in: Rebellen der Erde: Wie wir den Boden retten – und damit uns selbst (München 2023) ist also zu lesen:
„Unkräuter und Schädlinge existieren nur im Kopf. In der Natur gibt es weder Unkräuter noch Schädlinge, beides sind menschengemachte Konzepte: Beikräuter, so nennen wir sie, signalisieren als Zeigerpflanzen den Zustand des Bodens. Brennnesseln und Melde etwa zeigen einen Nährstoffüberschuss an, den sie in den oberirdischen Pflanzenteilen binden. Ackerschachtelhalm und Disteln zeigen Verdichtungen an, die sie mit ihrem Wurzelnetzwerk versuchen aufzubrechen. Das Beikraut sollte dort, wo es nicht stört, stehen bleiben. Überall da, wo Beikraut nicht erwünscht ist, behebt man zunächst die angezeigte Störung, also zum Beispiel bereits überdüngten Boden nicht noch mehr düngen und verdichtete Bereiche mit der Grabgabel lockern.“
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Vision für die Landwirtschaft der Zukunft – Wie Agroforst-Systeme die Äcker gegen Dürren wappnen können – Betrieb in Brandenburg als Versuchslabor von Monika Wendel (RZ Nr. 154/2023) - Ein Leserbrief
Benedikt Bösel gilt als Promi unter den Ökobauern - zumindest wird er von Monika Wendel in der Rhein-Zeitung vom 6.7.23 so vorgestellt. In seinem Buch: Rebellen der Erde - Wie wir den Boden retten, und damit uns selbst (München 2023) hat er seine Erfahrungen zusammengefasst. Einige von uns glauben ja - vereinfacht gesagt -, dass Tomaten und Äpfel, ja unser Gemüse und unsere alltäglich konsumierten Lebensmittel würden im Supermarkt wachsen und das Wasser käme halt aus der Leitung. In diesem Sinne haben viele von uns den Kontakt zur Natur verloren.
Die Visionen für die Landwirtschaft der Zukunft haben bereits Gestalt angenommen und zeigen, wie man sich gegen die mit dem Klimawandel einhergehenden Bedrohungen wappnen kann. Dabei spielen sogenannte Agroforst-Systeme eine wichtige Rolle. Mit dem Pflanzen und säen der richtigen Artengemeinschaften kehrt Zug um Zug die Vielfalt im Boden zurück, die durch Erosion und Überdüngung zerstört wird. Durch den von Benedikt Bösel und anderen erprobten Umbau kann sich die erforderliche Symbiose zwischen Wurzeln, Mikroorganismen und Bodentieren wieder ausbilden. Es ist die Biomasse der Pflanzen, die nie das Feld verlässt, sondern als Mulch auf dem Boden liegen bleibt, die den Aufbau der notwendigen Humusschicht wieder ermöglicht. Es sind die oberirdischen Grünstreifen, die jene Rückzugsorte für Wild, Vögel, Amphibien, Spinnen und Insekten schaffen, die sich in die neu entstehenden Kreisläufe eingliedern. Wer einmal offenen Auges über das Maifeld fährt, sieht den überlebensnotwendigen Handlungsbedarf. Viele Felder sind hier – ohne Unterbrechung durch Grünstreifen – einer fortgesetzten Erosion ausgesetzt. Demgegenüber sind die Vorteile der von Bösel eingeführten Agroforststreifen für die Äcker enorm. Oberhalb der Erde bremsen die Streifen den Wind und werfen Schatten; durch ihre Fähigkeit Wasser zu speichern schützen sie gerade in den zunehmenden Dürresommern vor Erosion und Austrocknung.
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Vision für die Landwirtschaft der Zukunft: Benedikt Bösel, der Rebell - jetzt auch in der Rhein-Zeitung (Nr. 154 - 6. Juli 2023)
Kurzmeldung:
Benedikt Bösel gilt als Promi unter den Ökobauern - zumindest wird er von Monika Wendel in der Rhein-Zeitung vom 6.7.23 so vorgestellt. In seinem Buch: Rebellen der Erde - Wie wir den Boden retten, und damit uns selbst (München 2023) hat er seine Erfahrungen zusammengefasst. Es soll ja Menschen geben, die glauben - vereinfacht gesagt -, dass Tomaten und Äpfel, ja unser Gemüse und unsere alltäglich konsumierten Lebensmittel würden im Supermarkt wachsen. Die meisten haben den Kontakt zur Natur verloren. Viele bewegen sich in klimatisierten Autos und Arbeiträumen. Dabei könnte schon das Pflegen und Bestellen einer kleinen Gartenparzelle eine konkrete Vorstellung davon vermitteln, was eine gesunde Ernährung bereits heute radikal beeinträchtigt. Wer einmal - in den inzwischen vorherrschenden Dürresommern - eine Tomatenpflanze bis zur Ertragsreife herangezogen, gepflegt und bewässert hat, wird erstaunt sein, welch subtile Synergien und welch pflegerische Aufwand vonnöten ist, um irgendwann im Juli/August eine reife, schmackhafte Tomate verzehren zu können.