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Das lyrische Klärwerk (in progress)

In progress bedeutet, dass hier etwas entsteht, das der weiteren Strukturierung harrt. Es bedarf einer solchen weiteren Strukturierung, weil die Fülle an lyrischen Absonderungen ganz unterschiedlichen Motiven folgt. In einem ersten Block bieten politische Kontroversen und Geschehnisse Anlässe. Daneben habe ich neben Naturlyrik und Liebeslyrik der Gelegenheitslyrik ein eigenes Feld eingeräumt. Dies weist darauf hin, dass die lyrische Verdichtung bzw. die Kurzform sich immer wieder anbieten, um die eigene Befindlichkeit auf den Punkt zu bringen. Auch dies greift in gewissern Weise zu kurz, denn über Befindlichkeitsmomente hinaus geraten meine Gedichte häufig zu existentiell geerdeten Blitzlichtern, die über den Moment hinausweisen.

Die Projekte, die ich gegenwärtig verfolge, häufen sich - sie sollten alsbald auch eine lesbare Gestalt annehmen. Der größere Zusammenhang, nimmt bereits Konturen an. 

Es hat 72 Jahre gedauert, bis zu der Idee vorzudringen, dass mein Antrieb zur verdichteten, prägnanten lyrischen Form sich dem Bedürfnis verdankt, einen Angelpunkt für die eigene Position zu finden. Meine Bemühungen geschahen und geschehen in einem (historischen) Kontext, der uns (auch uns Nachgeborenen) auferlegt(e) im Sinne der umstrittenen kantischen Lehre vom radikal Bösen zu unterscheiden, ob jemand sich für das Böse entscheidet, weil es böse ist, und eben nicht nur, weil man es fälschlicherweise für gut hält (siehe Boehm/Kehlmann, der bestirnte Himmel über mir – Ein Gespräch über Kant, 2. Auflage, Berlin 2024, Seite 75).

Der Angelpunkt war früh gesetzt mit der Idee, man müsse den Menschen als Zweck statt als Mittel  betrachten. Der Kantsche Universalismus – trotz aller menschlichen Verfehlungen des Herrn Kant – wirkt heute, verbunden mit seinem dreihundertsten Geburtstag angesichts des rasanten Wiederauflebens von Gewalt als Mittel der Politik entschieden nach, weil die kategorische Falschheit von Handlungsoptionen dann greifbar wird, wenn man dieser Idee folgt, die Menschen nicht als Mittel, sondern als Zwecke zu betrachten (was im Übringen nicht bedeutet, dass man selber dieser Idee in seinen alltäglichen Handlungen auch nur nahekommt):

„Man muss über die eigenen und ihre Interessen hinausblicken und sein Verhältnis in einer Gesellschaft freier und deshalb gleicher Wesen begreifen.“ (siehe a.a.O., S. 73f.). So schreibt Kant:

„Die Klasse der Weißen ist nicht als besondere Art in der Menschengattung von der der Schwarzen zu unterschieden; und es gibt gar keine verschiedene Arten von Menschen.“ (Immanuel Kant, >Bestimmung des Begriffs einer Menschenrasse<, Akademie-Ausgabe der Schriften Kants, Band 8, S. 99f. zitiert nach Boehm/Kehlmann, a.a.O., S. 69)

Und Boehm/Kehlmann fragen an gleicher Stelle, wie jemand, der diesen eben zitierten Satz geschrieben hat, immer noch rassistische Anschauungen haben konnte.

Vermutlich ist dies auch einer der Begründungen für die Zitation Jura Soyfers auf der Vorsatzseite des von Boehm und Kehlmann veröffentlichten Buches, wo es heißt:

„Ihr nennt uns Menschen? Wartet noch damit!“

Aus den Sprüchen der Väter (Pirkei Avot) innerhalb der Mischna zitieren Boehm/Kehlmann dann die paradoxe Empfehlung:

„Wo es keine Menschen gibt, versuche, ein Mensch zu sein.“

Fern jeder Hybris sammeln sich auf den Rosten meines lyrischen Klärwerks jene verdichteten Eindrücke und Hilflosigkeiten, mit denen ein ethischer Kompass sich je neu einzunorden versucht(e); immer unter dem Eindruck des Kantschen Universalismus (Kant: 1724-1804). Dieser Universalismus wird und wurde umso bedeutsamer, als mit Carl Schmitt (1888-1985) - einer der Kronjuristen des nationalsozialistischen Terrorregimes - mit seinem Begriff des Politischen (Berlin 1932) eine justiziable Negierung und Ausmerzung jeglicher universalistischer, an einer Idee von Menschenrechten orientierter Politik negierte. Und die rechtsextremen Akteure in Gegenwartsdeutschland knüpfen daran an.

Zur Bedeutung des Klärwerks: Mein eigenes lyrisches opus magnum Orte (unter diesem Link - mit notwendigen Verstehenshilfen) ist meinem Großvater mütterlicherseits zugedacht. Er war Klärwärter in einem der ersten mechanischen Klärwerke am Unterlauf der Ahr (unterhalb von Bad Neuenahr in Heppingen/Heimersheim). Eine genaue Beschreibung der Funktionsweise ergibt sich aus meiner Lyrographie zu dem Gedicht Orte (siehe obigen Link). Nur so viel: Die Abwässer wurden im Klärwerk über verschieden breit gestaffelte Stahlroste geführt, so dass auf den ersten, breit gefächerten Rosten, die einen Abstand der Stahlgitter von etwa 10cm aufwiesen, der grobe Unrat erfasst wurde. In mehreren Stufen wurden die Abstände der Stahlprofile enger bis hin zu ein bis zwei Zentimeter breiten Profilen, die feinstofflicheren Unrat absonderten, der sich zu Schlemmen verdichtete (alles Weitere lässt sich in Orte und den Kommentaren nachvollziehen).

Wenn ich nun im folgenden nicht – wie weiland Erich Kästner – eine lyrische Hausapotheke anbiete, sondern ein lyrisches Klärwerk, dann fühle ich mich mit dem von mir hochverehrten Herrn Kästner durchaus verbunden (siehe nachstehend Nr. 3: meine Adaption des Marschliedchens: Ihr seid dumm!)

Ich beginne – neben den Orten (siehe den Link zu Orte weiter oben) – mit einer Hommage an meinen Großvater, ohne dessen liebevolle Aufmerksamkeit und die immer mögliche Teilhabe (auch an seinen beruflichen) Aktivitäten ich nicht der wäre, der ich heute bin und der ich gestern war.

 

(1) Was ich auch von meinem Ahnen genommen habe -
Hommage an meinen Großvater

Aus dem Ofen in den Laden,
und von dort auf unsern Tisch
große, kleine Fladen,
neben Wurst ein wenig Fisch.
Mit der Hand in meinen Mund,
eingeschleimt, zerkaut dann in den Schlund,
hinein in jenen Magen,
der nunmehr hat das Sagen:
Durchsäftet, angedaut
wandert dann der Brei
durch Dick und Dünn
- nein eher umgekehrt -
bevor er wurstet sich von dort
hinein in jenen Ort,
der heute
- komfortabel -
mittels Wasserspülung
alle Reste von dem Feste
schwemmt durch dunkelste Kanäle
fort!

Fort
in jene düstren Hallen,
wo einst mein Ahn
die Last von allen saubren Leuten nahm.
Klärwerk heißt der Ort,
an dem ich kam
vom Ahnen hin zum Wort,
dem ich fortan huldigte.

So dank ich ihm,
dem Ahn,
der mich beseelte,
in mir als Kind das Licht erweckte,
mit dessen Kraft
ich fortan Wort für Wort
und auch die Welt entdeckte.

 

Die Einschätzung, was sich von den folgenden lyrischen Verdichtungen auf den eher groberen oder den eher feingliedrigeren Rosten im Klärwerk abgsondert hat, überlasse ich den Lesern:
'

Beginnen wir mit mit dem erbärmlichen Krächzen einer schaurigen Krähe:

(2) Hier krächzt der Krah -krah, krah, krah, krah

Hier krächzt der Krah - auch für ihn: Das Marschliedchen 2022

Krah, krah, krah
kräht unverdrossen die Krähe;
ich bin frech und schwarz.
ich ernte, ohne dass ich säe.

Krah, Krah, Krah
hier kräht der Krah,
bin mehr braun als schwarz
und ernte, was ich säe.

Der Krah sieht sich als Schmittchen
und faselt schon vom Großraum -
vom Freund zum Feind ist’s nur ein Schrittchen
der wahren Souveränität gilt Maxens Traum.

Umvolkung kräht der Krah!
Ich war mal schwarz und bin jetzt braun
hier kräht der Krah
und das klingt hart? Zieht höher den Zaun!

Du willst ernten, was du säst?
Im D…, im D… im Dummenland?
Selbst da wohl kaum, wenn sie doch sähen, was du säst.
Träum weiter nur von Lummerland!

Und doch: die Dummen feiern den Krah
sie zündeln und säen den Hass und das Gift,
während der Zorro verjiss, woröm er e Z in der Schnie eren schifft.
Un die, die alles, wat anders ess, stührt, die krächzen krah krah, krah krah –

Und über die lacht und amüsiert sich der Kra, Krah, Krah
Er lacht sich nen Ast, liest Jan Philipp Reemtsmas Verdikt
vom unaufhebbaren Nichtbescheidwissen der Mehrheit – und denkt: geschickt!
Die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber – krah, krah, krah, krah

Jawohl, so krächzt der Krah

(zur vollständigen Version geht es hier)

 

(3) Erich Kästner zu Ehren und uns zur Mahnung in Adaption seines Marschliedchens

Erich Kästners Marschliedchen wurde 1932 in der Weltbühne unter dem Titel "Denn ihr seid dumm" veröffentlicht. Ich habe versucht es zu aktualisieren- und war erstaunt, wie sehr Erich Kästner mit seinen Gedichten gegenwärtig ist. 1932 allerdings unterlag er leider - mit Blick, auf das, was da kam - einem fatalen Irrtum - das darf sich nicht wiederholen!

Marschliedchen 2022

Die Dummheit zog in Viererreihen (so zieht sie immer noch),
Heut schämt sich die Dummheit selbst der Dummen.
So dämlich wie ihr seid, mahnt sie euch zu verstummen
Statt Idioten gleich nach deutschem Wesen heut zu schreien.

Ihr kommt daher und wärmt die schalen Suppen,
In euren Schädeln haust ein brauner Geist,
Der euch verwirrt und alles mit sich reißt -
Nur nicht von euren Augen alle Schuppen!

Marschiert ihr nun in Chemnitz und in Halle…,
Ihr findet doch nur als Parade statt,
Denn das, was jeder da von euch im Kopfe hat,
Man nennt es Dum(pf)mheit wohl in jedem Falle!

Weil wieder predigt ihr den Hass
Und wollt die Menschheit spalten -
Statt schlicht an Recht und Ordnung euch zu halten,
Wähnt ihr das Volk zu sein und träumt vom völkisch-deutschen Pass!

Ihr habt die Trümmerwelt im deutschen Wahn vergessen,
Von Schuld und Sühne ist die Rede nie,
Ihr brüllt nach deutscher Größe selbstvergessen;
Ich hoff, ihr schießt euch nur ins eigne Knie!

Ihr wollt die Uhren rückwärts drehen
Und stemmt euch gegen die Vernunft.
Dreht an der Uhr und doch: die Zukunft
wird euch als ewig gestrig sehen!

Wie ihr’s euch träumt, wird Deutschland nicht erwachen,
Denn ihr bleibt dumm, nicht auserwählt!
Die Zeit ist nah, da man erzählt:
Das war’s: ein Staat ist mit Idioten (und auch der AfD) halt nicht zu machen!

 

(4) Wie kann das sein?
(Erläuterungen unter diesem Link)

1) Wie kann das sein?
Mein Kopf sagt nein!
Mein Herz will schrein!
Wir sind die Enkel jener Schinder,
deren widerlichster sprach: zuerst die Kinder!

2) In Posen nahm er sie beim Wort
und sprach von Anstand vor den Schloten;
sie schufen jenen Ort,
belebt von Henkern und von Toten.
Sie hielten sich daran und töteten (zuerst) die Kinder!

3) Die Herrenrasse sagt: der Freund! - der Feind!
Und Carl, der Schmitt, ermuntert sie, das Fremde auszumerzen.
Der Herrenmensch marschiert im Wahn vereint
enthemmt, bar jeder Regung noch im Herzen.
Er mordet, was im Wege steht und tötet immer auch die Kinder - (zu allerst) die Kinder!

4) Und Schinder wachsen nach – aus BluBo und aus BrauSi.
Der Abschaum pflanzt sich fort, gebiert den Bastard,
der tackert sich die Ahnentafel auf die Stirn;
hat ne Kloacke dort, wo andre haben Hirn.
Wer glaubt, dass die mal waren Kinder?

5) Nie Wieder! Wer versteht das nicht?
Spricht R v Wdoch von Befreiung!
Und Willy Brandt kniet nieder und bittet um Verzeihung;
bekennt sich zu den Grenzen – zum Gewaltverzicht!
Wie kommen BluBo, BrauSi in das Hirn verführter Kinder?

6) Wenden wir’s mal kämpferisch mit Erich Kästner!
Der dichtete – bevor die Erste Republik zusammenbrach – das Marschliedchen.
Und irrte sich fatal, der Kästner Erich!
Denn die SS marschierte bis nach Stalingrad und Auschwitz hörte ihre Liedchen.

7) Wir machen's besser – ein Ruck geht durch die Republik.
Nie wieder? Ja, das ist wohl heute, wir machen es publik!
Wir hören noch den Kästner rufen – nach über neunzig Jahren
und sind uns sicher, dass wir wachsam und auch klüger waren!

 

(5) Was errlauben Putin?

Putin ist ein Mörder* und bricht das Völkerrecht

Schon lange wütet er in meinen Träumen,
ich kann mich kaum erwehren,
er marodiert in fremden Räumen,
und niemand zwingt ihn umzukehren.

In meinen Träumen kehrt sich alles um:
Da steht der Mörder fest am Pranger
Sein Volk erhebt sich – fragt warum?
Und geht mit Umsturz schwanger!

Die Polonaise kommt endlich aus dem Tritt -
mit blutgetränktem Mörderschritt
greift er Nawalnja an die Schulter
und wird zu ihrem größten Schuldner.

Nawalny selbst nimmt Putin seine Kleider,
seht ihn euch an ganz nackt und fast mit Glatze.
Er bleibt Nawalnys größter Neider -
mit seiner hassverzerrten Mörderfratze.

Er nennt’s nicht Krieg
und tötet wahllos Frauen und auch Kinder;
träumt wohl vom (End-)Sieg,
wie einst die Menschenschinder. 

*Mord ist in Deutschland die vorsätzliche Tötung eines Menschen mit mindestens einem Mordmerkmal.
Zu den Mordmerkmalen zählen Mordlust, Befriedigung des Geschlechtstriebs, Habgier, sonstige niedrige 
Beweggründe, Heimtücke, Grausamkeit, gemeingefährliche Mittel und das Motiv eine andere Straftat zu
ermöglichen oder zu verdecken. 

 

(6) H I S T A L I T L E R N - ein Anagramm

Ich hatte einen Freund –
früh in der Schule bis in die Achtziger;
Irgendwann war der erwachsen.
Wir hingegen traten an in Bonn -
im Hofgarten -
gegen das Gleichgewicht des Schreckens.

Dem misstraute auch er und setzte auf Stahlbeton!
In den Fördernischen des Bundes
und unter entstehenden Neubauten verschwanden Millionen.
Wir lachten uns einen Ast,
an dem wir gleichzeitig sägten.

In den Bunkern tauschte und erneuerte man Notrationen -
Doch irgendwann gab auch der Freund auf
und verfrühstückte mit uns die Friedensrendite.
Die Kriegseltern selbst
– vor hundert Jahren in das Minenfeld eines verfeindeten Europa hineingeboren –
mussten nicht einsitzen!
Die Bunker verfielen
und W e h r h a f t i g k e i tzog ein
in das Wörterbuch des Unmenschen.

Der Unmensch hingegen
marschiert ein in den Vorhof des Westens.
Dem Vorhof maßloser russischer Großmannssucht
haucht er nun sowjetvergifteten Odem ein -
mit seiner hochgerüsteten Kriegsmaschine.

Eine von Hybris geschlagene Regionalmacht
mit militärischem Krebsgeschwulst
– karzinös bis in die die letzten Hirnareale –
verbrennt Russlands Schätze und seine Seele.

H I S T A L I T L E R N

nennt man jene Doktrin:
Polizeistaat und Friedhofsruhe nach innen –
Kriegsterror und Ausdehnung der Friedhöfe nach außen!

Wer vermag denn hier noch mit Herz und Verstand
Gut und Böse
zu leugnen?
Wie gewissenlos und machtversessen –
Raketen und Panzer gegen wehrlose Bürger eines freien Landes zu senden?
Und dann noch bass erstaunt sein,
dass die ukrainische Post Leichensäcke Richtung Moskau verschickt!?

Steht auf, Ihr russischen Mütter und zündet die Bomben in Euch!
An Eurem Gift und Eurer Galle mögen Putin und seine Generäle verrecken.
Steh auf, russisches Volk und jagt sie zur Hölle –
die Oligarchen,die Euch betrügen
um Euren Reichtum und Eure Ehre.

Ach was –
wir senden Flugblätter über Russland,
wie einst die Weiße Rose über Deutschland!
Und fragen:
Seid ihr noch jenes Kulturvolk,
dessen ihr werdet gerühmt?
Oder ergebt ihr euch wehrlos jener verantwortungslosen,
von dunklen Trieben geleiteten Herrscherclique?

Schämt ihr euch nicht eurer Regierung?
Ahnt ihr denn nicht das Ausmaß der Schmach,
Das über euch und eure Kinder wird kommen,
Wenn einst der Schleier von euren Augen fällt?

Seid ihr denn in eurem tiefsten Wesen schon so korrumpiert und zerfallen,
Dass ihr – auch ohne eine Hand nur zu rühren – euren freien Willen preisgebt?
Die Weiße Rose war gnadenlos mit einer geistlosen und feigen Masse,
Und meinte, sie verdiene den Untergang.

Wenn jeder warte, bis der andere anfange,
Dann rückten die Götter der Rache näher und näher.
Daher müsse jeder einzelne sich wehren – so viel er könne;
Arbeiten wider die Geißel der Menschheit,
Wider den Faschismus
und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates.

Seht das leuchtende Beispiel Marina Owsjannikowas;
Leistet passiven Widerstand,
Widerstand, wo immer Ihr auch seid,
Verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine,
Ehe es zu spät ist!
Ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind,
Und ehe die Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist.

Vergesst nicht, dass jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt!

Die letzten fünf Absätze in Anlehung an das erste Flugblatt der Weißen Rose!

Vielleicht sehen aber viele RussInnen die gegenwärtige Entwicklung voller Dankbarkeit - ähnlich, wie Natasha from Russia?

 

(7) Drei Unheilige aus dem Abendland Teil I und Teil II

Teil I

Wladimir, wir kommen – wir kommen aus dem Abendland:
Wir bringen ein Plakat: Frieden schaffen ohne Waffen!
Und wir bringen Dir das verbriefte Recht auf Widerstand
mit der Anleitung zum Tyrannenmord
.

Wir bringen Dir noch mit die unheilige Sahra mit Knecht und Wagen;
auch sie kommt nur noch mit gekreuzten Beinen und sprach von Kriegsverbrechen.
Doch wir sind bereit zum Gang nach Canossa - (nur Sahra bleibt dein Wagen-Knecht).
Auf Knien kriechen die Pazifisten die Stufen zum Kreml hinauf und bitten Dich um Gnade!

Komm zurück an den Verhandlungstisch und erklär uns Dein Begehr!
Aber mach Dich ehrlich – auch vor unser aller Sekretär, dem heiligen Antonio Guterres:
Er fragt Deinen unsäglichen Lügenchef – den Lawrow:
„Sehen Sie einen einzigen ukrainischen Soldaten auf russischem Boden?“

Auf dem Boden des Völkerrechts wollen wir verhandeln:
Wir wollen wissen, wem die „militärische Sonderoperation“ dient? Und:
Wir wollen wissen, wo sie sind – die russischen Fahnen und die Massen
auf ukrainischem Boden, die euch als Befreier empfangen und bejubeln?

Mit wieviel tausend Raketen hast Du die Befreiung vorangetrieben;
die Befreiung von Dächern über dem Kopf und schützenden Wänden?
"Warum lässt Du uns bluten, frieren, hungern und sterben –
Deine Brüder und Schwestern im Westen?"
So fragen die Alten, die Jungen, die Kinder,
selbst die Soldaten im Land – der Ukrainer?

Und als sei es noch nicht genug mit Bomben und Raketen –
lässt Du die Bluthunde von der Leine!
In den Vororten von Kiew und überall,
wo Deine Soldaten verrohen,
zerbrochen im Sinnverlust,
um dann zu morden, zu demütigen, zu plündern, zu vergewaltigen und zu marodieren!
Welche Werte vertrittst Du dort,
wo Deine Soldaten wahllos töten und Gewalt verbreiten?

Nawalny kommt nun in die Kinos,
in unsere Wohnzimmer,
während er in Deinem Straflager darbt.
Aber er kommt nur zu uns!
Dein entmündigtes Volk im Land der gleichgeschalteten Medien übt sich im Ja-Sagen.
Hundertschaften von Sicherheits-Personal halten es unter der Knute,
sperren alles weg und knüppeln alles nieder,
was der Staatsraison in die Quere kommt.

Traust Du Dich – ganz alleine (ohne Deine Schutz-Staffeln) hinzutreten vor die Mütter und die Frauen,
denen Du die Söhne und die Männer nimmst!
Wofür?
Wofür mussten Jurij und Jewgenij sterben?
Wer ist Dein Feind?
Er tobt in Deinem Kopf,
der nun platzt vor lauter Großmannssucht!
Komm doch wieder nach Dresden,
komm wieder zu uns und lerne Dich zu bescheiden!

Du hättest Russland, Dein Russland zu blühenden Landschaften hinregieren können!
Nun platzen die Träume so vieler –
nicht nur in der Ukraine;
alle verlieren, keiner gewinnt!
Mein Freund trägt das Banner:
Frieden schaffen ohne Waffen!
Was magst Du ihm sagen?
Enttäusch ihn nicht!
Ich hoffe, er hat Erfolg,
und ich kann weiter der Weißen Rose die Ehre erweisen,
ohne ihren Aufruf zum Tyrannenmord zu verbreiten!

Aber natürlich weißt Du,
in wie vielen Köpfen die Phantasien blühen,
die Dich gern am Galgen sähen.
Auch ich wüsste Dich dort gern und sicher.
An Deinen Händen klebt das Blut der Deinen und der anderen.
Nach dem Recht der Völker darf das nicht ungesühnt bleiben.
Ja, Du säßest in Nürnberg, dort wo Nazis sich verantworten mussten.
Es ist der blanke Hohn,
wenn gerade Du von Entnazifizierung sprichst!

Selbst in Israel schreit man auf, wenn Lawrow seinen Kopf durch eine Kloake ersetzt
und Selensky als personalisierte Zielscheibe damit verteidigt,
dass auch in Hitler jüdisches Blut geflossen sei.
Ihr Russen zeigt uns heute den erneuten Niedergang der Menschheit und ihrer Werte,
wenn ihr den wahren Nazis folgt:
Gleichschaltung,
Ausschaltung,
Polizeistaat,
Unrechtsstaat,
Führerkult und Demagogie!

Die Scham ist eine anthropologische Konstante,
eine Mitgift aus frühesten Menschheitstagen.
Und ihr glaubt sie mit euren Taten ausmerzen zu können?
Es ist ja nicht nur der Wettbewerb der Ideen und der Respekt vor den Ideen der Besten,
die Euch ein Dorn im Auge sind –
nein, selbst Eure Soldaten,
die für Euch kämpfen sollen,
dürfen nichts sehennichts hörennichts sagen, was der Wahrheit nahe kommt.
Seid ihr das Volk der drei Affen?

Aber die Welt kann es sehen –
rund um den Erdball.
Das haben wir den Nazis von damals voraus:
Ja, es verbietet sich (noch) jede Analogie zu Auschwitz,
zum industriellen Massenmord;
er bleibt singulär (noch).
Hütet Euch vor einem erweiterten Suizid –
er bedeutet das Ende.
Kehrt um und kehrt zurück in den Schoß der Völker –
beendet den Völkermord!

Selbst unser Volk,
das die  ungeheuerlichsten Verbrechen verübt hat
– den kategorialen Mord –
hat die Gemeinschaft der Völker wieder aufgenommen.
Es ist noch nicht zu spät.
Kehre um Wladimir, besinne Dich,
denk an Deine Verkündung vom Ende des Kalten Krieges vor zwanzig Jahren
– noch ist es nicht zu spät!

Ach ja!
Wir haben Dich gesehen mit Osterkerze und Leichenbittermiene
- an der Seite Deines Adlatus Kyrill.
So haben wir das Jesuskind gebeten uns zu begleiten
- und wahrlich ich rate Dir:
Zieh Deinem Kyrill einen Keuchheitsgürtel an,
denn sonst wird ihm das Jesuskind mit seinem zahnlosen Mündchen die Eier abbeißen
- ihn aus dem Tempel jagen wie weiland die Pharisär!

Und was glaubst Du wohl wird er mit Dir machen?
Glaubst Du, er wird Dich in seine Arme schließen,
hoffst Du auf seine Gnade, die bei Gott ist und seinem einzigen Sohn?

So schrieb ich schon am 4. Mai des Jahres 2022 nach Christi!


Teil II -

Nun ist es zu spät!

Ein halbes Jahr später schreien Jurij und Jewgenij immer noch,
dass deine Trommelfelle platzen müssten!
Doch nun holen dich auch die Lebenden ein -
Pawel Filatjew führt die Garde der Deserteure an und kanzelt dich ab:
"Wir hatten kein moralisches Recht, ein anderes Land anzugreifen,
noch dazu das Volk, das uns am nächsten steht..."
Aber deine Trommelfelle sind ja geplatzt -
und aus deinen Ohren rinnt das letzte bisschen Hirnschmalz,
das dir geblieben ist.

Erbärmlich schrumpft das Häuflein derer, die dir noch die Hand reichen -
verkommene Mullha-Greise an erster Stelle.
Auch sie waschen ihre Hände jeden Tag nicht in Unschuld, sondern in Blut.
Und wenn die Welt sehen will, warum Gewaltherrscher immer im eigenen Blut verenden,
dann schaut sie nach Moskau genauso wie nach Theran.

200.000 zwangsverpflichtete Rekruten werden verbluten -
zittern und frieren nicht nur vor Kälte!
Im Sinnverlust, im Verlust jeglicher Motivation
werden sie ihre Führer eines Besseren belehren und müssen denken:
"Wenn du alles hinwirfst und gehst, wirst du zum Feigling und Verräter.
Wenn du weiter mitmachst, zum Mittäter am Tod und Leid von Menschen." (Pawel Filatjew)

Schwant dir nun endlich der Unterschied zwischen Großmannssucht, Terror und Gewalt
(für die dein Regime steht)
und der ewigen, unstillbaren Sehnsucht nach Freiheit
(auf dem Boden von Rechtsstaat und Gewaltenteilung)?
Frag Deinen braunen Darmparasiten Kyrill,
ob man des Nächsten Hab und Gut begehren darf -
und mehr noch einfach okkupieren, bombardieren, traktieren, massakrieren, annektieren!
Aber die Antwort schert den Antichristen mit der Osterkerze in der Hand selbstverständlich einen Dreck -
so wie der ganze Dekalog!

Dass Putin auch Schmittchen heißt,
und Carl der Große Schmitt sein Patenonkel ist -
den Rechten ist es recht und alle anderen sollten es begreifen.
Richard David (seines Zeichens der Gekränkte) -
und der von mir so verehrte Harald (Selbstnachrufer)
 -
schwafeln von Selbstgleichschaltung!!!
Und meinen beileibe nicht russische Verhältnisse,
sondern Bernd Ulrich, Robin den Alexander und Amanns Melanie
und wie sie alle heißen da drinnen!?

Nun bekenne auch ich,
dass ich dem Geist und dem Ethos der ukrainischen Armee von Beginn an all das gewünscht hätte,
was sie der Armee des Aggressors auf Augenhöhe hätte begegnen lassen.
Beileibe -
kein russischer Soldat stünde heute noch auf auf ukrainischem Boden.
Die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung,
hätte - selbst im Ungleichgewicht der Kräfte - längst obsiegt!

Seht her, ihr Despoten dieser Welt:
Carl Schmittchens Welt,
geteilt in Freund und Feind, wird untergehen -
homo homini lupus braucht eure toxischen Phantasien,
in denen ihr von der Weltherrschaft träumt.
Wir brauchen hingegen die Solidarität der Völker zur Rettung all dessen,
was ihr mit Füßen tretet.
Also hört, ihr russischen Frauen und Männer:
Schickt eure Despoten und Oligarchen in die Wüsten!

Kehrt um in den Schoß der Völkergemeinschaft -
lernt wieder das freie Atmen, so wie das freie Wort,
überlasst der Angst nicht die Regie - schaut in den Iran.
Der Muff der Talare wabert auch in eurem Kreml.

Und hört Pawel Filatjew:
"Ich hatte keine Angst vor dem Krieg in der Ukraine,
aber es tat mir weh, dass  ich nichts ändern konnte.
Aber ich habe Angst diesen Text in meinem Land zu veröffentlichen,
meine Meinung zu äußern, denn man darf in Rußland nicht mehr die Wahrheit sagen...
Die glückliche Zukunft unseres Landes rückt in immer weitere Ferne. NEIN ZUM KRIEG!!!"

 

(8) Georg Ringsgwandl - Nix mitnehma

Seit Jahrzehnten bin ich ein Verehrer und Anhänger von Georg Ringsgwandl (siehe: Nix mitnehma und die Sterbe-App). Des Bayrischen bin ich nicht mächtig. Und so wird meine Adaption mit Blick auf Wladimir Putin eher holprig daherkommen. Gleichwohl könnte ich mir vorstellen, dass eine entsprechende Korrektur und Erweiterung durch den Meister höchstselbst eine sinnvolle Ergänzung bedeuten könnten. Andererseits kann der Georg Ringsgewandl das so unglaublich viel besser, dass mir in aller Bescheidenheit nur die Feststellung bleibt, dass er den Putins, Assads, Lukaschenkos, Trumps, Bolzenaros und Orbans ja mit Nix mitnehma ohnehin die Leviten liest - dazu bedarf es eigentlich nicht einer einzigen Zeile der Ergänzung! Georg Ringsgwandl in der NDR-Talk-Runde (:-)

Allen Despoten und Gewaltherrschern dieser Welt

Hey, du konnst der Chef sei im Kreml,
der treimt von der Rus,
du konnst den Kilometer im Quadrat
bezohln mit dem Lebn von 1000 Soldat,
des konnst du net mitnehma,
naa, des konnst du net mitnehma
Frog omoi an Deifi, frog an liabn Gott,
und der sogt –net mitnehma!

Hey, du konnst di bejubln lassa von die Dummen,
du konnst horten im Bunker Milliardensummen,
du konnst Präsident sei, mit nem Dutzend
Oligarch im fetten Oarsch!
Die konnst du net mitnehma,
naa, die konnst du net mitnehma.
Frog omoi an Deifi, frog an liabn Gott,
und der sogt –net mitnehma!

Hey, du konnst verzölln vom Feind, dem Faschist,
du mogst lüagn, betrüagn wie an Sophist,
du konnst herrschen mit Luag und mit Truag,
mit Gulag und brutaler Gewalt.
Frog omoi an Deifi, frog an liabn Gott:
Wie vuile seit Louis seize sahn das Schafott?

Schafott reimt sich auf Gott, den liabn, liabn Gott
und nett auf Patriarch - Kyrill den falschen Arsch.
Den konnst du mitnehma - auf's grausliche Schafott
mitnehma - mitnehma - mitnehma - mitnehma
und beten mit ihm oll die Weil zum liabn, liabn Gott.

 

(9) Alexej Nawalny ist tot!
Drei Unheilige aus dem Abendland - Teil III

Er hat seinen eigenen Tod billigend in Kauf genommen;
ein Opfer, das gegenwärtig vergebens erscheint.

Auch wenn wir wissen,
dass ein Gemeinwesen ohne Freiheit
den Erstickungstod stirbt,
bleibt uns mit Blick auf Nawalny nur die Trauer.

Michael Thumann spricht von "orchestrierter Aggressivität"
jenes Mannes, der "aus Paranoia und Allmachtswahn
nun Jagd auf Blumen machen lässt".

Und wir lesen vom fortgesetzten Blutbad der Putin-Russen - und fragen:
gibt es denn noch andere (Russen)? Ja: wir lesen von Morden
an Sergej MagnistkiBoris Nemzow und selbst an Jewgeni Prigoschin.
Und wir fragen:
Wie lange lebt wohl Wladimir Kara-Mursa noch?

Ungezählt bleiben die Namenlosen,
die Putin und seinen Speichelleckern die Stirn bieten (und in Gefängnissen und Stalags verschwinden).

Schweigen - schreibt Thumann - ist die erste Untertanenpflicht,
den Autopiloten auf Radikalisierung geschaltet -
folgt härter auf hart, und krasser auf krass!
Putin - umgeben von einem Heer von Speichelleckern.

Thumann spricht von "eiskalter Landnahme" - nach Putin - historisch russischer Gebiete schon 2014.
Vor den Augen aller Welt demütigt Putin im beginnenden Jahr 2022 die Führer der freien Welt,
lässt sie am langen Tisch verhungern, bevor er den großen vaterländischen Krieg beginnt:

  • mit Massakern
  • Massenbombardements
  • der Entvölkerung ganzer Städte
  • der Entführung von Zehntausenden Kindern

Was lässt uns hoffen?

Vielleicht die letzten Zeilen in Michael Thumanns Artikel?

"Putin wusste - 2008 - dass der damalige georgische Präsident Michail Saakaschwili sehr verwundbar war
    und griff an.
Putin wusste 2014, wie schwach die Ukraine dastand
    und annektierte die Krim.
Er wusste 2015, dass sich Barack Obama aus dem nahen Osten zurückziehen wollte,
    und intervenierte in Syrien.
Er wusste 2021, dass Nawalny bei seiner Rückkehr nach Russland wehrlos war,
    und schickte ihn ins Straflager.
Erst beim Überfall auf die Ukraine 2022 verrechnete er sich
    vielleicht nur vorübergehend.

Europa und der ganze Westen müssen also nicht gelähmt auf Putin schauen, bis er zuschlägt.
Sie selbst haben es in der Hand, wie wehrlos oder wie gewappnet sich Russland gegenübertreten.
Daraus wird Putin seine Schlüsse ziehen
."

 

(10) Der Friedensmaler von Frederik Vahle (1983)

Der Friedensmaler von Frederik Vahle (1983)

Da war ein kleiner Junge, und der lief hinein ins Haus
und packte in der Küche seine Zeichensachen aus.
Er saß da, wo man immer den Himmel sehen kann,
nahm Pinsel und nahm Farben und fing zu malen an.

Er malte in den Himmel eine große Sonne rein.
Darunter auch zwei Menschen, einen groß …
    und einen klein.
Und neben diesen Menschen fing er zu schreiben an.
Er schrieb mit sehr viel Mühe, dass man’s
gut lesen kann.

Immer soll die Sonne scheinen!
Immer soll der Himmel blau sein!
Immer soll Mutter da sein!
Und immer auch ich!

Aus diesen Kinderworten, da hat zu später Nacht
`ne Frau mit viel Musik im Kopf ein kleines Lied gemacht.
Das Lied kam bis nach Frankreich. Yvonne
    und auch Madeleine,
die sangen es zusammen sehr deutlich und sehr schön.

Gardez-nous le soleil!
Gardez-nous le bleu du ciel!
Gardez-nous ma mère en vie!
Gardez-moi mon avenir!

Das Lied kam nach Amerika und über den Ozean.
Ein Sänger, der Pete Seeger hieß, der fing zu singen an.
Er sang für den Frieden in der Welt,
    für den Frieden in USA.
Und die Kinder sangen es alle mit, weil das
    auch ihr Lied war.

May there always be sunshine!
May there always be blue skies!
May there always be mama!
May there always be me!

Doch einmal fragten die Leute: Wo lebt er,
    in welcher Stadt,
der Junge, der diese Worte zuerst geschrieben hat?
Der Junge lebt in Moskau. Sein Vater fiel im Krieg,
und er hatte in seiner Sprache die Welt
    und den Frieden lieb

Pust fsegda budjet sonze!
Pust fsegda budjet njeba!
Pust fsegda budjet mama!
Pust fsegda budu ja!

Immer soll die Sonne scheinen!
Immer soll der Himmel blau sein!
Immer soll Mutter da sein!
Und immer auch ich!

Eine Ergänzung und Aktualisierung aus gegebenen Zeiten

Doch in Moskau, da herrscht Putin mit Terror und Gewalt.
Er schickt die Söhne Russlands zu morden im Bruderland.
Er tötet auch die Kinder, wie einst die braunen Horden.
Und ehrt die Brust der Schergen mit blutgetränkten Orden.

Er träumt wie einst der Führer und Russland soll erstehn
und wird dabei zum Mörder, wir alle könn‘ es sehn.
Er faselt von Faschisten die Menschheit zu befrein -
ist selbst Faschist und sperrt die Freiheit ein.

Und wieder fragen die Leute: Wo lebt er
in welcher Stadt,
der Junge, der diese Worte wohl heut im Kopfe hat?
Der Junge lebt in Kiew. Sein Vater fiel im Krieg
und er hat in seiner Sprache die Welt
und den russischen Jungen lieb.

So besinnt euch ihr Despoten – ihr Despoten überall:
Welche Ziele sind das Leben von unseren Kindern wert?
Besiegt euch selbst und den Terror auf der weiten Welt
und lasst die Waffen schweigen, damit der Frieden hält.

Endlich soll die Sonne scheinen,
endlich soll’n die Waffen schweigen,
endlich soll’n die Kinder frei sein
von Angst und auch von Not.

Lasst uns aufstehn und uns wehren!
Lasst uns sehen und erklären
wer die Freiheit bedroht
mit Gewalt und mit Tod!!!

 

(11) N i m b y - Not in my back-yard oder: Sankt Florian wird uns schon retten
(Der gesamte Kontext und Erklärungen hier)

Wir saßen (bei Herby) im Café
und tranken klares Wasser.
Wir fingen an zu grübeln und hatten nichts im Tee.
Zuletzt entstand der Eindruck, ich sei ein Menschenhasser.

Es waren nur drei schlichte Fragen,
und doch ging es um Kopf und Kragen:
Kommt der Strom nur aus der Dose und das Wasser aus dem Hahn?
Und die Freiheit zu Bleiben und zu Gehn, ist nicht nur leerer Wahn?

Da rief von Malle Pinkwarts Omma* übers warme Meer:  *(im Link Zeitleiste: 35:48 ansteuern)
Freitag, Samstag ist hier alles dicht - kommt doch alle her.
Layla ist schon da und viele ihrer Freier,
hohl im Kopf, doch in der Hose dicke Eier.

Ich kann nicht, ruft Herr Schultz: Hab Land Sickness und fliege nach Korea.
Da ruft die Eva, die von Redecker: Bleibt doch alle hier!
Und du, Herr Schultz, denk an Medea,
bevor die (Groß)Mutter wird zum Tier!

Der Welt, in der, von der wir leben, sind wir egal.
Gleichwohl geraten Fluten, Dürren uns zur Mahnung,
und die Vergnügen werden schal.
Im Ahrtal hat man davon mehr als eine Ahnung.

Und doch gehn uns die Kleber auf den Sack,
bald gibt es Feuer unter Pflegebetten,
N i m b y - not in my back-yard - ruft das Pack,
Sankt Florian wird uns schon retten!

 

 

(12) SolidAHRität –
im Nachgang zur Flutkatastrophe am 14.7.2021

Vier Flaschen – rot und weiß;
verleihen den Gedanken Flügel,
sie zähmen manche Wut,
und nähren wieder Mut.

Die hohen Lieder sind gesungen,
Vom spitzen Kopf fliegt wieder mal ein Hut.
In allen Lüften war Geschrei
und zeugt vom Wechsel der Gezeiten.

Der Sturm ist da,
die wilden Wasser springen,
sie reißen Dämme ein.
Und Menschen sah man weinen
am Abgrund steh‘n
vor eingestürzten Brücken.

Wir sehen der Gezeiten Wechsel:
auf Wut folgt Mut und nochmals Mut
um zu verbinden alle Tapfern
- nicht nur an Erft und Ahr.

Es sind die Taten,
die viele nun ermuntern.
Und (des Dechants) Worte trösten Seelen,
verleihen Menschen wieder Kraft.

Wir schlagen neue Brücken,
verbinden wieder Ufer,
erinnern uns der Worte in der Not:
Wer redet ist nicht tot!
(auch wenn die Flammen züngeln
und die Wasser gurgeln schon sehr um unsere Not).

 

(13) Was mögen die Müllmänner denken

(dieses Gedicht findet ihr - neben vielen anderen - in der Mohnfrau Koblenz 2010)

Was mögen die Müllmänner denken,
Wenn die Tonnen vor Windeln bersten?
Um Deutschland scheint es bestens bestellt
Es poppt sich in eine neue Kinderwelt?

Kämen sie auf die Idee, genauer hinzuschauen,
Dann würden sie merken –
Das müssen recht große Kinder sein,
High-Tech-bewindelt
Mit 2-Liter-Fassungsvermögen.

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder"
Geht an der Sache vorbei:
Kinder wachsen hinein in die Welt
Und in die Welt der Sprache.

Die großen Kinder hingegen
Stürzen hinaus
Und hinein in den Alptraum,
„Die Krankheit zum Tod".

Wir fallen mit ihnen
– Noch nicht so ganz,
Wenn wir flechten
Aus Windeln den Ehrenkranz.

 

(14) Xenophobie oder: Bleib doch!

nach dem Schlüsselmonolog von General Harras in Carl Zuckmayers:
Des Teufels General, in: Stücke 2, Frankfurt 1976, Seite 149

Es regt sich sanft das Leben
im milden Schein der Sonne.
Frühjahr schon -
kein Sommer;
zaghaft und nicht wild,
nicht fett und satt.
Nur stiller Hunger,
der noch weiß,
wie Fremdes schmeckt.
Nicht drängend,
eher zart, für sich.
Denn Fremdes bleibt nicht fremd.
Aber einfach weiterrudern?
Achtet ihr das Fremde,
ehrt es auch?
Ist’s doch euer Leben.
Wisst ihr denn,
was Inzucht wirklich ist?

Xenophobia!

 

(15) Don’t ask – don’t tell

Die Welt kommt zu uns
(manchmal auch als Flaschenpost*),
macht sich in uns breit,
sinkt ab in Fühlen und in Habitus.

Die Quellen gründen tief,
aus denen Lebenswasser quillt,
geklärt durch Denk- und Fühlverbote.

(Nur wenn ein Damm bricht vor der Zeit,
macht sich zuweilen Flut und Feuer breit,
zerreißt das dünne Eis der Contenance.)

Danach und manchmal auch zuvor
hilft uns dann Therapie
im Suchen und im Finden einer Sprache.

Und Sprache findet (manchmal) zaghaft ihren Weg
viel seltener die passende Adresse -
Für’s Zuhören wird ja nun gezahlt!

Wenn’s  jenem Urgrund mangelt an Vertrauen,
wenn Schmerz und Kränkung Fundamente bauen,
versagt man sich das Fragen -

und das Erzählen wohl erst recht!
Kommt, reden wir zusammen (schrieb Gottfried Benn**) -
wer redet, ist nicht tot!

Und wusste wohl: es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not – und warnt:
Kommt öffnet doch die Lippen,

so nah schon an den Klippen
in eurem schwachen Boot.
Nur wer redet, ist nicht tot!

 

*im Link letzter Absatz - grün hervorgehoben

**Gottfried Benn, Gesammelte Werke - Gedichte (Limes Verlag), Wiesbaden 1963, S. 320

 

   
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