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Das Ende der Geborgenheit – einem Bericht Helga Schuberts nachempfunden

„Es ist die Aufgabe der Friedfertigen dieser Erde, die Gewaltbereiten mit gutem Vorbild und Argumenten von der besseren Alternative (friedvolles Miteinander) zu überzeugen.“

Das schrieb mir heute ein Freund zum heutigen Tag (85 Jahre nach Beginn des Zeiten Weltkriegs). Es bedürfe einer Friedenskultur. Die beginne bekanntlich im Kleinen und könne sich dann im Idealfall nach dem Prinzip der konzentrischen Kreise weltweit ausdehnen. Der Idealist wird dem folgen können; der Realist wird darauf hinweisen, dass es dabei um nichts Geringeres gehen könne als Abstand zu nehmen von Weltbildern erster Ordnung. Mein Freund und ich waren Lehrer und sind uns einig, dass dies nicht denkbar ist ohne eine umfassende Bildung zu der auch Herzensbildung gehört.

Aufbruch mit Alexander Kluge – Ankunft mit Benedict Wells (VII) -
Macht Euch auf die Socken

hier geht es zu Benedict Wells  und II und III und IV und V und VI

Zehn Jahre – schlappe zehn Jahre ist es nun her, dass ich mit meinem Blog online gegangen bin. Heute spanne ich einen galaktischen Bogen von der nachstehenden Veröffentlichung Wir müssen uns auf die Socken machen (meine Rezeption des Interviews von Denis Scheck mit Alexander Kluge zu dessen 80sten Geburtstag habe ich am 8. August 2014 online gestellt). Dieser Monolith, an dessen Steilwänden ich mir den Aufwind hole für mein Lebensprojekt, das mit Hildes Geschichte einen ersten, dilettantischen Aufbruch erlebt hat, wird nun zehn Jahre später komplettiert durch Die Geschichten in uns. Benedict Wells hat damit den anderen Monolithen in die Wüste der sozialen Systeme gesetzt. An seinem Fuß sprudeln nun die frischen Quellwasser, an denen man sich jeden Tag laben kann. Allein auf der Seite 381 sprudelt dieser Urquell, wenn er in der Liebeserklärung an seine Mutter feststellt: „Die liebevollen Momente und Besuche bei ihr nach schwierigen Jahren sind unendlich kostbar für mich; ein kleines Wunder und der Beweis, dass man nie aufhören sollte zu hoffen.“ Und unter Zu guter Letzt I (auf derselben Seite) fürchtet er, uns Lesern vielleicht zu viel Persönliches zugemutet zu haben. Nein, Benedict Wells, wenige Wochen nach dem Aufbruch, den Sie mir gestattet haben, kann ich das ganze Gegenteil berichten. Denn die Neverboys und die -girls, von denen sie fürchten, dass sie oft die Bittergirls und –boys von morgen sind, können manchmal tatsächlich auch altgewordene Bitterboys und –girls sein, denen es im hohen Alter von über 80 Jahren gelingt, ihren Frieden zu finden und zu machen – der Beweis, dass man nie aufhören sollte zu hoffen.

Hadde och Bärchje?

Danke, Sabine Friedrich Wer wir sind (Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012), verrückt genug, diente mir vor Jahren als Quelle. Es gibt viele markierte Textstellen und Post-its, zur Orientierung in einem mehr als 2000 Seiten umfassenden Roman. Ich war schon immer auf der Suche nach einer Meta-Studie über den deutschen Widerstand. Sabine Friedrich hat sie in Gestalt eines Mega-Romans geliefert.

Sabine Friedrich schreibt in ihrem Werkstattbericht (ebenfalls München 2012) zu ihrem Roman auf Seite 15:

„Das Thema entwickelte einen Sog. Es riss mich davon. Ich verlor den Boden unter den Füßen.“

Ich hatte nie Boden unter den Füßen. Das wird mir umso klarer, wenn ich bei Sabine Friedrich lese:

Benedict Wells: Die Geschichten in uns - Vom Schreiben und vom Leben VI

hier geht es zu und II und III und IV und V

Meine Auseinandersetzung mit Benedict Wells hat unverhofft einen völlig unerwarteten Anstoß bekommen, einen Impuls, der mich dazu verführt, Erwartungen zu phantasieren – nein, nicht zu hegen –, Erwartungen, die so illusorisch sind, wie meinetwegen die frühen Phantasien Benedict Wells‘ ein erfolgreicher Autor zu werden. Auf Seite 337 meint er, es gebe Autoren, die „an ihrem Leben entlang schreiben“. Andererseits gebe es Autoren, die ihre Einfälle aus der Außenwelt bezögen: „aus den Geschichten anderer Menschen und Beobachtungen“:

„Manche fangen mit der eigenen Geschichte an, ehe sie sich zunehmend anderen Themen zuwenden. Andere landen zu Beginn weit draußen im Fiktiven und müssen sich dem eigenen Leben annähern; das Schreiben als Rückkehr zu sich selbst.“

Am vergangenen Samstag – ein Tag vor dem zwanzigsten Geburtstag meines jüngsten Patenkindes – trafen sich Patenonkel auf der einen Seite, Vater, Mutter, (Paten-)Kind auf der anderen Seite. Im Geburtsjahr meines Patenkindes hatte ich mit einer Kladde begonnen und diese Kladde dann völlig vergessen. In meinem Urlaub auf Juist habe ich dann den unmöglichen Versuch unternommen, der damit ausgelösten Bringschuld gerecht zu werden. Insofern ein Glücksfall, als dies zumindest ermöglichte eine Spanne von zwanzig Jahren zu überschauen und damit zu wissen, was an wichtigen äußeren Wendepunkten im Lebenslauf meines Patenkindes durch Beobachtung belegbar schien. Ich habe unter anderem Odo Marquards Unterscheidung des Schicksalszufälligen vom Beliebigkeitszufälligen bemüht (siehe: hier).

Benedict Wells - Die Geschichten in uns - Vom Schreiben und vom Lesen V

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"Ein soziales System kann nicht denken, ein psychisches System kann nicht kommunizieren." (Niklas Luhmann: Was ist Kommunikation? in: Fritz B. Simon, Lebende Systeme, Frankfurt 1997, Seite 28) Mit dieser ungeheuerlichen Provokation bringt Niklas Luhmann die Fundamentalprämisse seines Verständnisses von Kommunikation auf den Punkt. Um das Agieren Benedict Wells' und das - teils orientierungslose - Driften seines Vaters im Familiensystem von Schirarch zu beschreiben, gibt es vermutlich keine passendere Ausgangsprämisse als die Niklas Luhmanns. Das ist natürlich insofern Unsinn, als mit Luhmanns Verständnis von Kommunikation die Ausgangsprämisse zum Verständnis sozialer Systeme generell markiert werden kann (hier ein sehr persönliches Beispiel). In meinem Blog hat Luhmanns Kommunikationsverständnis tiefe Spuren hinterlassen (Was ist Kommunikation? - in Kurzform - in Langform). Dies gilt gleichermaßen für seine Skizze zu einer Theorie des Lebenslaufs!

   
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