- Details
Worüber wundern wir uns eigentlich? Und wie unterkomplex und geschichtslos kommen die meisten Sendeformate daher - auch der immer gut vorbereitete Markus Lanz?
Ich verknüpfe im Folgenden einen Aphorismus aus Theodor W. Adornos Minima Moralia mit einem Beitrag, den ich vor Monaten in meinem Blog veröffentlicht habe. Erst Adorno hat mir auf brutal-nüchterne Weise vor Augen geführt, dass wir uns zu Unrecht wundern über den Extremismus im politischen Denken und Handeln derer, die in der Traditionslinie Carl Schmitts stehen. Carl Schmitt ist in keiner Weise zu rehabilitieren. Er ist und bleibt in seiner Denkweise - und im übrigen sicherlich auch in seiner (moralischen) Fragwürdigkeit und Verkommenheit der ghostwriter nicht nur Adolf Hitlers, sondern gleichermaßen eines Wladimir Putins.
- Details
Ich bin ein wenig verrückt – der Auftakt zu Kurz vor Schluss, Teil II (hier Teil I)
Ich bin ein wenig verrückt. Der Maßstab dafür ist ein Unterscheidungsmerkmal, dass mich von all meinen Verwandten und Bekannten deutlich unterscheidet: Ich bin schreibbesessen (jeder hat da so seine Obsessionen – Claudia macht es in Farbe, und so viel besser als ich). In den letzten 25 Jahren habe ich tausende von Seiten beschrieben. Peter Sloterdijk spielt in seinen Poetik-Vorlesungen aus dem Jahr 1988 mit der Vorstellung, dass jeder Mensch eine Silbe verkörpere, ein einmaliges unverwechselbares Gewächs aus Konsonanten und Vokalen, eine lebende Silbe, unterwegs zum Wort zum Text. Er spricht davon, dass durch viele Schreibversuche hindurch eine Annäherung an die Klanggestalt der sich verborgenen Lebenssilbe stattfinde. Diese Annäherung hat sich freilich auf intensivste Weise Bahn gebrochen in meiner Lyrik – vielleicht führt mein nächstes Projekt einmal alle meine lyrischen Versuche zusammen?
Weiterlesen: Ich bin ein wenig verrückt – der Auftakt zu Kurz vor Schluss, Teil II (hier Teil I)
- Details
A.R. Bodenheimer - Verstehen heißt antworten (man sollte den Text von hinten nach vorne lesen)
"Fragen kann krank machen, sagen kann bewahren - selbst wenn der Tod schon vor der Tür steht. Sogar dann, wenn es der nukleare Tod ist, das Ende im atomaren Genozid. - Im Gespräch über diesen treffen wir, es ist nach Tschernobyl, eine Familie an, irgendwo rund um die Erde, und das Kind fragt: 'Was passiert, wenn die Atombombe losgeht?' Dieses Kind hat Eltern, denen Wahrheit die Deutlichkeit der Realität ist, nicht die bewegende Wirkung des Wortes. Und aus dem heraus, was ihnen als Liebe zur Wahrheit gilt, antworten sie ohne weitere Besinnung dem fragenden Kind: 'Dann sind wir alle tot.'
- Details
Was schulden wir unseren Eltern?
Was schulden wir unseren Eltern? Unsere Eltern sind tot. Also stellt sich die Frage nuanciert anders: Sind wir unseren Eltern etwas schuldig geblieben? Stefanie Flamm – ZEIT-Autorin – erweitert die Fragestellung in ihrem Beitrag um die brisante Zuspitzung, ob wir unseren Eltern überhaupt etwas schulden?
„Was schulden wir unseren Eltern? Vielleicht erst mal die Erkenntnis, dass das Alter für die meisten Eltern ein noch viel größerer Mist ist als für uns. Dass auch Sie in dieser Lebensphase, in der sie von umschmeichelten Silver-Agern zu Greisen werden, auf keinerlei Vorbilder mehr zurückgreifen können.
- Details
Drei Unheilige aus dem Abendland
Wladimir, wir kommen – wir kommen aus dem Abendland:
Wir bringen ein Plakat: Frieden schaffen ohne Waffen!
Und wir bringen Dir das verbriefte Recht auf Widerstand
mit der Anleitung zum Tyrannenmord.
Wir bringen Dir noch mit die unheilige Sahra mit Knecht und Wagen;
auch sie kommt nur noch mit gekreuzten Beinen und spricht von Kriegsverbrechen.
Doch wir sind bereit zum Gang nach Canossa -
auf Knien kriechen wir die Stufen zum Kreml hinauf und bitten Dich um Gnade!