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Ausbruch aus dem generativen Gefängnis – Alex Schulman: Verbrenn alle meine Briefe (Teil VI)

Siehe hier: Teil ITeil II, Teil IIITeil IV, Teil V

"Aber jetzt begreife ich nichts mehr." 

Seite 189ff. - wir schreiben den 29. Juni 1932:

"Endlich kommt Sven aus dem Bad, und ihre Blicke treffen sich kurz, als sie aneinander vorbeigehen. Er wirkte nicht wütend. Seine Augen sind ausdruckslos. Als sie gerade die Badezimmertür hinter sich schließen will, hält er diese fest und öffnet sie weit. Sie sehen einander an. 'Wenn du mir jemals untreu bist, werde ich als Erstes ihn erschießen. Dann dich. Und zuletzt mich selbst.'"

Ausbruch aus dem generativen Gefängnis – Alex Schulman: Verbrenn alle meine Briefe (Teil V)

Siehe hier: Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV

1988

Alex Schulman ist zwölf Jahre alt. Er ist - wie so häufig zu Besuch bei seinen Großeltern, und er ist gern bei seinen Großeltern; vor allem bei seiner Großmutter: "Ich liebe es bei meinen Großeltern zu frühstücken... Oma betritt die Küche. Als sie mich sieht, strahlt sie... Meinen warmen Kakao bereitet Oma mit so feierlicher Sorgfalt zu, als folge sie einem uralten Rezept." Alex scheint eine feine Beobachtungsgabe zu haben. Er schildert die Gewohnheiten, Rituale und Marotten seiner Oma mit inbrünstiger Anteilnahme:

Alex Schulman - VERBRENN ALL MEINE BRIEFE (Teil III)

Siehe hier: Teil I, Teil II

Wenden wir uns - bezogen auf die drei Zeitebenen - dem zu, was den irrationalen, verrückten, gleichermaßen dramatischen wie frappierenden Anteil dieser merkwürdigen Familiendynamik ausmacht; einer Liebesgeschichte, die vielleicht normale Menschen für vollkommen absurd bis unfassbar betrachten könn(t)en, die gleichwohl hineinreicht bis in das Leben der Enkelgeneration. Ich nehme daher zunächst einmal Bezug auf einen jeglicher Romantizismen unverdächtigen Kronzeugen, der sich zur Liebe auf gleichermaßen ernüchternde wie erschreckende Weise äußert (selbst habe ich das Themenfeld in: Kopfschmerzen und Herzflimmern tiefschürfend umgepflügt):

Alex Schulman - VERBRENN ALL MEINE BRIEFE (Teil IV)

Siehe hier: Teil I, Teil II, Teil III

Nun ja, ich will nicht sagen, dass mich die Liebesgeschichte - die Affäre -, um die es hier geht, langweilt. Ich habe selbst Liebesgeschichten beobachtet und war selbst verstrickt in Liebesgeschichten. Und ja - ich habe die 70 im Februar überschritten, bewege mich in einem ruhigen Fahrwasser. Alex Schulman (AS) schreibt auf Seite 117 seiner Aufzeichnungen über seine Großmutter: "Noch nie hat sie einen Menschen getroffen, der sich so leicht von seinen Gefühlen überwältigen lässt. Darin ist er Svens absoluter Gegensatz." Was Karin Stolpe an Olof Lagercrantz fasziniert, wie er in seiner Liebesblödigkeit agiert, das muss man schon selber lesen (ich bekomme keine Provisionzahlungen von dtv!).

Ausbruch aus dem generativen Gefängnis – Alex Schulman: VERBRENN ALL MEINE BRIEFE (Teil II)

Siehe hier: Teil I

AS entwickelt das komplexe Geflecht einer intergenerativen Dynamik auf drei Zeitebenen – zum einen der Ebene eines Paares – seiner Großeltern –, die sich als eklatant ungeeignet füreinander erweisen werden. Hier setzt Karin Stolpes Tod 2003 den Endpunkt. AS erlebt sich selbst noch einmal als Kind seiner Großeltern – hier ist das Jahr 1988 der Fokus, das Jahr in dem er nolens volens den Briefwechsel, den Austausch der Liebesbriefe zwischen Olof Lagercrantz und seiner Oma entdeckt und damit die unterschwellig immer präsente Katastrophe auslöst.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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