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Wir tragen einen großen Namen - Alice und Ellen Kessler
Nun ist sie also wieder da - die Diskussion um die Sterbehilfe - die Hilfe zum Sterben. Ausgelöst wird die öffentliche Debatte durch den Freitod der sogenannten Kessler-Zwillinge, die die Hilfe der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben e.V. (DGHS) zum assistierten Suizid in Anspruch genommen haben. Rudi Krawitz verfügt über einen Wikipedia-Eintrag, trägt aber keinen großen Namen. Nach Antrag - ebenfalls bei der DGHS - am 1. September hat er ebenfalls den assistierten Suizid gewählt, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Rudi hat im Mitteilungsblatt der DGHS seine persönlichen Motive dargelegt. In einem zweiten Beitrag, der in der Ausgabe 1/26 des Mitteilungsblattes der DGHS erscheinen wird, legt er - anders offenkundig als die Kessler-Zwillinge - ein gewichtiges Plädoyer für die Möglichkeit des assistierten Suizids vor.
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Peter Jordan: Kein schöner Land (München 2025 – dtv Verlagsgesellschaft, 153 Seiten)
Wer ist Peter Jordan? Zumindest ein von mir geschätzter deutscher Schauspieler, Jahrgang 1967. Arno Frank ist vier Jahre jünger; zuletzt ist er mir begegnet mit Ginsterburg (Stuttgart 2025 – Klett-Cotta, 427 Seiten). Peter Jordan ist 15 Jahre jünger, Arno Frank ist 19 Jahre jünger als ich – weit weg von mir und meiner Sozialisation in den 50er und 60er Jahren.
Zunächst einmal will ich meiner Enttäuschung Raum geben – vor allem Arno Frank gegenüber, der in einem SPIEGEL-ESSAY Erwartungen geweckt hat, die sein Roman nicht einzulösen vermag. Ginsterburg bleibt – trotz einiger eindrücklicher und sprachsensibler Milieuschilderungen merkwürdig unbelebt; die Figuren wirken leblos und flächig - ohne Tiefengrund. Die Einstreuung von Dokumenten vermag nur ansatzweise zu überzeugen. Was Arno Frank sozusagen in eigener Bedrängnis in seinem SPIEGEL-Essay zum Ausdruck bringt, wird durch seinen Roman nicht eingelöst.
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Der Tod das Gebirg des Seyns im Gedicht der Welt (Martin Heidegger)
Wie weiland Frederick sammle ich Worte und Mitteilungen wie Sonnenstrahlen - so wie im Folgenden Beispiel (und ganz unten hat uns Frederick - heute an Allerseelen - einen weiteren wärmenden Sonnenstrahl geschickt. Es ist doch gut, dass wir ein Gedächtnis haben und uns zu erinnern vermögen.
Wie sehr unsere Lebenswege - seit Rudis Dienstantritt im Juni 1994 an der Uni Koblenz (der mit meinem zusammenfiel) - miteinander verwoben waren, zeigen die 50 Fundstellen in diesem Blog, die sich ergeben, wenn ich den Namen "Rudi Krawitz" in die Suchfunktion eingebe. In seinem von ihm selbst verfassten und im Hinblick auf die Veröffentlichung autorisierten Beitrag im Publikationsorgan der Gesellschaft für Humanes Sterben e.V.: Selbstbestimmt Sterben - Meine Geschichte zitiert er Martin Heidegger: "Der Tod ist das Gebirg des Seins im Gedicht der Welt".
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William Stern III Gemütsbewegungen des ersten Lebensjahres
Meine jüngste Enkelin ist heute genau 56 Tage auf dieser Welt; das sind acht Wochen bzw. zwei Monate. Heute Morgen war unsere Kleinste hellwach. Alles, was William Stern so akribisch protokolliert und auch versucht einzuordnen, lässt sich bei Lia-Sophie - wie bei allen gesunden Säuglingen - nun in ersten Ausdrucks- und Hinwendungsbewegungen beobachten. Die folgende Passage - die Seite 96 von insgesamt 523 Seiten - gebe ich hier im Originaltext wieder, weil sich für die Eltern (und Großeltern) alleine auf dieser Seite, deren Text vor mehr als 110 Jahren entstanden ist, jene Beglückungen wiederfinden, die William Stern (mit seiner Frau Clara) an seinen eigenen Kindern beobachtet und protokolliert hat (siehe dazu unbedingt die Würdigung von Günther Stern-Anders seinen Eltern gegenüber):
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William Stern II - Geleitwort zur siebten Auflage der Psychologie der frühen Kindheit
Einleitend bemerkt Günther Stern-Anders, dem Buche seines Vaters Worte mit auf den Weg zu geben, wäre anmaßend, läge nicht zwischen der letzten Auflage und dieser neuen die dunkle Zeit des Interregnums. Er befürchtet mit dieser Neuauflage in Deutschland einen Autoren wieder einzführen, der inzwischen schon unbekannt sei. Er hege die Hoffnung noch unbekannt. Dabei habe das Buch vor 1933 seinen Weg gemacht:
"Es war weit über den Bereich der Universitäten und über die deutsche Sprachgrenze gedrungen und für alle, denen Kinder >wichtig< waren, für Eltern, Kindergärtner, Lehrer, Ärzte, Jugendrichter zu einer Art von Grundbuch über das Kind geworden."
Es geht dann im Weiteren um den Forschungsansatz, wobei William Stern das Problem hatte, das "sein Begriff des Menschen nicht mit dem des Experiments zu vereinigen war [...] denn der Mensch war von vornherein - darin war er Kantianer, freilich einer, der die Freiheit in das Naturwesen selbst verlegte - ein spontanes Wesen; ein Wesen, das nicht nur >antwortet<, sondern selbst >spricht<." Sein Vater sei davon überzeugt gewesen, dass die Bedingungen des psychologischen Experiments nur in seltenen Fällen mit den im wirklichen Leben die Spontaneität begrenzenden Bedingungen zusammenfielen. Der Hauptgrund für den Stil seiner Untersuchungen sei jedoch ein moralischer gewesen:
"Zwar führten meine Eltern ihre psychologische Arbeit an den eigenen Kindern durch; aber niemals sahen sie in uns einfach Material oder die Gelegenheit möglicher Forschung; immer achteten sie darauf, daß die psychologische Beobachtung unspürbar blieb; niemals durfte sie den Eindruck einer isolierten Veranstaltung machen; niemals ihr zuliebe die Unbefangenheit gestört werden; niemals war die Beobachtung etwas anderes als Teil der >Achtung<, die die Eltern uns Kindern entgegenbrachten. [...] Und wurden Experimente durchgeführt, so ahnten >wir Kinder<, meine zwei Geschwister und ich, nichts davon, und jeder Versuch war ein neues, von den Eltern erfundenes, Spiel."
