Benedikt Bösel: Rebellen der Erde (VII)
Rebellion im Garten!?
Ja, bei traditionell sozialisierten Hobbygärtnern ist eine der existentiellen und folgenreichen Unterscheidungen die zwischen gewünschten bzw. geduldeten Kräutern auf der einen Seite und den Unkräutern auf der anderen Seite. Bei Benedikt Bösel erhalten nun Anne Kaulfuß und Deacon Dunlop die Gelegenheit uns darauf hinzuweisen, dass "Unkräuter und Schädlinge nur im Kopf existieren". Auf Seite 171 in: Rebellen der Erde: Wie wir den Boden retten – und damit uns selbst (München 2023) ist also zu lesen:
„Unkräuter und Schädlinge existieren nur im Kopf. In der Natur gibt es weder Unkräuter noch Schädlinge, beides sind menschengemachte Konzepte: Beikräuter, so nennen wir sie, signalisieren als Zeigerpflanzen den Zustand des Bodens. Brennnesseln und Melde etwa zeigen einen Nährstoffüberschuss an, den sie in den oberirdischen Pflanzenteilen binden. Ackerschachtelhalm und Disteln zeigen Verdichtungen an, die sie mit ihrem Wurzelnetzwerk versuchen aufzubrechen. Das Beikraut sollte dort, wo es nicht stört, stehen bleiben. Überall da, wo Beikraut nicht erwünscht ist, behebt man zunächst die angezeigte Störung, also zum Beispiel bereits überdüngten Boden nicht noch mehr düngen und verdichtete Bereiche mit der Grabgabel lockern.“
Ein weiterer trivialer Alltagstrick von den beiden:
"Laub ist eine der kostbarsten Ressourcen. Es macht uns traurig, wenn jeden Herbst tonnenweise Laub wie Müll in Plastiksäcken am Straßenrand entsorgt wird. Dabei hat Laub (übrigens auch Rasenschnitt, Anm. FJWR) einen vielseitigen Nutzen für jeden noch so kleinen Garten. Es zersetzt sich über den Winter von ganz allein und setzt dabei kostbare Nährstoffe frei. Mit dem liegen gebliebenen Laub kümmert sich die Natur also um ihren eigenen Nährstoffhaushalt. Laub kann kompostiert werden oder als Mulch die Beete das ganze Jahr über schützen. Stundenlanges Rechen oder ohrenbetäubende und energieintensive Laubbläser wären eigentlich überflüssig. Ganz nebenbei ist ein Laubhaufen auch ein sehr beliebter Überwinterungsplatz für viele Tiere, wie Igel und Insekten, die in keinem Garten fehlen sollten."
Und ein dritter Tipp:
"Wildblumen für die Artenvielfalt: Regionale Wildblumenmischungen sind nicht nur wunderschön, sondern unverzichtbarer Lebensraum für unzählige Insekten. Wildblumen im Beet oder Balkonkasten bieten vielen stark bedrohten Arten wie den Wildbienen ein willkommenes Buffet. Das Saatgut kauft man am besten bei lokalen Wildblumen-Vermehrern, die wissen, welche Arten für welchen Standort geeignet sind. Lokalität und Angepasstheit sind wichtig. Nur so kann die dort heimische Flora und Fauna maximal gefördert werden. Auf lehmigem Boden wachsen ganz andere Pflanzen gut als auf einem sandigen. An einem feuchten, schattigen Platz wachsen andere Wildblumen als in einer trockenen, sonnigen Ecke. Generell gilt: Je diverser die Mischung, desto besser!"