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Vision für die Landwirtschaft der Zukunft – Wie Agroforst-Systeme die Äcker gegen Dürren wappnen können – Betrieb in Brandenburg als Versuchslabor von Monika Wendel (RZ Nr. 154/2023) - Ein Leserbrief

Benedikt Bösel gilt als Promi unter den Ökobauern - zumindest wird er von Monika Wendel in der Rhein-Zeitung vom 6.7.23 so vorgestellt. In seinem Buch: Rebellen der Erde - Wie wir den Boden retten, und damit uns selbst (München 2023) hat er seine Erfahrungen zusammengefasst. Einige von uns glauben ja - vereinfacht gesagt -, dass Tomaten und Äpfel, ja unser Gemüse und unsere alltäglich konsumierten Lebensmittel würden im Supermarkt wachsen und das Wasser käme halt aus der Leitung. In diesem Sinne haben viele von uns den Kontakt zur Natur verloren.

Die Visionen für die Landwirtschaft der Zukunft haben bereits Gestalt angenommen und zeigen, wie man sich gegen die mit dem Klimawandel einhergehenden Bedrohungen wappnen kann. Dabei spielen sogenannte Agroforst-Systeme eine wichtige Rolle. Mit dem Pflanzen und säen der richtigen Artengemeinschaften kehrt Zug um Zug die Vielfalt im Boden zurück, die durch Erosion und Überdüngung zerstört wird. Durch den von Benedikt Bösel und anderen erprobten Umbau kann sich die erforderliche Symbiose zwischen Wurzeln, Mikroorganismen und Bodentieren wieder ausbilden. Es ist die Biomasse der Pflanzen, die nie das Feld verlässt, sondern als Mulch auf dem Boden liegen bleibt, die den Aufbau der notwendigen Humusschicht wieder ermöglicht. Es sind die oberirdischen Grünstreifen, die jene Rückzugsorte für Wild, Vögel, Amphibien, Spinnen und Insekten schaffen, die sich in die neu entstehenden Kreisläufe eingliedern. Wer einmal offenen Auges über das Maifeld fährt, sieht den überlebensnotwendigen Handlungsbedarf. Viele Felder sind hier – ohne Unterbrechung durch Grünstreifen – einer fortgesetzten Erosion ausgesetzt. Demgegenüber sind die Vorteile der von Bösel eingeführten Agroforststreifen für die Äcker enorm. Oberhalb der Erde bremsen die Streifen den Wind und werfen Schatten; durch ihre Fähigkeit Wasser zu speichern schützen sie gerade in den zunehmenden Dürresommern vor Erosion und Austrocknung.

Die in den Raum gestellten Kosten für eine Umgestaltung im Sinne von Agroforst-Systemen sind gewiss beträchtlich. Aber solche Vorbehalte sollten immer in Rechnung stellen, was mit den langfristigen negativen Effekten traditioneller Landwirtschaft verbunden ist. Mit Eva von Redecker (Bleibefreiheit, München 2023) sollte man bedenken, dass sich die Welt in einem rasanten Veränderungsgeschehen befindet – bewohnbare Gegenden, an denen man leben und bleiben kann, schrumpfen. Gewohnte Vorstellungen von Reise- und Bewegungsfreiheit unterliegen gleichermaßen diesem Wandel. Freiheit – so von Redecker – sei mehr und mehr darauf angewiesen, dass es auch in Zukunft noch Orte gebe, an die man fahren und an denen man bleiben kann – nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder und Kindeskinder.

Dr. Franz Josef Witsch-Rothmund, Am Heyerberg 11, 56072 Koblenz

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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