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Peter Härtling: O’BÄR AN ENKEL SAMUEL II

Eine Erzählung mit fünf Briefen (P.H. im Interview) (Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008)

Der zweite Brief (hier geht's zum ersten Brief)

O’Bär und den Kleinen Herrn trennen einige hundert Kilometer voneinander. O’Bär – so mitten in den Siebzigern – ist nicht mehr ganz fit. Im ersten Brief konnten wir davon eine Ahnung bekommen. Briefe sind eine Möglichkeit schriftlich nachvollziehbaren Kontakt zu halten – im Übrigen nicht nur über erhebliche räumliche Distanz, sondern auch die Zeiten überdauernd. Wie O’Bär bereits im ersten Brief andeutet, manche Botschaft wird der Kleine Herr erst später verstehen. Und dennoch mischen sich in den Briefen des alten, dicken Opas Episodisches mit Grundsätzlichem, wie der zweite Brief dann auch zu erkennen gibt (Hervorhebungen, FJWR):

Peter Härtling: O’BÄR AN ENKEL SAMUEL I

Eine Erzählung mit fünf Briefen (P.H. im Interview) (Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008)

Der erste Brief

Peter Härtling ist ja meinerseits eine späte Entdeckung. Der 1933 geborene Jungvolk- und HJ-Angehörige hat uns Nachgeborenen mit seiner Nachgetragenen Liebe ein Lehrstück geliefert darüber, wie total und radikal sich die Eingriffe eines Terrorregimes in die Biografien Heranwachsender (qua Sozialisation und Manipulation) auswachsen können. Er zeigt uns dann aber auch gleichermaßen, dass selbst ein hirn- und seelenverbrannter 13jähriger einen Weg findet – hinein in die Welt der Bundesrepublik, um dort Wegbereiter und Schrittmacher einer Demokratiekultur zu werden, und der im Verein mit anderen (dann irgendwann) alten weißen geistes- und seelenverwandten Männern und Frauen Bastionen baut gegen einen erneut Raum greifenden Rechtsextremismus. Bei alledem zeigt uns Peter Härtling seine Grenzen, seine Zerrissenheit beispielsweise in: Brief an meine Kinder (Stuttgart 1986).

Heute möchte ich an Peter Härtling erinnern mit meiner späten Entdeckung: O’BÄR AN ENKEL SAMUEL – nicht zuletzt weil ich seit geraumer Zeit selbst Opa-Bär bin aus der Perspektive meiner bislang zwei EnkelInnen, Leo und Jule und am 5. Januar 2024 ist Anouk hinzugekommen! Für sie schreibe ich – seit sie sich ankündigten – Kladden mit Einträgen, Erzählungen, Erinnerungen und Briefen, die sie irgendwann vielleicht einmal interessiert zur Kenntnis nehmen. Es könnte ein Schatz sein. Peter Härtling – ein Schriftsteller von Rang – hält auf jeden Fall sprachlich eine Menge Anregungen bereit. Deshalb hier der erste Brief an Samuel, den kleinen Herrn (Seite 21-23):

Wenn Du noch eine Mutter hast II

Ein Nachtrag

Von Putzerfischen und Schmeißfliegen "Viele Frauen sind zu leicht zu beeindrucken. Sie umschwirren die Männer wie Putzerfische den Hai" von Sabine Rückert (ZEIT 6/2016, Seite 50)

In ihrem Beitrag aus 2016 liest Sabine Rückert ihren Geschlechtsgenossinnen die Leviten. Ich greife von ihren zehn Punkten heute – am Muttertag – noch einmal den achten heraus. Selten habe ich das Bekenntnis zu einer (späten) Mutterschaft mit so viel Selbstironie und entwaffnender Ehrlichkeit wahrgenommen. Auch wenn Männer in ihrer nach wie vor ungebrochenen Hybris – nehmen wir Robert de Niro mit seinen fast 80 Lebensjahren zum Beispiel – in beträchtlicher Anzahl dafür sorgen, ihren verspäteten Kindern schon früh eine väterlich begründete und damit in allernächster Zukunft bereits verbürgte Halbwaisenschaft ins Stammbuch zu schreiben, halte ich es – auch als Mann – mit Sabine Rückert. Sie schreibt unter Punkt acht ihrer Abrechnung:

Wenn Du noch eine Mutter hast I

Es ist  -  mal wieder  -  Muttertag

Was ist eine Mutter? Eine einfache, große Frage zum Muttertag an eine EU-Kommissionspräsidentin, eine Hirnforscherin, eine Soldatin und andere „entbindende Personen“ VON TINA HILDEBRANDT UND ELISABETH RAETHER – in der ZEIT 20/23, Seite 6

Viele, die meine Blog-Beiträge lesen, kennen mich irgendwie von irgendwann und irgendwo. Ich bin 71 Jahre alt, männlich, habe nicht entbunden, habe aber viel geschrieben, vor allem inspiriert von Karl Otto Hondrich über Bindung, Geborgenheit und Entschiedenheit – zuletzt auch angeregt von Maximilian Probst über Verbindlichkeit. Ich habe auch schon die steile These vertreten, dass wir unser soziales Zusammenleben und die Art und Weise, wie wir Konflikte lösen, auf andere Weise gestalten würden, wenn Männer die Entbindenden wären. Andererseits spricht aber letztlich wenig für diese Annahme, da eine soziale Missgeburt wie Adolf Hitler vor allem unter Frauen den stärksten Rückhalt fand. Gleichwohl hätten bei militärischen Auseinandersetzungen die Kinder von Mördern – wie beispielsweise Wladimir Putin (samt seiner Führungsclique) an vorderster Front zu stehen. Eine Sensibilität oder schlichte Vorstellung davon, was es bedeutet, Raketen auf wehrlose Männer, Frauen, Kinder, alte Menschen, beeinträchtigte Menschen – im Übrigen auch entbindende Personen – abzufeuern, ist bei sozial debilen Menschen, wenn überhaupt, nur durch unmittelbare eigene Betroffenheit zu erzeugen. Es fällt mir schwer, solche Sätze zu schreiben und den dahinter stehenden Sinn als Option in Erwägung zu ziehen. Dies scheint mir auch ein Reflex auf die Enttäuschung zu sein, dass - anders als infolge der sowjetischen Intervention in Afghanistan - die Mütter ganz offenkundig im Zuge der russischen Aggression gegen die Ukraine keine Rolle zu spielen scheinen.

Max Uthoff: Dieser wundervolle Haufen Liebe

Manchmal überfordert mich Die Anstalt, die Max Uthoff gemeinsam mit Claus von Wagner moderiert – moderiert, so steht es in den Angaben zur Person in der Ausgabe von chrismon (Das Evangelische Magazin, 5/23). Die Tätigkeitsbeschreibung moderiert halte ich für maßlos untertrieben und frage mich manchmal, wie jemand komplex-komplizierte Sachverhalte in einer so ungemeinen Präsenz vermitteln kann. Wenig überrascht und ganz und gar nicht überfordert haben mich die Auslassungen im Rahmen des immer wiederkehrenden chrismon-Formats FRAGEN AN DAS LEBEN (Folge 195). Es sind ja Standardfragen, die man sich selbst beantworten kann/muss. Hier eine kleine Auswahl:

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

Max Uthoff antwortet: „Wenn ich mich verbunden fühle mit der Natur, meinen Kindern, meiner Frau, dem Lachen nebenan – und das mit vielen Sinnen aufnehme.“

Wer oder was hilft in der Krise?

In Krisen müsse man die Rücklagen angreifen, meint Max Uthoff: „Dieser wundervolle Haufen von Vertrauen und Liebe und Gemeinschaft, der im Lauf der Jahre entsteht. Da liegen auch Brocken von Streit dazwischen, aber zu wissen, dass der andere da ist – das sind die Segnungen einer Familie, von gemeinsamen Erlebnissen. Ich glaube nicht, dass der Mensch in großem Umfang gemacht ist, allein durchs Leben zu laufen.“

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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