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Schamverlust - Vom Wandel der Gefühlskultur

Eine Selbstverortung

Nein, dies ist keine Rezension von Ulrich Greiners 2014 erschienener gleichnamiger Monographie (Schamverlust Vom Wandel der Gefühlskultur, Rowohlt Verlag, Hamburg 2014, 349 Seiten). Seine nicht als "Kulturgeschichte der Scham", sondern als "strukturelle Betrachtung" gedachte Auseinandersetzung fungiert hier vielmehr als "Steinbruch" für eine Selbsteintschätzung, eine Verortung in schwierigem Terrain. Zunächst bediene ich mich der archivarischen Leistung, die Ulrich Greiner hier in beeindruckender Weise vollbracht hat. Er versteht "die Literatur [als] hervorragendes Archiv, das die Wandlungen der Gefühlskultur sammelt und aufbewahrt (S. 21)." Den Komplex aus Schuld und Scham und Peinlichkeit zählt er "zu den stärksten Antriebskräften, die Literatur entstehen lassen: als Ausdruck eines unlösbaren Konflikts, als rückwirkende Schambewältigung, als Erklärungsversuch des Unverstandenen, vielleicht gar Unerklärbaren (S. 22)."

Wir müssen reden

Laptops, Smartphones, Tablets: Die digitale Technik verändert nicht nur unserer Kommunikation - sie verändert uns!

Unter diesem Titel erschien am 3. Mai 2012 in deutscher Übersetzung ein Beitrag von Sherry Turkle in der ZEIT (19/12, S. 11). Sherry Turkle lehrt(e) Soziologie am MIT (Massachusetts Institute of Technology). Sie ist unterdessen 66 Jahre alt, und setzt sich als (ehemalige) Protagonistin der digitalen Welt zunehmend kritisch mit den habituellen Folgeerscheinungen einer permanenten Online-Existenz auseinander.

Für ein Leben in einer digitalen Welt opferten wir zunehmend das "echte Gespräch". Ihre Befürchtung bezieht sich darauf, in absehbarer Zeit den "Übergang von echten Gesprächen zu digitalen Verbindungen" überhaupt noch zu bemerken: "Wenn wir uns darüber weiterhin keine Gedanken machen, werden wir irgendwann ganz vergessen, dass überhaupt ein Unterschied zwischen beiden Kommunikationsarten besteht." Der Glaube, dass die kleinen Häppchen der Vernetzung (E-Mail, Twitter, Facebook etc.) am Ende zu "einem riesigen Bissen wirklicher Kommunikation" führe, sei ein verhängnisvoller Trugschluss. Konversation von Angesicht zu Angesicht entfalte sich langsam. Sie lehre uns Geduld. Digitale Kommunikation hingegen erzwinge andere Verhaltensweisen: "Wir erwarten schnelle Antworten. Damit wir sie bekommen, stellen wir nur noch einfache Fragen."

Old Love - Unsere Kinder

und noch einige andere Gedichte zum "Mythos" Kindheit einerseits und "Intimität" andererseits - und wie kommt das ganze hier auf die Startseite?

{Claudia wird 58??? In meinem Vernetzungs- und Verlinkungswahn ergab sich die Verlockung, das Demenztagebuch mit Old Love zu verknüpfen - mit Rückwärtsrolle (der nachstehende Link Old Love führt ins Demenztagebuch, und zwar in das vom 10.9.-23.9.2007 und ganz am Ende geht es um Old Love). Und natürlich hoffen wir alle, in diesem Jahr mit Claudia einen runden Geburtstag zu feiern. Apropos feiern: was heißt hier einen - viele!!! Neben Claudia nullen der Berti, der Hans-Peter (Wackeler) und und und. Ja und schließlich läßt sich Demenz nur mit Old Love gestalten. Die Liebe ist eine Himmelsmacht und macht den Himmel greifbar, im Demenztagebuch und in OLD LOVE!!!}

Heute ist ein besonderer Tag – Claudia wird 58 Jahre alt. Von allen Gedichten passt heute und morgen und übermorgen am besten Old Love. Dieses Gedicht ist sicherlich schon 15 Jahre alt. Und danach habe ich alles, was in diesem Gedicht an romantischer, erotischer und liebevoller Erfüllung steckt, anders und geläutert zum Ausdruck gebracht – in: Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, und hätte der Liebe nicht… Hier überwiegt die Dankbarkeit, denn ich habe gelernt, dass der Mensch ist, weil er sich verdankt. Und dieser Dank wird übergroß, wenn ich an unsere Kinder denke. Sie sind aus uns – aus Claudia und mir - hervorgegangen und gehen heute ihre eigenen Wege. Laura und Thomas sind aus Malta zurück, und Anne ist gestern Abend aus Irland zurückgekehrt, wo sie Ted besucht hat. Deshalb steht hier noch einmal Unsere Kinder, ein Gedicht, das nach meiner Heidelberger Zeit schon sehr deutlich zum Ausdruck bringt, was mit den wirklich großen Dingen gemeint ist. Wir feiern heute Abend, und das größte Geschenk ist, dass wir gemeinsam feiern können; als Familie und mit Freunden!

 

 Old Love

Es kommt mir mächtig in den Sinn,

ich riech es – bin verrückt.

Und weiß nicht wer ich bin,

bin ruhelos verzückt.

So tief kriecht es hinein

in mich – so sehr es mich beglückt,

es sickert in mein Sein,

und doch bleibt es entrückt.

Ist es der Duft der Frauen,

der lockend mich umfängt?

Ein Fenster öffnet sich zu schauen,

was meine Sinne so bedrängt.

Es lässt am Tage mich nun träumen

und lenkt den Blick zurück.

Aus alten, ewig jungen Träumen

Wächst du und schimmert Glück.

Kopfschmerzen und Herzflimmern – Talk im Hahn über Liebe, Sex und solche Sachen: Der größte Mythenentzifferer unserer Zeit erzählt uns von der Liebe – Roger Philippe und Adrian Nemo im Gespräch mit Roland Barthes und Gästen

Das folgende fiktive Gespräch im Café Hahn "fand im Jahre 2005 statt" und führt eine Reihe von "Experten" zusammen, die sich über die Liebe unterhalten. Dazu gehören an erster Stelle Roland Barthes, ein französischer Intellektueller, der dem Playboy 1977 ein Interview zu seinem Kultbuch "Fragmente einer Sprache der Liebe" gegeben hat. Zu diesem Gespräch, das weitgehend im Wortlaut wiedergegeben wird, haben Adrian und ich weitere Experten "eingeladen", so Niklas Luhmann, Peter Fuchs, Peter Sloterdijk und Susanne Gaschke. Moderiert und "inszeniert" wird all dies von Adrian Nemo, den ich immer dann an die Diskursfront schicke, wenn mir selbst der Boden zu heiß ist. Der folgende Text bildet das Kernstück meines 2005 erschienenen Buches: "Kopfschmerzen und Herzflimmern: Talk im Café Hahn über Liebe, Sex und solche Sachen". Das gesamte Buch kann man sich über den vorstehenden Link verfügbar machen. Es enthält neben dem hier wiedergegebenen Text vor allem noch die anregendtheen Aphorismen von Adam Phillips ("Monogamie, aber drei sind ein Paar") sowie einige andere bildhaft wiedergegebene Anregungen zum Thema. Unter dem Link "Experten-Interviews" könnt ihr euch theoretische und praktische Überlegungen zur Paartherapie zugänglich machen.

Ein kleiner Appetithappen vorweg, um neugierig zu machen:

Niklas Luhmann zum Umgang mit "Aufrichtigkeit":"Die Aufrichtigkeit wird in der Kommunikation unter Liebenden eindeutig wieder stärker betont. Und dabei geht es durchaus um mehr als nur Aufrichtigkeit in Bezug auf die Differenz von „wahrer Liebe“ und bloßer Verführung; es geht um ein schlichtes rezeptfähiges Prinzip, das dreihundert Jahre Einsicht in den unauflöslichen Zusammenhang von Aufrichtigkeit und Unaufrichtigkeit im Aufbau menschlicher Existenz und in der Entwicklung von Liebe bei Seite schiebt. Denn ganz abgesehen davon, ob der, den man liebt, es einem überhaupt erlaubt, alles zu sagen, was man zu sagen hat: Soll man aufrichtig sein auch in Stimmungslagen, die ständig wechseln? Soll der andere wie ein Thermometer an die eigene Temperatur angeschlossen werden? Vor allem aber: Wie soll man jemandem gegenüber aufrichtig sein, der sich selbst gegenüber unaufrichtig ist? Und ist schließlich nicht jede Existenz eine unfundierte Projektion, ein Entwurf, der Stützen und Schutzzonen der Unaufrichtigkeit braucht? Kann man überhaupt eigene Aufrichtigkeit kommunizieren, ohne allein schon dadurch unaufrichtig zu werden? Ja, und wenn auch einige, oder die Überzahl der Therapeuten, dies nicht sehen kann, ein systemisch inspirierter Paradigmenwechsel würde nicht zuletzt auch den therapeutischen Bemühungen neue Perspektiven eröffnen. Denn der Einfluss der Therapeuten auf die Moral (und der Moral auf die Therapeuten) ist zwar einerseits schwer abzuschätzen, sicher aber zu fürchten. Er setzt die labile Gesundheit, die heilungsbedürftige Verfassung des Einzelnen an die Stelle der Liebe und entwickelt für Liebe dann nur noch die Vorstellung einer wechselseitigen Dauertherapierung auf der Basis einer unaufrichtigen Verständigung über Aufrichtigkeit."

"Frauen können sehr von Pornos profitieren"

Die Schwedin Erika Lust dreht Sexfilme, die sich an ein weibliches Publikum wenden, und sieht sich selbst als Feministin. Wie passt das zusammen? Und was hat das alles mit Schule zu tun?

Meine Frau hat seit gefühlten 100 Jahren die "Brigitte" abonniert. In seltenen Fällen kommt es schon einmal vor, dass wir streiten, wer sie zuerst lesen darf. Regelmäßig schreiben Frauen (und Männer) auch zu allen denkbaren Themenbereichen der Sexualität. In der Ausgabe 10/2014, S. 136-139 wird mit obiger Überschrift "Erika Lust" interviewt. Sie lebt seit über 10 Jahren in Barcelona und berichtet, dass sie "nach ein paar Abendkursen Regie" einen eigenen Film drehen wollte. Sie hatte in Schweden politische Wissenschaft studiert und wegen ihres Hintergrundes in "Gender Studies" kam sie auf die Idee, einen "Sexfilm ohne Rollenklischee" zu machen. "The good girl" kam 2004 auf den Markt "und wurde sehr positiv aufgenommen". Ihre weitere Entwicklung schildert sie folgendermaßen: "Ich war damals schon mit meinem Mann Pablo zusammen, und wir haben beschlossen weiterzumachen. Und so wurde ich zu 'Erika Lust'. Denn das ist ja auch eine Rolle, die ich spiele. Erika Lust kann provokativ sein, klare Meinungen vertreten und kein Blatt vor den Mund nehmen. Wenn ich diese Rolle ablege, bin ich wesentlich zurückhaltender, und eine zu freizügige Sprache mach mich geradezu nervös."

Ich bin passionierter ZEIT-Leser. Auch die ZEIT forciert in unregelmäßigen Abständen den gesellschaftlichen Diskurs zu "Liebe, Sex und solchen Sachen"; zuletzt dürfte jedem in der aktuellen Ausgabe 35/2014 die Headline in Erinnerung sein: "Außen PORNO, innen PRÜDE - Wie wir in einer sexualisierten Welt in alte Verhaltensmuster zurückfallen". In der Nummer 21/2014 (15. Mai) beschäftigen sich Jeanette Otto und Johanna Schoener unter dem Titel "Die große Erregung" auf der in jeder Ausgabe (unter der Rubrik "Chancen") Fragen der Schule und Hochschule thematisierenden Seite mit "Sexualkunde": "Kinder und Jugendliche wachsen heute mit Nacktfotos und Pornofilmen auf. Ein großes Thema für die Schule. Aber das Fach Sexualkunde ist bei Lehrern so unbeliebt wie nie. Was hat das für Folgen?"

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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