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Peter Härtling - Nachgetragene Liebe (erster Teil)

Für meine Kinder – mit dieser Widmung versieht Peter Härtling seine Nachgetragene Liebe. Wie alt muss man werden? Peter Härtling war 47 Jahre alt als er sich 1980 herantraute an eine schwierige, offensichtlich ambivalente Vater-Sohn-Geschichte:

„Mein Vater hinterließ mir eine Nickelbrille, eine goldene Taschenuhr und ein Notizbuch, das er aus grauem Papier gefaltet und in das er nichts eingetragen hatte als ein Gedicht Eichendorffs, ein paar bissige Bemerkungen Nestroys und die Adressen von zwei mir Unbekannten. Er hinterließ mich mit einer Geschichte, die ich seit dreißig Jahren nicht zu Ende schreiben kann. Ich habe über ihn geschrieben, doch nie von ihm sprechen können (7).“

Leben lernen - mit Peter Härtling (auch für Rudi, dem ich die Nachgetragene Liebe verdanke)

Der letzte Vermerk in Peter Härtlings (1933-2017) Leben lernen – Erinnerungen auf Seite 263 (2003 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen – hier dtv, 2. Aufl. 2007) lautet:

„Es ist der 5. März 2003. Die Welt wartet auf einen Krieg. Das ist ein pathetischer Satz. Nur lässt die Zeit keinen anderen zu. Fürs Wochenende haben sich die Kinder mit ihren Kindern angesagt. Mechthild und ich werden ungeduldig warten, aufspringen, zur Tür laufen, wenn im Garten Stimmen laut werden.“

(M)Ein Adventskalender (2022) - Heute öffenen wir das vierundzwanzigste Türchen (24)

Familie - die (vor-)letzte Bastion in eisiger Zeit

In der dritten Adventswoche hatten wir Bescherung – in der Spitze mit 14 Grad minus bescherte uns Hochdruckeinfluss für eine Woche tiefwinterliche Verhältnisse. Am 18. Dezember bin durch diese Winterlandschaft gewandert, hoch oben auf dem Heyerberg, der mir seit 40 Jahren vertraut ist. An diesem Sonntagmorgen war es hell, und die Sonne ließ die verschneiten Ackerflächen in ihrer gleißenden Helle erstrahlen gegen einen sanft-blauen Himmel mit milchigen Rändern. Und das Dunkel des Waldsaumes wurde gemildert durch Schnee- und Eiskristalle auf Ästen und Gestrüpp. Die Steigerung – oder vielleicht auch nur die andere Seite – tiefen Winters fasst Karl Ove Knausgard in Worte. Er spricht vom Wesen des Winters:

Harald Martenstein will siebzig werden - total alt(:-))

Harald Martenstein und ich sind uns schon einmal begegnet: In Der Tod und ich sinnierte er über die Sinnfrage(n) des Lebens und gab mir dazu ein Interview . Im aktuellen ZEIT-Magazin darf er nun über das Altern schreiben- total alt, in diesem Jahr (2023) die siebzig anstrebend (es handelt sich beim aktuellen ZEIT-Magazin bereits um die Nr. 1/23), stellt er zunächst einmal fest, wer alles zu seinem Jahrgang gehört. Ich bin überrascht - ein illustres Jahrgangstreffen. Ich gehöre ja nicht dazu, da ich die siebzig ja bereits seit Februar im Gepäck habe).

(M)Ein Adventskalender (2022) - heute öffnen wir das dreiundzwanzigste Türchen (23)

„‚Josef war der erste Feminist‘, sagt der Pfarrer (Marie-Lucas N’Dione aus Joinville in Nordfrankreich). ‚Kein Held, aber heldenhaft.‘ Er ließ sich ein Kind unterjubeln, um das er sich rührend kümmerte. Er nahm das Wohl seiner Frau wichtiger, als den eigenen Stolz. Er war ein Normalo, der angesichts der Umstände über sich hinauswuchs. Ein Mann der Tat, nicht der Worte (ZEIT vom 22. Dezember 2022 – Dossier: Josef).“

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund