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(M)ein Adventskalender (2022) - Heute öffnen wir das erste Türchen (1)

Auch in den nächsten 24 Tagen werde ich hier im Rahmen meines Blogs - wie schon 2021 - meinen ganz persönlichen Adventskalender präsentieren. Ich erinnere mich gerne an die Zeit, als sich im Südwestrundfunk vor vielen, vielen Jahren in der Adventszeit jeden Morgen knarrend und schliepsend ein Törchen öffnete, um uns in erster Linie zu erfreuen und frohgestimmt in den Tag gehen zu lassen - ein reines Amüsement wird mein Kalender sicherlich auch in diesem Jahr nicht sein können. Apropos:

Totensonntag - grauschattierte Impressionen mit Peter Sloterdijk und Wolf Biermann

Fraglos Grau: Die Kraft und Konzentration der Lyrik – alle Buntheit mündet in einer Verdichtung zu einem endlos gestuften Grau

Fraglos

Immer wenn die Welt sich offenbart,
Dann werde ich ganz still,
Weil meine Spur, die zielbestimmte Fahrt
Sich wendet und sich ändern will.
Immer wenn sich Größe zeigt,
Verwandle ich mich leise.
Wenn sich ein Irren hin zum Ende neigt,
Werd ich – trotz blinder Flecken – manchmal weise.
Wenn leise Klänge sich verdichten
Und großer Klang entsteht,
Wenn Fragen sich in Fragen lichten,
Ein Hauch von Weisheit uns umweht,
Wenn Farben sich vermischen,
Und Buntheit sich in Grau ergeht,
Wenn aller Hochmut dann verblichen,
Am Horizont ein Hoffen steht,
Dann geh ich auf die Reise
Und frage nicht mehr viel.
Ich wandle einfach still und leise,
mit sanfter Kraft – auch ohne Ziel!

Alex Schulman: Verbrenn all meine Briefe - Zum Letzten

zu den einzelnen Beiträgen hier: 

Siehe hier: Teil ITeil II, Teil IIITeil IVTeil VTeil VITeil VII

Die Psychologie des Zusammenseins (aus systemmagazin)

Vor kurzem erschien an dieser Stelle ein Rezensionsessay von Wolfgang Loth über Texte der Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus, über Die Psychologie des Alltags. Ebenfalls im dgvt-Verlag ist mit gleichem, aber spiegelverkehrten Cover, ein 444 Seiten starker, bereits 2009 im englischen Original veröffentlichter Band von Ken Gergen über Die Psychologie des Zusammenseins erschienen, in dem er die Abkehr von der individualistischen Tradition, das autonome Selbst in den Mittelpunkt der Psychologie zu stellen, begründet.

Prosit - auf unsere Gesundheit!

Vierzehn Tage Tauchstation – Para-Influenza mit massiver viraler Überlast – so oder ähnlich die Diagnose für ein Krankheitserleben, das mit seinen extremen, sich wellenartig überlagernden Hustenattacken zumindest für mich absolut ungewohnt daherkam. Mit Gesundheit bin ich gesegnet – siebzig Jahre ohne lebensbedrohliche Erkrankung. Selbst die WHO-entlehnte Gesundheitsdefinition, wonach jemand gesund ist, der im Großen und Ganzen von sich sagen kann, ein bio-psycho-soziales Wohlbefinden beschreibe sein Körper-Geist-Erleben samt einer gediegenen sozialen Einbettung, scheint nicht aus der Luft gegriffen.

Ausbruch aus dem generativen Gefängnis – Alex Schulman: Verbrenn alle meine Briefe (Teil VII)

Siehe hier: Teil ITeil II, Teil IIITeil IVTeil V, Teil VI, Teil VII

Und Alex Schulman beginnt zu begreifen

In all den nachgelassenen Briefwechseln stößt Alex auf einen Brief, den Sven Stolpes Mutter 1932 an ihren Sohn schreibt. Sie zeigt sich enttäuscht, dass Sven so verantwortungslos war, das Auto kaputtzufachen. Sie hatte es ihm nämlich bezahlt. Darauf antwortet er:

"Verantwortungslosigkeit beim Unfall? Hm. Und wenn es Absicht wäre? Wenn ich aus Verzweiflung von der Fahrbahn abgekommen wäre? Wenn ich vorhabe, dasselbe noch einmal zu tun, sobald ich das Auto wiederhabe? Fall Mutter zufälligerweise nicht begreift, welchem Druck ich ausgesetzt bin (Seite 271)?"

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund