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Rosemarie Welter-Enderlin über die heilende Kraft des Erzählens

2006 – vor nunmehr 16 Jahren führt Tina Hildebrandt (TH) ein Gespräch mit Rosemarie Welter-Enderlin (Quelle: ZEIT 34/2006). Ich gebe im Folgenden einige der hier geäußerten Positionen wieder, die mir selbst Mut machen, nicht nachzulassen im Erzählen: Zunächst einmal ordnet Rosemarie Welter-Enderlin (RWE) Geschichten ihrer Patienten als eine Quelle ein, die vor allem beim Verstehen von Ressourcen helfe. Es ergibt sich mit Blick auf Geschichten sehr schnell die Frage, inwieweit man eigentlich Herr oder Frau seiner eigenen Geschichte ist. In diesem Punkt ist RWE sehr klar und sehr apodiktisch: Überhaupt nicht meint sie, räumt aber ein, dass die Geschichte etwas aus uns gemacht habe und dass es sinnvoll sei, dem nachzugehen: „Immer mit der Frage: Was machen wir jetzt für uns daraus?“

Heute einmal etwas ganz anderes - mit Max Frisch

Der Januar neigt sich dem Ende zu - mein siebzigster Geburtstag nähert sich mit Riesenschritten; ein wenig mehr noch als 21 Tage bis zum 21. Februar. Heute morgen anregend bis verstörend wirkende Klolektüre (habe die Idee, im Rezeptionsverhalten so etwas zu begründen wie die Klo-lectures). Mir fällt halt immer wieder auf, wie blitzartig solch kleine apercus Fenster für einen Weitblick öffnen. So heute morgen - mir fällt noch einmal der Klappentext ins Auge: "Im August 2009 meldeten die Feuilletons eine Sensation: In einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil des Max-Frisch-Archivs in Zürich war das Typoskript eines bisher unbekannten Werks des Schweizer Autors gefunden worden: 184 Seiten, von Frisch auf Tonband diktiert, von seiner Sekretärin in die Maschine getippt. Der Autor selbst hatte auf der Titelseite notiert: 'Tagebuch 3. Ab Frühjahr 1982'." Max Frisch, geboren am 15. Mai 1911 in Zürich, starb dort am 4. April 1991) hatte also eben erst seinen 71. Geburtstag hinter sich.

Blubo und Brausi - Niklas Luhmanns Anregungen zu einem Nachruf auf die Bundesrepublik

Ich beziehe mich im Folgenden auf einen Beitrag, den Niklas Luhmann am 22.8.1990 in der FAZ veröffentlicht hat. Bevor ich begründe, warum mir dies wichtig ist, nehme ich mit den Worten Niklas Luhmanns die Antwort vorweg. Es mag paradox klingen, wenn Luhmann sagt: "Zerstörung war das wichtigste Kapital - Zerstörung im Sinne der Unnennbarkeit spezifisch deutscher Traditionen." Vor allem "auch in der intellektuellen Entwicklung war Zerstörung vielleicht das wichtigste Kapitel - Zerstörung im Sinne der Unnennbarkeit spezifisch deutscher Traditionen. Die Nazis hatten es mit Blubo und Brausi, wie wir damals sagten, verdorben: mit Blut, Boden, Brauchtum und Sippe. Es blieb nur die eifrig zu manifestierende Scham." Daran werde ich ganz zum Schluss wieder anknüpfen.

Saba-Nur Cheema zur Shoa

"Die Erinnerung an den Holocaust ist keine Frage der Abstammung, der Nationalität oder der Hautfarbe" - meint Saba-Nur Cheema. Die 1987 geborene Saba-Nur Cheema ist Muslima und mit dem Juden Meron Mendel verheiratet, mit dem sie gemeinsam eine Kolumne „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. In ihrem Beitrag für die ZEIT (5/22, S. 7) begründet sie, warum dass Interesse und das Verantwortungsgefühl für die Verbrechen der Nazis keine rein biodeutsche Angelegenheit ist. Überaus beeindruckend erscheint die Initialzündung für ihre Begründung:

"Als ich in der Grundschule war, nahm mich meine Mutter jeden Samstag mit in die Stadtbücherei. Zwar konnte sie selbst die Bücher auf Deutsch nur schlecht lesen, doch war es ihr wichtig, dass ich früh die hiesige Sprache, Kultur und Geschichte lerne.

Wannsee-Konferenz II - Für die Dummen und die ganz Dummen

mit partiellen Überschneidungen zu Wannsee-Konferenz I

Unter Verbrechern 

"Vor 80 Jahren beschlossen 15 Männer die 'Endlösung der Judenfrage'. Der großartige TV-Film 'Die Wannseekonferenz' lässt ahnen, wie es geschah von Peter Kümmel (in ZEIT 4/22). Peter Kümmel eröffnet mit dem Unerträglichsten und nennt die Beteiligten:

"Das Unerträglichste an diesem Fernsehfilm ist, wie die Männer, um die es geht, miteinander sprechen: die Gelassenheit, mit der sie die Vernichtung von elf Millionen Menschen beschließen. Es wird nicht gebrüllt. Reinhard Heydrich, der Vorsitzende der Konferenz, ist ein leiser, versonnener, fast zärtlich in die Zukunft blickender Herr."

   
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