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Covid 19 -Oder: Hol uns der Teufel

Man kann es so sehen – und die Mehrheit sieht es genauso, mehr oder weniger:

Wir alle leben in Zeiten des corona-virus (covid 19). Wir alle erleben die Auswirkungen einer Pandemie und die mehr oder weniger drastischen Maßnahmen, mit denen die Politik die Ausbreitung des Virus verzögern will. Wir alle erfahren von maßgeblichen Experten, dass der Durchseuchungsgrad in Deutschland zwischen 70 und 80 % der Bevölkerung erfassen wird. Die Mortalitätsquote bleibt vorläufig noch im Dunkeln, liegt laut Expertise zwischen 5 und 10%. Alte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind am meisten gefährdet. Wir alle werden die notwendigen Einschränkungen mehr oder weniger akzeptieren. Das öffentliche Leben schrumpft auf notwendige, eher unvermeidbare und symbolische Akte zusammen. Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern sind zu unterlassen. Schulen und Universitäten werden geschlossen. Ganz Italien steht unter Quarantäne. Die Vereinigten Staaten schränken Einreisemöglichkeiten drastisch ein. Israel verweist Ausländer des Landes.

Rezos Messlatte – Intro zu meinem neuen Youtube-Format – jetzt als Video

Es ist ein passender und angemessener Einstieg in mein Vorhaben, zunächst einmal Rezo meinen Respekt und meine Referenz zu erweisen. Er legt die Latte für die politische Agitation mit seinem „Zerstörungsvideo“ extrem hoch, und vor allem hat er mich damit voll am Arsch. Der Spiegel, in den er schauen will und der ihm dann sagt, wie er seinen Job gemacht hat, ist auch meiner; nur mit dem kleinen, aber folgenreichen Unterschied, dass ich sein Großvater sein könnte. Ich gehöre also zu denen, die die Zukunft nicht mehr erleben werden, von der Rezo spricht. Und ich gehöre zu denen, die Verantwortung dafür tragen, dass die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft meiner Kinder und Enkel schwersten Schaden zu nehmen drohen. Aus meinem Spiegel schaut heute schon eine Fratze, die mir sagt, was ich versäumt habe, dass ich politisch zu lange auf einen toten Gaul gesetzt habe:

Erziehung als Formung des Lebenslaufs

"Liebe Klassenkameradinnen und Klassenkameraden,

fast 46 Jahre ist es her, dass ich von den meisten nichts mehr gehört und gesehen habe; mittlerweile sind viele, wenn nicht gar alle, in Rente oder Pension und man hat mehr Freiraum, zumal die Kinder in der Regel aus dem Haus sind. Wir haben ja nie ein Treffen organisiert, was sicherlich auch Folge der über einen großen Raum verstreuten und unterschiedlichsten Herkunftsorte der Klassenmitglieder war. Direkt nach dem Abitur war man ja auch froh, die Schulzeit und einige Gesichter hinter sich lassen und seinen eigenen Weg gehen zu können; so ging es mir zumindest."

Am 20. Februar, einen Tag vor meinem 68sten Geburtstag landete eine mail in meiner mail-box, die aufhorchen ließ. Der Anhang enthielt eine Liste mit Namen und Adressen einer der Abiturklassen (OIa) des Are-Gymnasiums - meine Abiturklasse.

Dietmar Kampers Traumbuch und Klaus Theweleits Männerphantasien

Hier entsteht ein neuer Beitrag - just in time. Ja es ist durchaus reizvoll, mir selbst dabei zuzuschauen, wie ich für mich Schneisen schlage in eine Welt, in der mehr und mehr und wieder mehr denn je Idioten hervortreten und neben öffentlichen Schlagzeilen auch den öffentlichen Raum beherrschen wollen. Was sich gestern und seit Wochen - eigentlich seit Jahren in deutschen Fußballarenen ereignet, deutet auf etwas hin, was in den hilflosen Statements der Funktionäre unterbelichtet bleibt.

In den Blick nehme ich die sprachlosen, aufgeblasenen Horden nicht nur der Fußball-Ultras, sondern gleichermaßen die aufgeblasenen Glatzenträger, hinter deren Schädelkalotten sich genausowenig Hirn verbirgt, wie auf ihren Köpfen Haare in Erscheinung treten. Besonders ins Fadenkreuz politisch notwendiger Stigmatisierung geraten allerdings jene Ideologen, die sich dazu berufen sehen, den Horden Sprache zu geben und die Richtung zu weisen.

Kategorialer Mord oder: Das Erbe des 20. Jahrhunderts und wie wir es bewahren können

Zygmunt Bauman, geboren 1925 in Posen, lehrte lange Zeit Soziologie an der University of Leeds (Adorno-Preisträger). Ihm ist zu danken. In der Auseinandersetzung mit all denen, die beginnen die Grenzen des Sagbaren und möglicherweise auch wieder des Machbaren verschwimmen zu lassen - zu verschieben, antworten wir mit Zygmunt Bauman.

Zu Beginn seiner Ausführungen (in: Leben in der flüchtigen Moderne, Frankfurt 2007, S. 69-108) weist Bauman darauf hin, dass sich mit Hobbes und seinen Schülern eine Position, ein "Glaube" verbinde, "dass der Staat und Gesellschaft als Träger der souveränen Macht den ersehnten Schutz vor dem Ungewissen bieten würden, indem sie ihre Mitglieder vor den furchteinflößenden Mächten der natürlichen Umwelt ebenso schützten wie vor ihrer eigenen Schlechtigkeit und ihren niederen Instinkten, denen zu widerstehen sie selbst zu schwach waren (S. 70)." Auch Bauman sieht eine Zäsur - verbunden mit der Staatstheorie Carl Schmitts-, indem er "die Intention des modernen Staates auf den Punkt brachte, als er definierte, der Souverän sei derjenige, der 'über den Ausnahmezustand entscheidet'."

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund