<<Zurück

 
 
 
 

Die endgültige Trauerrede(n) für Lisa - meine Schwiegermutter - mit einer kleinen, aber gewichtigen Ergänzung (11.8.2020 - 5.45 Uhr)

Der letzte Wendepunkt - Zum Tod von Elisabeth Rothmund, unserer Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma (11.8.20)

Der letzte Wendepunkt im Leben von Elisabeth Rothmund hat sich am 6. August in der Frühe um 9.00 Uhr vollzogen - in den Armen ihrer Tochter Claudia. Ich weiß, dass nicht jeder angesichts des Todes von einem letzten Wendepunkt sprechen würde. Ein alter Freund hat seine Todesanzeige selbst gestaltet und legte dabei Wert auf die Feststellung: „Ins nackte Dasein geworfen, gehen wir ins immerwährende Nichts."

Was bleibt?

Ist die letzte Ahne gegangen, rückt man im generativen Geschehen zwangsläufig in die vorderste Reihe. Die Sorge und die Fürsorge den alten Eltern gegenüber endet mit deren Tod. Man schaut zurück und legt sich Rechenschaft ab. Das eigene Sterben und der eigene Tod treten stärker in den Vordergrund. Und alles, was man angesichts des Todes der Nächsten getan, unterlassen, erlebt, beobachtet und gesagt hat, fällt als Segen oder als Fluch auf einen zurück. Unserem Bestatter und unserem Pfarrer Lucas gegenüber habe ich darum gebeten, mir im Rahmen des Trauergottesdienstes für meine Schwiegermutter die Totenrede zu gestatten, Ihr sozusagen die letzte Ehre zu erweisen. Totenreden sind ein heikles Unterfangen, nicht zuletzt, weil wir uns in der Regel vom nihil nisi bene de mortuis (nichts, wenn nichts Gutes über die Toten) leiten lassen.

Carl Friedrich von Weizsäcker - Ein Denkmal der Resignation

Nach meinen letzten Beiträgen könnte man mir vorhalten, mich nur noch in individualistischen, privatesten Arealen der (Selbst-)Reflexion zu verlieren. Natürlich antworte ich darauf mit dem Totschläger: Alles Private ist politisch - alles Politische ist privat; nur Perspektiven, die Wechselwirksamkeit überhaupt in Erwägung ziehen, kann man halbwegs ernst nehmen. Und selbstverständlich verweise ich auf Schlüsselwörter, die offenbaren, worum es mir geht.

Wir schreiben den 1. August 2020. Es ist ein Samstag. Wir feiern heute in den 33sten Geburtstag meiner ältesten Tochter hinein; am 21.7., vor knapp 14 Tagen haben wir den 31sten Geburtstag meiner jüngeren Tochter gefeiert.

Der letzte Wendepunkt - Zum Tod von Elisabeth Rothmund, unserer Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma

Der letzte Wendepunkt im Leben von Elisabeth Rothmund hat sich am 6. August in der Frühe um 9.00 Uhr vollzogen - in den Armen ihrer Tochter Claudia. Nicht jeder würde angesichts des Todes von einem letzten Wendepunkt sprechen. Unser Freund Gerd Wayand hat seine Todesanzeige selbst gestaltet und hat dabei Wert gelegt auf die Feststellung„Ins nackte Dasein geworfen, gehen wir ins immerwährende Nichts." In der Totenrede auf Gerd habe ich Zweifel geäußert, ob man als noch Lebender dies so wie eine Tatsache in den Raum stellen kann. Sein Gewährsmann - Jean Paul Sartre -  jedenfalls deutet nolens volens darauf hin, dass allem Diesseitigen das Jenseitige ein Rätsel bleiben muss:

Moritz von Uslar: Wie ist es wohl 50 zu werden? Gewogen und zu leicht befunden - Erinnerungen eines 68jährigen

Heute schreiben wir den 27. Juli 2020, es ist der siebzehnte Todestag meiner Mutter. Ich habe die Erinnerungen an diesen Tag bereits anlässlich des 96sten Geburtstages meiner Mutter vorweggenommen; Geburtstag und Todestag liegen ja nur 24 Tage auseinander. Ich bin unterdessen 68 Jahre alt. 2003 war ich 51 Jahre alt. Mein 50ster Geburtstag ist mir - und möglicherweise auch noch einigen anderen - als denkwürdiges Fest in Erinnerung geblieben,  am 2. März 2002 im alten Café Hahn mit mehr als 160 Gästen, Livebands - wir haben es ordentlich krachen lassen, bis morgens früh um sechs!

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund