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"Wir! sind! Weltmeister!" - Rhein-Zeitung vom 14.7.2014

 

Montag, 14.6.14

sms von Winfried Rösler, einer der kompetentesten Fußballkenner in meinem Freundeskreis:

„Das war ja wohl ein Ding – habe mit zunehmender Spieldauer vor lauter Nervosität immer weniger auf die Taktik und so achten können. Argentinien bärenstark. Nach dem Wechsel von Kramer zu Schürrle hat – soweit ich sehen konnte – Schweinsteiger ganz allein die Doppel-Sechs spielen müssen, da Kroos nach seinem Aussetzer nicht so die zentralen Funktionen einnahm, wie gewohnt. Das Ding mit Götze war natürlich ein Märchen. Vom einst hochgelobten Star fast zum Außenseiter und Edelreservisten und dann zum genialen Stürmer. Sein wundervolles Tor hat mich an eine WM-Tor von Pelé erinnert – der stand damals nicht links, sondern rechts: Annahme mit der Brust und mit rechtem Fuß den Ball gespielt; nur war es diesmal 30 Jahre später, alles rasanter, und auch der Durchmarsch von Schürle nach der langen Spieldauer eigentlich nicht zu fassen – beste Grüße

Winfried

Café Hahn – Impressionen (zwischen 1997 und 2003)

Auch Dichter haben ihre Orte. Mein Ort ist (war) das Café Hahn ("Café-Hahn-Lyrik" aus meinem ersten Lyrik-Bändchen: Das Leben - Ein Klang, Koblenz 2003)

Dichter müssen regenerieren. Ich kann mich dort entspannen in einer Clubatmosphäre, die eine Breite und Dichte an Facetten aufweist, die man allenfalls an mehreren Orten vermuten würde. Das hängt schlicht mit der einzigartigen Konzeption zusammen, die Berti Hahn und alle Initiativen, die ihren Beitrag leisten zum Bestand und zur Innovation dieses zwischen Köln und Mainz singulären Ortes, über die Jahre entwickelt haben: Der Förderverein Café Hahn e.V., der Jazz-Club, Bodos Blues-Box, früher die Country-Freunde, heute immer die Koblenz-Touristik haben ein feines Netzwerk gesponnen und sorgen so sicherlich quantitativ und qualitativ für ein einmaliges Angebot an Veranstaltungen. An einem einzigen Wochenende kann es geschehen, das der Club weltstädtisches Flair vermittelt, dass man sich in New York, Chicago oder New Orleans wähnt, wenn beispielsweise Maceo Parkers Funky-Sound ins Publikum übergeht, Bernard Allison den Blues zelebriert. Das Café Hahn bewahrt sich andererseits seinen experimentellen Charakter, indem es immer wieder unbekannten Newcomern ein Forum einräumt.

Diese Zeilen sind vor mehr als zehn Jahren geschrieben worden, als Berti Hahn mit dem Kulturpreis der Stadt Koblenz ausgezeichnet worden ist (2002) und lange bevor das Café Hahn LEA-Club ("Live Entertainment Award") des Jahres 2014 geworden ist. Das Café-Hahn ist inzwischen ein mittelständisches Unternehmen mit über 50 festangestellten Mitarbeitern. Auch wenn im Hintergrund eine hochprofessionelle Unternehmensführung agiert, hat das Café Hahn auf seinem Weg vom "Kaffee-Kult zur Kultur-Pilgerstätte" (Label 56) nichts von seinem Charme eingebüßt, sieht man einmal ab von der rauchgeschwängerten Atmosphäre der ersten zwei Jahrzehnte. Das Motto ist nach wie vor "Life & Lecker" und lässt kaum Wünsche offen.

Im Gülser kirschgeschwängerten Schlaraffenland

Kirschpfannkuchen

Was mögen die Müllmänner denken? Die Beobachterperspektive von Müllmännern ist sicherlich eine der authentischsten, was die abartigen Seiten der Konsumgesellschaft angeht. Wenn du als aufmerksamer Beobachter durch die Gülser Gemarkung gehst, dann gewahrst du eine der anderen abartigen Begleiterscheinungen der modernen Gesellschaft. Neben einigen wenigen gepflegten Obstanlagen im Spalierformat, findest du auf dem Heyerberg gediegenen, alten Baumbestand, den man nur leitermäßig bearbeiten kann. Dort bleiben in guten Jahren Zentner von Kirschen und Pflaumen hängen; jetzt noch mehr, seit Rudi Krawitz seine täglichen Wege durch die Gemarkungen auf die andere Rheinseite verlegt hat. Auf unserem Weg über den Heyerberg strahlten und blitzten uns die  Kirschen nur so an und meinten: "Wo bleibt der Rudi? Wir vermissen seine feine Zunge, seine gierigen Blicke und seine zupackenden Hände. Wir würden seinem Gaumen so gerne schmeicheln. Sein Magen muss doch dort drüben auf dem Asterstein verkümmern und veröden!" Inzwischen kann ich unsere leckeren linksrheinischen, moselanischen Früchte beruhigen. Rudi hat geantwortet und lässt ausrichten, auch rechtsrheinische Kirschbäume trügen leckere Früchtchen.

„Abgehängte Decken" – eine Metapher für Familiengeheimnisse

Ich muss so um die 14 Jahre alt gewesen sein – Mitte der 60er Jahre. Meine Eltern hatten das Elternhaus meines Vaters umgebaut und modernisiert; nur die Raumhöhen entsprachen (noch) den ursprünglichen baulichen Gegebenheiten – so ca. 3,80 m im Erdgeschoss. Das wirkte ungemütlich und machte sich auch bei den Heizkosten irgendwie unangenehm bemerkbar. Mit Hilfe unseres Nachbarn, des Schachtmeisters Johann Jochemich und meines Schwagers Ernst, machte sich mein Vater daran, die Decken im Wohnzimmer und in der Küche abzuhängen. Mir fielen dabei bescheidene Handlangerarbeiten zu. Mittels Schlauchwaage und einer soliden Holzkonstruktion wurde die Raumhöhe um exakt einen Meter auf 2,80 m abgesenkt. Die Kabel für die Stromversorgung wurden von den jeweiligen Verteilerdosen – unsichtbar – über vorgesehene Bohrungen durch die nunmehr raumerniedrigende abgehängte Decke in Lüsterklemmen überführt, um auch im neuen kuscheligen Raumzuschnitt für angemessene Beleuchtung zu sorgen.

21. Juni 2014

Vor 20 Jahren in der Frühe des 21. Juni 1994 seid Ihr L O S G E W I N N E R (einer Tombola des SC 07) losgeflogen – von Bad Neuenahr mit einer viersitzigen Sportmaschine. Ihr seid bis nach Landshut gekommen, wo Euer Flugzeug um 10.04, wenige Kilometer vor dem Flugplatz, wie ein Stein vom Himmel gefallen ist. Die vier Insassen, unter denen Du - mein Bruder Willi - bist, sind auf der Stelle tot (siehe auch: Abschied von Willi)

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