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Danke für Hildes Geschichte (22) - immer mit dem Verweis auf J. Lear - Dankbar? Wofür?
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Henning Sußebach hat mich auf die Idee gebracht, meinen Blog zu nutzen und Hildes Geschichte noch einmal Kapitel für Kapitel zu erzählen - ganz im Sinne seiner Überzeugungen, die er mit dem Aufschreiben der Geschichte seiner Urgroßmutter verbindet. Hilde, meine Mutter ist inzwischen auch Urgroßmutter, und ich stelle mir vor, dass sie ihre Hand nicht nur über mich hält, sondern über alle, die aus ihr hervorgegangen sind. Bert Hellinger macht uns noch einmal darauf aufmerksam, dass zu diesem Hervorbringen unter Umständen - und Hilde hat solche Umstände erlebt - auch die schlimmen Gesellen gehören. Aber werden wir beispielsweise dem Vater meiner Schwester tatsächlich gerecht, wenn wir ihn als schlimmen Gesellen sehen. Der Ausschluss, das beharrliche Weigern auch jenen Ahnen zu sehen und anzunehmen, dem meine Mutter, die Mutter meiner Schwester, die Großmutter meines Neffen, meiner Kinder und meiner Nichten und die Urgroßmutter aller Enkel:innen in Hingebung und Liebe begegnete, verhindert dort anzukommen, wo ich mich wähne - als jemand der irgendwann die Augen öffnet, sich noch einmal umblickt, aufsteht und geht - im Einklang mit sich selbst und seiner Geschichte.
Es gibt - mit Blick auf den Kommentar zu Kapitel 21 - wenig zu ergänzen. Hier soll lediglich deutlich werden, dass - so hat es unsere Mutter verbürgt - einen Briefwechsel gab. Viele der von mir unterstellten Details sind korrekturbedürftig. Ich habe ja - aufgrund der Dokumente, die die WASt für uns ausgewertet und zusammengestellt hat - bereits eingeräumt, dass der Einsatzweg Franz Streits abweicht von dem, den ich angenommen habe. Aber für die in Kapitel 21 aufgezeigten Spannungsmomente ist es unerheblich, ob die Briefe ihren Weg von Kreta aus oder von der Ukraine aus nach Bad Neuenahr (und umgekehrt) genommen haben. Vielleicht hat es Franz jenen einen Besuch in Flammersfeld noch ermöglicht, der ihm von Rußland aus möglicherweise versagt geblieben wäre. Kontingenz in jeder Lebenslage, sind wir doch bei alledem weit mehr unsere Zufälle als unsere Wahl.
Der Besuch Franz Streits in Flammersfeld im März 1942 aber ist wohl entscheidend dafür, dass sich Franz seiner Mutter noch anvertrauen konnte, die sich ihrerseits ihrer Tochter Juli, Franzens Lieblingsschwester, anvertraute. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass dieses Wissen in den frühen 60er Jahren zum Eklat zwischen Gerda Streit, der Mutter Gerts und Werners, und ihrer Schwägerin führte. Von da an tickte jene Zeitbombe, für die am 9. September 1941 die Lunte gelegt worden war. Die Zerstörung aller Hoffnungen Hildes vollzog sich mit der Offenbarung Franzens. Der im Anschluss daran vollzogene Bruch, die Einäscherung aller Erinnerung und die Konsequenz eines jahrzehntelangen don't ask - don't tell sollte erst 60 Jahre später geheilt werden.
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Henning Sußebach hat mich auf die Idee gebracht, meinen Blog zu nutzen und Hildes Geschichte noch einmal Kapitel für Kapitel zu erzählen - ganz im Sinne seiner Überzeugungen, die er mit dem Aufschreiben der Geschichte seiner Urgroßmutter verbindet. Hilde, meine Mutter ist inzwischen auch Urgroßmutter, und ich stelle mir vor, dass sie ihre Hand nicht nur über mich hält, sondern über alle, die aus ihr hervorgegangen sind. Bert Hellinger macht uns noch einmal darauf aufmerksam, dass zu diesem Hervorbringen unter Umständen - und Hilde hat solche Umstände erlebt - auch die schlimmen Gesellen gehören. Aber werden wir beispielsweise dem Vater meiner Schwester tatsächlich gerecht, wenn wir ihn als schlimmen Gesellen sehen. Der Ausschluss, das beharrliche Weigern auch jenen Ahnen zu sehen und anzunehmen, dem meine Mutter, die Mutter meiner Schwester, die Großmutter meines Neffen, meiner Kinder und meiner Nichten und die Urgroßmutter aller Enkel:innen in Hingebung und Liebe begegnete, verhindert dort anzukommen, wo ich mich wähne - als jemand der irgendwann die Augen öffnet, sich noch einmal umblickt, aufsteht und geht - im Einklang mit sich selbst und seiner Geschichte.
Dieses 21. Kapitel sollte wohl eines sein, das für sich und aus sich selbst spricht. Ich habe es aufgespannt zwischen den beiden Polen Hoffnung und Verzweiflung. Beginnen wir bei letzterem: Von dem Zeitpunkt an, wo Hildes Schwangerschaft - auch für sie selbst - als unabweisbar im Raum stand, müssen die Selbstzweifel und die damit ausgelöste sittlich-moralische Klemme wie ein Tsunami über Hilde hereingebrochen sein. Änne hatte ihr wohl in aller Behutsamkeit vor Augen geführt, dass sie in der Tat ein Kind in sich austrug, dass sie in weniger als neun Monaten niederkommen würde, dass sie in wenigen Monaten ihre Schwangerschaft nicht mehr werde verheimlichen können, und dass Vorsorge zu treffen sei für ihre Niederkunft.
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Henning Sußebach hat mich auf die Idee gebracht, meinen Blog zu nutzen und Hildes Geschichte noch einmal Kapitel für Kapitel zu erzählen - ganz im Sinne seiner Überzeugungen, die er mit dem Aufschreiben der Geschichte seiner Urgroßmutter verbindet. Hilde, meine Mutter ist inzwischen auch Urgroßmutter, und ich stelle mir vor, dass sie ihre Hand nicht nur über mich hält, sondern über alle, die aus ihr hervorgegangen sind. Bert Hellinger macht uns noch einmal darauf aufmerksam, dass zu diesem Hervorbringen unter Umständen - und Hilde hat solche Umstände erlebt - auch die schlimmen Gesellen gehören. Aber werden wir beispielsweise dem Vater meiner Schwester tatsächlich gerecht, wenn wir ihn als schlimmen Gesellen sehen. Der Ausschluss, das beharrliche Weigern auch jenen Ahnen zu sehen und anzunehmen, dem meine Mutter, die Mutter meiner Schwester, die Großmutter meines Neffen, meiner Kinder und meiner Nichten und die Urgroßmutter aller Enkel:innen in Hingebung und Liebe begegnete, verhindert dort anzukommen, wo ich mich wähne - als jemand der irgendwann die Augen öffnet, sich noch einmal umblickt, aufsteht und geht - im Einklang mit sich selbst und seiner Geschichte.
Erst nach Drucklegung von Hildes Geschichte hatte ich Zugang zu den Auskünften der WASt. Aus diesen Informationen geht hervor, dass Franz Streit nicht unmittelbar nach Rußland zurückverlegt wurde. Er hatte als Anghöriger der 4. Kompanie, dem Panzer-Regiment 39 zugehörig im Juli/August 1941 an den Kämpfen im Raum Smolensk teilgenommen, bevor er dem Reservelazarett Ahrweiler am 15. August 1941 zugeführt wurde. Nach seiner Genesung wurde er dann - nach einem längeren Aufenthalt in St. Pölten der 1. Kompanie der Panzer-Abteilung 212 zugewiesen, die der Heerestruppe in Kreta unterstand. Über Saloniki, Chania gelangte er am 04.03. ins motorisierte Feldlazarett Athen, von wo aus er dann am 17.03.1942 als "garnisonsverwendungsfähig" in die "Heimat, Ersatz-Truppe" verlegt wurde. Am 16. Juni wurde er "dienstfähig" zur Truppe entlassen. Bis dahin war er der "Genesenden-Kompanie Panzer-Ersatz-Abteilung 33, Standort: St. Pölten zugeordnet. Die letzten Zugehörigkeitsdaten beziehen sich vom 31.07.1943 bis zum 23.09.1943 auf die "4. Kompanie des Panzer-Regiments 33 = Feldpost-Nummer: 05474 - das Panzer-Regiment 33 unterstand der 9. Panzer-Division".
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Danke für Hildes Geschichte (19) - immer mit dem Verweis auf J. Lear!
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Danke für Hildes Geschichte (18) - immer mit dem Verweis auf J. Lear!
Henning Sußebach hat mich auf die Idee gebracht, meinen Blog zu nutzen und Hildes Geschichte noch einmal Kapitel für Kapitel zu erzählen - ganz im Sinne seiner Überzeugungen, die er mit dem Aufschreiben der Geschichte seiner Urgroßmutter verbindet. Hilde, meine Mutter ist inzwischen auch Urgroßmutter, und ich stelle mir vor, dass sie ihre Hand nicht nur über mich hält, sondern über alle, die aus ihr hervorgegangen sind. Bert Hellinger macht uns noch einmal darauf aufmerksam, dass zu diesem Hervorbringen unter Umständen - und Hilde hat solche Umstände erlebt - auch die schlimmen Gesellen gehören. Aber werden wir beispielsweise dem Vater meiner Schwester tatsächlich gerecht, wenn wir ihn als schlimmen Gesellen sehen. Der Ausschluss, das beharrliche Weigern auch jenen Ahnen zu sehen und anzunehmen, dem meine Mutter, die Mutter meiner Schwester, die Großmutter meines Neffen, meiner Kinder und meiner Nichten und die Urgroßmutter aller Enkel:innen in Hingebung und Liebe begegnete, verhindert dort anzukommen, wo ich mich wähne - als jemand der irgendwann die Augen öffnet, sich noch einmal umblickt, aufsteht und geht - im Einklang mit sich selbst und seiner Geschichte.
Franz Streit hat am 3. September 1914 das Licht der Welt erblickt - in Oer-Erkenschwick. Das Wenige, was ich zu Franz Streit zusammengetragen habe, findet sich im Gespräch mit Franz Streit. Eine Kindheit hinein in den Ersten Weltkrieg, in die Weimarer Republik hinein muss man spiegeln in den Schwierigkeiten und Restriktionen, die sich in der Region, in der die Zeche Ewald größter Arbeitgeber war, auf recht brutale Weise zeigten: Auf der 1904 in Betrieb genommenen Schachtanlage Ewald Fortsetzung der damaligen Landgemeinde Erkenschwick wurde 1931-1938 die Kohleförderung im Zuge einer schweren Wirtschaftskrise eingestellt, was die rund 16000 Einwohner der Gemeinde zu 80% zu sog. Wohlfahrtsempfängern machte. Bereits 1933 stellten die Nationalsozialisten die absolute Mehrheit im Gemeinderat.
