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Bernhard Schlinks paar- und alterstherapeutische Hausapotheke - eine Leseermunterung

Kurze Vorbemerkung am 1. Advent: Nun beginnt sie also, die Zeit der Erwartung - Erwartung gerichtet hin auf die Ankunft des Erlösers. Auch der Advent wird vergehen, so wie sich für mich persönlich Gegenwart dynamisiert - kaum zu greifen, kaum auch nur zu reflektieren - als Offenbarung eines Lebensgefühls, das einem vorkommt wie das Reisen in einem Hochgeschwindigkeitszug.

Leben und Sterben, wo ich hingehöre? Die Vergreisung der Gesellschaft! Der Mensch ist, weil er sich verdankt! Die Hand halten oder nicht?

Vorabdruck des Leitartikels in Heft 4 (Dezember 2020)

Unter diesen Überschriften sind in den letzten drei Heften "Rund um den Laubenhof" (Zeitung des Fördervereins Seniorenzentrum Laubenhof) Gedanken zum Alter und zum Umgang mit Alter und alten Menschen in unserer Gesellschaft erschienen.

Max Frisch - Tagebuch 1946-1949

Übers Tagebuch-Schreiben habe ich mich zuletzt an Maxim Biller gerieben. Mit meiner Ermunterung des NZZ-Redakteurs René Scheu habe ich Biller in die Schranken gewiesen. Heute füge ich ein weiteres gewichtiges Argument hinzu. Hätte beispielsweise Max Frisch kein Tagebuch geschrieben, wäre uns so mancher Lesespaß entgangen - relativierende Aspekte siehe ganz unten). Nehmen wir einmal Basel, Fastnacht 1949:

"Morgenstreich:

Literarische Kometen, Luhmannsche Blüten und Harald Welzers Theorie der Erinnerung

alles gelesen und kommentiert durch die Brille vom Jupp, der den ersten Text (zu Harald Welzers Theorie der Erinnerung) im Folgenden einfach mal umdreht und damit zeigt, dass Theorie und Praxis in einem strikten Wechselverhältnis stehen (alle Quellenverweise im Verlauf des Textes):

Unsere Kinder (um 1998)

Unsere Kinder
waren schön von Anfang an.
An der Nabelschnur
schon (aus)gewogen,
ohne Makel
- kleine Druckstelle auf der Stirn die eine,
- die andere ein rötlich Mal im Nacken.

Welch ein großes,
welch ein grenzenloses Glück.
Und wie ängstlich und behutsam
das erste zaghafte Berühren.

Harald Welzer, das Gedächtnis und das kommunikative Unbewußte - versehen mit kleinen Luhmannschen Blüten und literarischen Kometenschweifen

Harald Welzer arbeitet sich in seinem Buch Das kommunikative Gedächtnis - Eine Theorie der Erinnerung (4. Auflage, München 2017 - Erstveröffentlichtlichung bereits 2002) mit Blick auf die Frage, was denn eine Autobiographie ausmache, zu der These vor, dass es hier nicht um die schlichte Repräsentation eines Lebens von der Geburt bis zum Tode gehe, sondern dass die Beantwortung der damit verbundenen Fragen zunächst einmal auf der sorgfältigen Unterscheidung der vielfältigen Quellen, die das Selbst hervorbrächten (Welzer bezieht sich hier auf Mark Freeman), beruhe (alle Hervorhebungen in Zitaten, Verf.):

   
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