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(M)Ein Adventskalender (2022) - Heute öffnen wir das zweiundzwanzigste Türchen (22)

In einer interessanten Replik auf mein neunzehntes Adventskalendertürchen steht unter anderem die Frage im Raum, warum ich eigentlich Christ sein will? Mir müsse doch klar sein, dass das gesamte Wertegerüst, dessen sich die christlich-abendländische Kultur rühme, doch erst gegen ihren erbitterten Widerstand erkämpft werden musste. Man möge doch damit aufhören, Geschichtsklitterung zu betreiben und wahrhaftig sein: Das Christentum habe nichts zum zivilisatorischen Fortkommen der Menschheit beigetragen. Ich habe daraufhin entgegnet:

(M)Ein Adventskalender (2022) - Heute öffnen wir das einundzwanzigste Türchen (21)

Deutschland - ein Wintermärchen

Im traurigen Monat November wars,
Die Tage wurden trüber,
Der Wind riß von den Bäumen das Laub,
Da reißt ich nach Deutschland hinüber.

So hebt Heinrich Heine an - Caput I seines Wintermärchens, mit dem er Deutschland besingt (Deutschland ein Wintermärchen, Frankfurt 2005 <Fischer Taschenbuch Verlag> Seite 113-206). Er begegnet uns als heimattrunkener Bänkelsänger -

Und als ich an die Grenze kam,
Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
In meiner Brust, ich glaubte sogar
Die Augen begunnen zu tropfen.

Verstehen heißt antworten - so meint Aron Bodenheimer

Verstehen heißt antworten - so meint Aron Bodenheimer (Stuttgart 1992, S. 169f.).

"Fragen kann krank machen, sagen kann bewahren - selbst wenn der Tod schon vor der Tür steht. Sogar dann, wenn es der nukleare Tod ist, das Ende im atomaren Genozid. - Im Gespräch über diesen treffen wir, es ist nach Tschernobyl, eine Familie an, irgendwo rund um die Erde, und das Kind fragt: 'Was passiert, wenn die Atombombe losgeht?' Dieses Kind hat Eltern, denen Wahrheit die Deutlichkeit der Realität ist, nicht die bewegende Wirkung des Wortes. Und aus dem heraus, was ihnen als Liebe zur Wahrheit gilt, antworten sie ohne weitere Besinnung dem fragenden Kind: 'Dann sind wir alle tot.'

(M)Ein Adventskalender (2022) - Heute öffnen wir das zwanzigste Türchen (20)

Verstehen heißt antworten - so meint Aron Bodenheimer (Stuttgart 1992, S. 169f.).

"Fragen kann krank machen, sagen kann bewahren - selbst wenn der Tod schon vor der Tür steht. Sogar dann, wenn es der nukleare Tod ist, das Ende im atomaren Genozid. - Im Gespräch über diesen treffen wir, es ist nach Tschernobyl, eine Familie an, irgendwo rund um die Erde, und das Kind fragt: 'Was passiert, wenn die Atombombe losgeht?' Dieses Kind hat Eltern, denen Wahrheit die Deutlichkeit der Realität ist, nicht die bewegende Wirkung des Wortes. Und aus dem heraus, was ihnen als Liebe zur Wahrheit gilt, antworten sie ohne weitere Besinnung dem fragenden Kind: 'Dann sind wir alle tot.'

(M)Ein Adventskalender (2022) - Heute öffenen wir das neunzehnte Türchen (19)

Die Anregung dazu kommt aus Einem Generationengespräch über wütende Gläubige und Tempo 100 für Bischöfe. In Berlin trafen sich die Pfarrerin Corinna Zisselsberger, der Jesuit Klaus Mertes und der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse – das Ganze wurde moderiert von Evelyn Finger (ZEIT Nr. 52/2022, Seite 66)

Ich diskutiere einfach mal mit, denn – ich wundere mich selbst – immer noch Mitglied der Katholischen Kirche zu sein. Aber für jede Form der Bequemlichkeit bzw. der Gewohnheit ist die Zeit längst abgelaufen. Der Titel unter der übergeordneten Frage, ob man ohne Kirche Christ sein könne, lautet im Übrigen „Schluss mit der Angst vor Austritten“ – Arroganz gepaart mit der Hybris, die nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte weiterhin auf des Messers Schneide balancieren und sich als Amtskirche irgendwann selbst genügen zu können.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund