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Tod, Sterben und Trauer

Die Übergänge sind fließend. Aber während uns der Tod Rätsel aufgibt, sich vollständig unserer Erfahrung entzieht – vollzieht sich das Sterben ebenso wie die Trauer in der diesseitigen Welt; sie stellen Herausforderungen dar und erfordern unseren Gestaltungswillen sowohl im Sinne einer angemessenen Sterbebegleitung als auch im Hinblick auf den Umgang mit eigenen Verlusterfahrungen. Die Phänomene Tod, Sterben und Trauer berühren zentral unser Selbstverständis als Menschen – als (mit-)fühlende und (mit-)leidende Menschen. Hier stoßen wir noch klarer und unvermeidbarer an die Frage, wer wir eigentlich sind (hier der Link zu einer Auseinandersetzung, die mich in diesem Zusammenhang besonders beeindruckt hat).

Von Seminarkontexten (Link zur Uni-Homepage) über die unmittelbare Pflege und Sterbebegleitung bis hin zu Totenreden findet hier eine lebendige Auseinandersetzung statt. "Totenreden" (siehe "Sterbebegleitung und Totenreden") stehen für die ritualisierten Formen des Abschiednehmens - Resultate der Selbstermächtigung und der Ermächtigung durch andere. Vor der "Sterbebegleitung" fürchten sich die meisten Menschen, weil sie sowohl mit dem Ende geliebter - zuweilen auch gefürchteter - Menschen konfrontiert werden als auch Michel Montaignes Hinweis gewärtigen müssen, der da lautet: "Glaubt ihr eigentlich, ihre kämet nie dort an, worauf wir alle hinstreben?" Es ist unsere eigene Endlichkeit, die uns ängstigt, und auf die die meisten Menschen keine Antwort wissen.

Der Diskurs sowohl um allgemeine Fragen im Umgang mit Tod, Trauer und Sterben als auch um besondere Fragen - wie zum Beispiel gesetzliche Regelungen zur Sterbehilfe - spiegelt sich in den Massenmedien (alles, was wir wissen, wissen über aus Medien - frei nach Niklas Luhmann). Ich pflege sowohl einen offenen, "allgemeinen" Blog mit einer entsprechenden thematischen Vielfalt als auch spezifische Blogs mit fokussierten, engeren thematischen Zugängen. Nachstehend findet Ihr Beiträge zum Themenkomplex "Tod, Trauer, Sterben".

Apologie des Zufälligen - Wir Menschen sind stets mehr unsere Zufälle als unsere Wahl (auch für Michael)

Weil es keine schriftliche Fassung der Freiburger Vorträge (1999) zum Gedenken an Niklas Luhmanns Tod (1998) gab, habe ich sie aus Not und Interesse selbst transkribiert (Komm in den totgesagten Park und schau - Ich sehe was, was du nicht siehst, S. 371-430). 2010 hat sich Wolfram Burckhardt als Herausgeber der "Luhmann Lektüren" (Kulturverlag Kadmos Berlin) verdient gemacht. Eine Textstelle aus Peter Sloterdijks Vortrag fällt mir aus gegebenem Anlass spontan ein. Sloterdijk argumentiert, dass von augustinischen Tagen an die christliche Anthropologie von einer gravierenden Tendenz zur Überkulpabilisierung gezeichnet sei. Und in der Folge:

"Wenn man neben all den bekannten Gründen für die Loslösung der Moderne von der alteuropäischen Tradition einen weniger beachteten und doch sehr triftigen angeben sollte, so läge er ohne Zweifel in dem Umstand, dass die seit dem 18. Jahrhundert sich selbst so nennende Aufklärung ein permanentens Referendum zur Dekulpabilisierung des Menschen angestrengt hat - oder doch zumindest so etwas wie eine generationenübergreifende Unterschriftensammlung initiiert hat, die auf eine neue Abstimmung über die menschliche Fundamentalschuld hinarbeitet, eine Sammlung, die wir inzwischen als die moralkritische Bibliothek der Moderne überblicken - mit Beiträgen, die von Montaigne bis Cioran und von Bacon bis Luhmann reichen. Es sei en passant notiert, dass es Odo Marquard ist, der die Logik dieser Sammlung formuliert hat (Der angeklagte und der entlastete Mensch in der Philosophie des 18. Jahrhunderts, in: ders., Abschied vom Prinzipiellen, Stuttgart 1981)."

Kleine Bemerkungen über das Reisen

Der leidenschaftliche Zeitgenosse Roger Willemsen

Ich folge Thomas Stangl in "Die Enden der Welt", das Buch, mit dem "Willemsen seine Leser beglückt hat, vielleicht sogar verändert" (Susanne Mayer, Die ZEIT). Thomas Stangl beteiligt sich an der von Insa Wilke herausgegebenen Festschrift für Roger Willemsen. Vor einer knappen Woche - an meinem ersten Urlaubstag - war ich noch gescheitert bei dem Versuch, mir dieses Buch zu beschaffen. So bekam Martin Heidegger noch einmal eine Chance. Der Zipfelmützenphilosoph unterstützt mich zum wiederholten Mal dabei, über die heimische Scholle wieder zur Besinnung zu kommen - dem besinnlichen Denken gegenüber dem rechnenden Denken stärkere Beachtung zu schenken.

Seit gestern liegt mir nun die 519 Seiten starke Festschrift Roger Willemesen (RW) zu Ehren vor. Über RW, den drei Jahre Jüngeren, wird gestern in den Medien in einer knappen Meldung bekannt gegeben, er sei an Krebs erkrankt - alle Termine für dieses Jahr habe er abgesagt. Folgt man dem von RW inspirierten Thomas Stangl, gewinnt man einen Eindruck davon, wie sehr das Leben eines modernen Intellektuellen auch durch seine Einstellung zum Reisen geprägt wird und wie sehr eine Krebserkrankung vor allem einen Kosmopoliten wie ihn treffen muss, der an den Enden der Welt beheimatet ist (contradictio in eo ipso - welch trefflicher Widerspruch in sich - würde RW wohl dazu bemerken)- einmal ganz abgesehen von der leidvollen Dimension eine Person des Zeitgeschehens (V.I.P.) zu sein.

Mach dir im Leben nicht zu viele Sorgen, du kommst da nicht lebend raus!

Es zeigt sich mal wieder, dass meine Krämerseele immer auf der Hut ist, eine Zeitung vorschnell zu entsorgen - zumal wenn es sich um ein Exemplar der ZEIT handelt. Es ist die Nr. 13 vom 26. März 2015, die meine Aufmerksamkeit fast ein halbes Jahr später weckt. In meinem Kopf treffen sich Henning Mankell und und Ilka Piepgras - eine "DIE AUSZOG, DAS STERBEN ZU LERNEN" (ZEIT-Magazin der Ausgabe vom 27. August 2015 - es ist die Nr. 35).

Henning Mankell hat seine Krebsdiagnose im März 2014 erhalten - eineinhalb Jahre vor Roger Willemsen.
Neben der Solidarität in der Krebsbaracke - Henning Mankell erinnert sich an seinen Freund Christoph Schlingensief, der exakt an derselben Krankheit gestorben sei, an der auch er sterben werde - legt er eine ähnlich bemerkenswerte Haltung an den Tag. Eine ihrer Hauptparellelen sei die starke Affinität zu Afrika. Und dort - so Mankell - gehöre der Tod noch auf andere Weise zum Leben:

Gibt es etwas Neues an der Heimatfront? Ein Abend mit Sabine Bode

Wie dicht kann eigentlich Gegenwart sein? Kann sie so dicht werden, dass sie in ihrer Dichte zäh und breiig wird. Kann sie so dicht werden, dass es nicht mehr gelingt, Vergangenes und Zukünftiges in ihr so zu verdichten, dass der Blick auf Vergangenheit klar und versöhnlich erscheint und dass für die verbleibende Zukunft Tatkraft aus gediegener Zuversicht resultiert?

Der gestrige Tag ( 1. Juni 2015) war ein Montag wie immer: Morgens Uni, Vorbereitung der Woche, Feintuning der anstehenden Seminare, Arbeit am BLOG und im ausmündenden Nachmittag ein kurzer Blick in Sabine Bodes "Vergessene Generation" und die "Kriegsenkel"; "Hildes Geschichte" noch mit einer Widmung für Sabine Bode versehen und dann Sport in der Jedermännergruppe (Basketball) - dieses allmontagliche Ritual darf nicht völlig ausfallen, also von 18.00 bis 19.00 Uhr noch einmal auspowern mit den Brüdern im Geiste - die meisten Angehörige der "Kriegsenkel-Generation" (1950er Jahrgänge).

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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