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Literarische Kometen, Luhmannsche Blüten und Harald Welzers Theorie der Erinnerung

alles gelesen und kommentiert durch die Brille vom Jupp, der den ersten Text (zu Harald Welzers Theorie der Erinnerung) im Folgenden einfach mal umdreht und damit zeigt, dass Theorie und Praxis in einem strikten Wechselverhältnis stehen (alle Quellenverweise im Verlauf des Textes):

Unsere Kinder (um 1998)

Unsere Kinder
waren schön von Anfang an.
An der Nabelschnur
schon (aus)gewogen,
ohne Makel
- kleine Druckstelle auf der Stirn die eine,
- die andere ein rötlich Mal im Nacken.

Welch ein großes,
welch ein grenzenloses Glück.
Und wie ängstlich und behutsam
das erste zaghafte Berühren.

Harald Welzer, das Gedächtnis und das kommunikative Unbewußte - versehen mit kleinen Luhmannschen Blüten und literarischen Kometenschweifen

Harald Welzer arbeitet sich in seinem Buch Das kommunikative Gedächtnis - Eine Theorie der Erinnerung (4. Auflage, München 2017 - Erstveröffentlichtlichung bereits 2002) mit Blick auf die Frage, was denn eine Autobiographie ausmache, zu der These vor, dass es hier nicht um die schlichte Repräsentation eines Lebens von der Geburt bis zum Tode gehe, sondern dass die Beantwortung der damit verbundenen Fragen zunächst einmal auf der sorgfältigen Unterscheidung der vielfältigen Quellen, die das Selbst hervorbrächten (Welzer bezieht sich hier auf Mark Freeman), beruhe (alle Hervorhebungen in Zitaten, Verf.):

Maxim Biller und das Tagebuch

Gestern - nein vorgestern (Chronos lässt nicht mit sich spaßen) - haben wir im ganz kleinen Kreis, fast nur Familie, den 64. Geburtstag Claudias gefeiert; drei Wochen nach dem Tod Lisas, Claudias Mutter. Das ist ja vielleicht eine Eintragung wert in (m)ein sogenanntes Tagebuch. Ich stehe, was das Tagebuch anbelangt, unter dem Eindruck der arrogant, dümmlich bis klugen Äußerungen Maxim Billers, der vor wenigen Tagen der NZZ anlässlich seines 60. Geburtstages ein langes, langes Interview gegeben hat. Die Frage, ob er Tagebuch schreibe, hat er nahezu empört zurückgewiesen - mit vielen durchaus überzeugenden und bedenkenswerten Argumenten.

Warum Liebe endet - Eine Soziologie negativer Beziehungen

Warum Liebe endet - Eine Soziologie negativer Beziehungen - so lautet die mir in erster Auflage vorliegende Veröffentlichung von Eva Illouz; ein Mitbringsel aus Weimar. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Eva Illouz mit der Frage, wie der moderne Kapitalismus und die sogenannte Kultur der Moderne - wie sie selbst formuliert - "unser Gefühls- und Liebesleben transformiert". Warum Liebe endet soll antworten auf das - wie Illouz meint - verwunderliche Schweigen angesichts der Zahl der Beziehungen, "die schon bald nach ihrem Beginn wieder enden oder irgendwann im Laufe ihrer emotionalen Entwicklung zerbrechen" (12). Das Ende ist nahe - diesen Eindruck gewinnt man bei einem ersten Überfliegen der zentralen Argumentationsstränge. All dies ist nicht wirklich neu - blicken wir nur auf Karl Otto Hondrichs Liebe in Zeiten der Weltgesellschaft.

Resonanzen

Weil mir das Schnuppern in Hartmut Rosas Resonanz in den Schoß fiel, und ich dabei entdeckte, dass mir seine Unterscheidungen sowohl taugliche Begriffe für die Einordnung von zuletzt Erlebtem und Erlittenem anboten als auch Abgrenzungsmotive auslösten, hatte ich mich insbesondere mit Rosas horizontalen Resonanzachsen und hier mit der Familie als Resonanzhafen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse hatte ich einigen Freunden zukommen lassen - nicht ohne Resonanz (lieber Wolfgang, Dir danke ich für Deine - wie immer instruktive und anregende Rückmeldung - die Lektüre Deiner Rezension des Rosa-Bändchens über Unverfügbarkeit steht auf der Tagesordnung - bis bald, liebe Grüße Jupp).

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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