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Benedikt Bösel: Rebellen der Erde (VII)

Rebellion im Garten!?

Ja, bei traditionell sozialisierten Hobbygärtnern ist eine der existentiellen und folgenreichen Unterscheidungen die zwischen gewünschten bzw. geduldeten Kräutern auf der einen Seite und den Unkräutern auf der anderen Seite. Bei Benedikt Bösel erhalten nun Anne Kaulfuß und Deacon Dunlop die Gelegenheit uns darauf hinzuweisen, dass "Unkräuter und Schädlinge nur im Kopf existieren". Auf Seite 171 in: Rebellen der Erde: Wie wir den Boden retten – und damit uns selbst (München 2023) ist also zu lesen:

Unkräuter und Schädlinge existieren nur im Kopf. In der Natur gibt es weder Unkräuter noch Schädlinge, beides sind menschengemachte Konzepte: Beikräuter, so nennen wir sie, signalisieren als Zeigerpflanzen den Zustand des Bodens. Brennnesseln und Melde etwa zeigen einen Nährstoffüberschuss an, den sie in den oberirdischen Pflanzenteilen binden. Ackerschachtelhalm und Disteln zeigen Verdichtungen an, die sie mit ihrem Wurzelnetzwerk versuchen aufzubrechen. Das Beikraut sollte dort, wo es nicht stört, stehen bleiben. Überall da, wo Beikraut nicht erwünscht ist, behebt man zunächst die angezeigte Störung, also zum Beispiel bereits überdüngten Boden nicht noch mehr düngen und verdichtete Bereiche mit der Grabgabel lockern.“

Vision für die Landwirtschaft der Zukunft – Wie Agroforst-Systeme die Äcker gegen Dürren wappnen können – Betrieb in Brandenburg als Versuchslabor von Monika Wendel (RZ Nr. 154/2023) - Ein Leserbrief

Benedikt Bösel gilt als Promi unter den Ökobauern - zumindest wird er von Monika Wendel in der Rhein-Zeitung vom 6.7.23 so vorgestellt. In seinem Buch: Rebellen der Erde - Wie wir den Boden retten, und damit uns selbst (München 2023) hat er seine Erfahrungen zusammengefasst. Einige von uns glauben ja - vereinfacht gesagt -, dass Tomaten und Äpfel, ja unser Gemüse und unsere alltäglich konsumierten Lebensmittel würden im Supermarkt wachsen und das Wasser käme halt aus der Leitung. In diesem Sinne haben viele von uns den Kontakt zur Natur verloren.

Die Visionen für die Landwirtschaft der Zukunft haben bereits Gestalt angenommen und zeigen, wie man sich gegen die mit dem Klimawandel einhergehenden Bedrohungen wappnen kann. Dabei spielen sogenannte Agroforst-Systeme eine wichtige Rolle. Mit dem Pflanzen und säen der richtigen Artengemeinschaften kehrt Zug um Zug die Vielfalt im Boden zurück, die durch Erosion und Überdüngung zerstört wird. Durch den von Benedikt Bösel und anderen erprobten Umbau kann sich die erforderliche Symbiose zwischen Wurzeln, Mikroorganismen und Bodentieren wieder ausbilden. Es ist die Biomasse der Pflanzen, die nie das Feld verlässt, sondern als Mulch auf dem Boden liegen bleibt, die den Aufbau der notwendigen Humusschicht wieder ermöglicht. Es sind die oberirdischen Grünstreifen, die jene Rückzugsorte für Wild, Vögel, Amphibien, Spinnen und Insekten schaffen, die sich in die neu entstehenden Kreisläufe eingliedern. Wer einmal offenen Auges über das Maifeld fährt, sieht den überlebensnotwendigen Handlungsbedarf. Viele Felder sind hier – ohne Unterbrechung durch Grünstreifen – einer fortgesetzten Erosion ausgesetzt. Demgegenüber sind die Vorteile der von Bösel eingeführten Agroforststreifen für die Äcker enorm. Oberhalb der Erde bremsen die Streifen den Wind und werfen Schatten; durch ihre Fähigkeit Wasser zu speichern schützen sie gerade in den zunehmenden Dürresommern vor Erosion und Austrocknung.

Eine Weihnachtsbotschaft mitten im Jahr?

Es ist eigentlich nicht die Zeit, sich an Weihnachten zu erinnern – mitten im Jahr, wo das Weihnachtsfest so weit hinter uns liegt, wie es zu erwarten ist. Aber vor einem guten halben Jahr veröffentlichte Nils Husmann im Dezemberheft (12/22) von chrismon (DAS EVANGELISCHE MAGAZIN) einen Beitrag mit der Überschrift „Frohe Weihnachten, Mama und Papa!“ Mama und Papa waren im Januar bzw. März 2022 verstorben, kurz nacheinander, und Nils Husmann fragt sich, wie das erste Fest ohne seine Eltern sein wird. Er erwähnt seine Geschwister und dass er mit seiner Familie 521 Kilometer weiter im Süden der Republik wohnt. Er erinnert sich – wie ich es auch zu tun pflege – daran, was er mit dem Weihnachtsfest in seiner Kindheit und Jugend verbindet. Dabei erwähnt er, dass er den Stress der anderen übersah: „Meine Eltern sackten abends müde in sich zusammen und waren – glaube ich – froh, wenn der Fernseher die Erwartungen begrub, dass sich alle noch besinnlich was erzählen sollten. Fragen kann ich sie nicht mehr, wie sie das damals alles empfanden.“ Und er bemerkt weiter, dass er an manchen Tagen die Fotos aufmerksam betrachtet, die sie von seinen Eltern auf ein Stehpult gestellt haben, daneben die Trauerbriefe, oft auch Blumen und manchmal auch eine brennende Kerze. Und dann schreibt er seine Eindrücke, Erinnerungen und Bedrängnisse auf. Ich möchte sie im Wortlaut hier wiedergeben:

„Ich weine eigentlich nicht mehr um meine Eltern – nicht mit Tränen jedenfalls -, aber es gibt drei Dinge, die ich bedauere: Dass ich nicht weiß, ob mein Vater hat leiden müssen, als er starb. Dass ich nicht dabei war, als meine Mutter ging. Und dass ich sie nichts mehr fragen kann. Und ich will ehrlich sein: Ich habe meine Eltern lieb, aber ich redete selten mit ihnen über ihr Leben, ihre Gefühle. Ich glaube, sie signalisierten uns Kindern unbewusst, dass man vieles mit sich selbst ausmachen muss. Das ist vielleicht das Schicksal der Menschen, die in den 30er und 40er Jahren geboren wurden. Freunde mit jüngeren Eltern, die zu Hause über alles reden konnten, beneidete ich. Aber auch als meine Eltern älter und ein bisschen gesprächiger wurden, brachte ich selten die Geduld auf, ihnen in Ruhe zuzuhören. Das gehört zur Wahrheit.“

Vision für die Landwirtschaft der Zukunft: Benedikt Bösel, der Rebell - jetzt auch in der Rhein-Zeitung (Nr. 154 - 6. Juli 2023)

Kurzmeldung:

Benedikt Bösel gilt als Promi unter den Ökobauern - zumindest wird er von Monika Wendel in der Rhein-Zeitung vom 6.7.23 so vorgestellt. In seinem Buch: Rebellen der Erde - Wie wir den Boden retten, und damit uns selbst (München 2023) hat er seine Erfahrungen zusammengefasst. Es soll ja Menschen geben, die glauben - vereinfacht gesagt -, dass Tomaten und Äpfel, ja unser Gemüse und unsere alltäglich konsumierten Lebensmittel würden im Supermarkt wachsen. Die meisten haben den Kontakt zur Natur verloren. Viele bewegen sich in klimatisierten Autos und Arbeiträumen. Dabei könnte schon das Pflegen und Bestellen einer kleinen Gartenparzelle eine konkrete Vorstellung davon vermitteln, was eine gesunde Ernährung bereits heute radikal beeinträchtigt. Wer einmal - in den inzwischen vorherrschenden Dürresommern - eine Tomatenpflanze bis zur Ertragsreife herangezogen, gepflegt und bewässert hat, wird erstaunt sein, welch subtile Synergien und welch pflegerische Aufwand vonnöten ist, um irgendwann im Juli/August eine reife, schmackhafte Tomate verzehren zu können.

STUPID WHITE MEN - Zwischen Philanthropie und Misanthropie?

"Hallo Jupp,

Misanthrop zu sein, ist keine gute Lösung. Die passt überhaupt nicht zu Dir. Dies bedeutet ja, jegliche Hoffnung auf gesundes, menschliches Miteinander aufzugeben. Wir sind doch alle soziale Wesen."

Ich hatte angesichts der Entwicklung in Russland und des unsäglichen Vorgehens Putins gegenüber der Ukraine einem Freund gegenüber geäußert, man könne sich zum Misanthropen entwickeln. Vor mir liegt die 32. Ausgabe von Michael Moors STUPID WHITE MEN (bei Piper 2002 erstmals verlegt). Auf den Seiten 274-280 findet sich sein Gebet für die Menschheit. Er spitzt es ab Seite 278 zu und nennt es Ein Gebet, die Gutbetuchten zu strafen. Zuvor appelliert er an uns, dieses Gebet jeden Morgen mit ihm zu beten - am besten vor der Eröffnung der New Yorker Börse: Es spiele keine Rolle, welcher Religion man angehöre oder ob man überhaupt eine habe. Dieses Gebet grenze niemanden aus, habe in jeder Hosentasche Platz und benötige keine Sammelbüchse.

Michael Moore's Begründung für das nachfolgende Gebet ist natürlich kontextgebunden (Begreifen braucht Kontext). Seine Referenzkatastrophen für die Brandmarkung toxischer, weißer Männlichkeit lauten dementsprechend: "Halb Afrika stirbt in wenigen Jahren an AIDS. Zwölf Millionen Kinder in Amerika bekommen nicht das zu essen, was gut für sie wäre..." Aber Michael Moore nimmt gleichermaßen die Ideologie der Klimaleugner im Allgemeinen aufs Korn, so wie er die amerikanische Hybris im Besonderen geißelt.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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