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Miriam Lau und Sabine Rückert trennen ein Jahr und eine Zierpalme (ZEIT 10/2016, S. 56)

Die Auseinandersetzung mit Sabine Rückerts Putzerfischen hat sich aus meiner Sicht gelohnt. Dass Frauen sich auf sich selbst besinnen müssen und dass die Erfüllung von Liebesträumen nicht wie Kokosnüsse auf den Palmen wächst, hat sich bis auf die letzte Alm und die kleinste Hallige herumgesprochen. Dass man genau aus diesem Grund Sabine Rückerts platonischem Gesamtverriss mit Vorbehalten begegnen muss, versteht sich von selbst. Wir haben einfach einen anderen Erfahrungsschatz und vor allem andere Instrumentarien, diesen Erfahrungen auch gerecht zu werden.

Warum ist Miriam Lau dennoch sehr viel näher bei Sabine Rückert als sie vorgibt, und welche Anregungen lassen sich aus ihrer Replik beziehen - und schließlich: Warum taugt ihre Position nicht annähernd dazu, meiner Nichte - wie sie annimmt - die ersehnte Munition bereitzustellen?

Die Lesung - Vergangenheit und Zukunft berühren sich in der Gegenwart

Was haben Biografiearbeit, die aktuellen Flüchtlingsbewegungen und die Lebensumstände meiner Elterngeneration miteinander zu tun?

Über eine Lesung in der BBS August Horch in Andernach

Ich selbst habe die Frage: Was wäre wenn...? auf doppelte Weise beantwortet: Das (Vor)Lesen hat mir Spaß gemacht. Ich habe mich gewissermaßen in eine Trance gelesen. Und für eine Veranstaltung, die aufgrund widriger Umstände keinerlei vorbereitende Absprache und Koordination ermöglichte, war das Ganze ein Erfolg; ein Erfolg für Petra Rotarius, die ihr Projekt im Rahmen ihres Fachabiturs erfolgreich abschließen konnte. Und es war der Versuch, verschiedene Perspektiven miteinander zu verknüpfen. Die zweite Antwort beinhaltet eine Lehre für künftige Vorhaben: Es bedarf eines Rahmens, der verdeutlicht, warum "Hildes Geschichte" eine Botschaft bereit hält, die auch heute noch aussagekräftig ist.

Rose Merfels, die einen langen, einführenden Brief verlesen ließ, weil sie persönlich nicht anwesend sein konnte (wie alle drücken ihrem Mann, Mario, nach seiner Herz-OP die Daumen), betonte die individuell und familiendynamisch heilsame Bedeutung von Biografiearbeit - vor allem auch im generationenübergreifenden Zusammenhang. Dies schließt den Umgang mit unvermeidbaren Verlusterfahrungen ein, denn der Lebenslauf besteht aus Wendepunkten, an denen etwas geschehen ist, was nicht hätte geschehen müssen (Niklas Luhmann).

Von Putzerfischen und Schmeißfliegen

"Viele Frauen sind zu leicht zu beeindrucken. Sie umschwirren die Männer wie Putzerfische den Hai" von Sabine Rückert (ZEIT 6/2016, Seite 50) - und die Replik von Miriam Lau (ZEIT 10/2016, S. 56)

Sabine Rückert liest ihren Geschlechtsgenossinnen die Leviten und putzt die Männer runter - und dies vollkommen zu Recht. Ich selbst stehe kurz vor meinem 64. Geburtstag und habe letzte Woche das Datum meiner Versetzung in den Ruhestand mitgeteilt bekommen. Noch drei Semester, und es ist vollbracht. Ich darf (fast) alles sagen. Seit geraumer Zeit bin ich aus der harten Wettbewerbszone entlassen. Ich bin gesund. Es geht mir gut, und ich nehme die 10 Gebote Sabine Rückerts zum Anlass einer kritischen Selbstbesinnung. Die Lektüre Sabine Rückerts empfehle ich meinen Töchtern und meinen Nichten - den Töchtern meines verstorbenen Bruders; insbesondere Kathrin, die in absehbarer Zeit der ZEIT für eine befristete Zeit kooptiert sein wird, jener ZEIT, die ich so sehr schätze und deren Chefredaktion eben auch Sabine Rückert angehört. Im Übrigen sind meine Töchter und Nichten im heiratsfähigen Alter. Und es wird geheiratet. In diesem Jahr gehen die beiden Ältesten, Laura (meine Tochter) und Ann-Christin (meine Nichte und mein Patenkind) den Bund der Ehe ein. Und schon geht es mit Sabine Rückert auf die Reise in ein von ihr aufgespanntes intellektuelles Spannungsfeld - und im Übrigen auf eine emotionale Achterbahn, liebe Sabine Rückert, die man vermutlich erst verkraftet und übersteht, wenn man, wie wir beide, bereits im gesetzteren Alter ist:

Was wäre, wenn...?

Was wäre wenn ich von meiner Schriftstellerei leben müsste, wenn ich durch die Lande tingeln und aus meinen Büchern lesen müsste? Am kommenden Donnerstag (25.2.2016) lese ich zum ersten Mal aus "Hildes Geschichte" - in Andernach:

August-Horch-Schule Andernach
Schillerring 5-7
56626 Andernach
 
um 19 Uhr geht es los. Eingeladen hat mich eine junge Frau, Petra Rotarius - und ich lese auch nicht alleine (siehe auch: Die Lesung). Es soll um Flucht gehen, Kriegstraumata über die Generationen hinweg. Rose Merfels ist mit von der Partie und ein AWO-Mitarbeiter. Die AWO soll auch von den Erlösen der Lesung Gewinn haben - für ihre Flüchtingsarbeit.
 
Ja, wie wäre es, wenn ich von meiner Schriftstellerei leben müsste? Würde es mir vielleicht so gehen wie Hanns-Josef Ortheil - in seinem persönlichen Dramolett in 10 Akten (entnommen dem Journal der Kunsthochschule für Medien Köln / N° 5 / 01 / 2016)?

Was hab ich denn in den letzten Wochen so getrieben?

Zwischen "Hildes Geschichte" und dem Megaprojekt "Demenztagebuch"

In der Einleitung zu "Hildes Geschichte" (worum es dabei geht, habe ich in einem Brief an Nico Hofmann zusammengefasst) bekenne ich mich dazu, zum ersten Mal den "analytischen Blick" zugunsten des Erzählens weitgehend aufzugeben. Sicherlich ist dies nicht so ganz redlich, weil ich mich im "Schlusskapitel" wieder übermannen lasse, und ich natürlich wissen möchte, was "Hildes Geschichte" für uns alle bedeutet.

Ich konnte hier nicht widerstehen, und ich spüre, wie sehr mich diese offene Geschichte für sich einnimmt, wie unvollendet das Ganze geblieben ist. Das  S c h l u s s k a p i t e l  reicht bis in die unmittelbare Gegenwart hinein. In ihm geht es um Grundhaltungen und -entscheidungen, die auch die nähere - vielleicht auch fernere - Zukunft mit bedingen:

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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