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Vor dem Hitzschlag

Benedikt Bösel und die Rebellen der Erde müssen warten, denn der Klimawandel gefährdet unsere Gesundheit. Doch das hat in Deutschland viel zu lange kaum jemanden interessiert. In diesem Sommer tut sich endlich etwas – VON KATJA TRIPPEL, STEFAN SCHMITT UND JAN SCHWEITZER

Vor dem Hitzschlag haben die Drei ihren Beitrag in der ZEIT (26/23, Seite 27-28) überschrieben. Die unbestrittene Ausgangsthese lautet: „Die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit werden immens sein, deswegen muss jetzt etwas passieren.“

Daher ist es natürlich auch purer Unsinn, dass Benedikt Bösel und die Rebellen der Erde warten müssen. Bei Benedikt Bösel heißt die Titelergänzung: Wie wir den Boden retten – und damit uns selbst! Alles was hier im ZEIT-Artikel angesprochen wird, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Denken und Handeln Benedikt Bösels bzw. der hinter seiner Philosophie stehenden Akteure – Denker und Praktiker (oder beides in Personalunion). Unsere Gesundheit können wir – vor allem mit Blick auf künftige Generationen – nur retten, wenn wir dem Ansatz von Bösel nicht nur Aufmerksamkeit zubilligen, sondern ihn zum Wendepunkt unseres (klima-)politischen Handelns machen.

Benedikt Bösel: Rebellen der Erde - Ein Haufen Idealisten oder wie das Universum mein Team baut und: Wie wir arbeiten in Richtung Agroforst oder die Kunst, Ökosysteme auferstehen zu lassen (VI)

 

Wasser

Die Dürren immer weniger Wasser:  Kapitel III und IV: Die Dürren – immer weniger Wasser und: Der Boden – immer weniger Humus 

In Benedikt Bösels Rebellen der Erde ist auf Seite 37 zu lesen:

"Die Aquiferen, die großen Grundwasserleiter in den Tiefen der Erdkruste, sind die Arterien des Plenten. Und Arterien anzapfen hört sich instinktiv erst mal komisch an. Forscher der University of California kamen schon 2015 in einer Studie zu der Erkenntnis, dass etwa ein Drittel der globalen Grundwasserleitungen übernutzt sind; besonders in Indien, Saudi-Arabien und Nordafrika. Was uns droht, wenn wir uns demnächst unter ähnlichen klimatischen Bedingungen über das Grundwasser hermachen, ist also mit einem Blick in die Subtropen schon jetzt abzusehen: >Angesichts der Geschwindigkeit, mit der wir die Grundwasserreserven der Erde plündern, brauchen wir eine koordinierte globale Anstrengung, um herauszufinden, wie viel uns noch bleibt<, warnte damals Studienleiter Jay Famiglietti. Denn verlässliche Daten darüber, wie viel Wasser noch in den Aquiferen ruht, gibt es nicht."

Klickt man den obigen Link Wasser an und schaut sich die Dokumentation auf Arte an, gewinnt man einen recht präzisen Einblick nicht nur in die drohenden Wasserknappheiten - man gewinnt gleichermaßen Einblick in die bereits stattfindenden Konflikte und Migrationsbewegungen, die mit Wassernot einhergehen. Die Arsch-auf-Attacken eines Hubert Aiwanger und die populistische Schelte mit Blick auf das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) nehmen sich dagegen aus wie die Ergüsse jemandes, der mit dem Arsch denkt und den Kopf in den Sand steckt; in den Sand im Übrigen, der sich in den Dürreregionen dieser Welt zunehmend ablagert wie Plaques in den Hirnen von Aiwanger, Söder und - selbstredend in den Resthirnen der Klima-Wandel-LeugnerInnen in der Alternative für Deutschland (hier weitere Hinweise zu themenbezogenen Dokus auf Arte).

Wer ist schneller als der Wind?

Opa Leo war immer schneller als der Wind - auch als Opa; daher das folgende Liedchen, das Laura und Anne zur Musik von Frederic Vahles Schnellem Lied zum siebzigsten Geburtstag ihres Opas vorgetragen haben (Mama, Papa und Herbert haben sie dabei unterstützt. Es kam heute - die Fensterputzer waren da, es musste geräumt werden - als gerahmte und von den Kindern gestaltete Geburtstagsgabe zum Vorschein. Mich rührt es deshalb, weil ich inzwischen der Opa bin, der zum Kindergarten fährt und Leo und Jule oft abholen (oder auch hinbringen) darf. Dabei bin ich allerdings nicht der schnelle Opa; das war ein Alleinstellungsmerkmal von (Ur-)Opa Leo(:-)

Wer ist schneller als der Wind?

Wer ist schneller als der Wind,
regelt alles ganz geschwind?
Das kann nur der Opa sein,
unser Opa Leo

Refrain: Sim, sim, sim, seht doch mal wie schnell er ist! (zweimal)

Morgens auf dem Tennisplatz -
das ist eine wilde Hatz,
lässt er Ball und Gegner laufen,
unser Opa Leo

Refrain: Sim, sim, sim, seht doch mal wie schnell er ist! (zweimal)

Mittags flitzt er dann heran,
hält am Kindergarten an -
holt schnell ab – sie warten schon –
die Anne und die Laura

Refrain: Sim, sim, sim, guck doch mal wie lieb er ist! (zweimal)

Benedikt Bösel - Kapitel V: Regenerative Landwirtschaft oder mein Hechtsprung in die neue Welt

Wir schreiben den 15. Juni 2023. Es hat seit sieben Wochen nicht nennenswert geregnet. Den einst vor grün strotzenden, saftigen Rollrasen, der zu einer spärlichen Wiese mutiert ist (2022 bedeutete den ersten Dauerstress) lasse ich vor sich hin dorren. Er ist einer der Sanierungsfälle in meinem Garten. Den Nutzgarten in der aufgelassenen Weinbergslage habe ich durch Jäten und Mulchen in eine nutzbringende Form getrimmt. Ich habe inzwischen herausgefunden, was unter den gegebenen Bedingungen funktioniert und was nicht: Tomaten, Tomaten, Tomaten, Bohnen, in zwei Hochbeeten versorgen wir uns mit Salat, Zucchini – die bringen dieses Jahr beste Qualität. Der Blühstreifen zur Grenze hin entwickelt sich nach zögerlichem Beginn zur Bienen- und Insektenweide. Dafür steht mehr noch der Borretsch – eine üppige Pflanze lockt Bienen ohne Ende 😊😊😊Aber mir geht das Wasser aus. Die beiden Zysternen brauchen Nachschub – sonst muss kostbares Leitungswasser herhalten ☹

Für Benedikt Bösel wird die Luft 2018 immer dünner: „Die Mechanik, zwischen Feld und Forst saisonale Einbrüche des jeweils anderen abzufangen, funktionierte in Anbetracht der Verluste aus Trockenheit und Stürmen nicht mehr.“ Er beginnt zu lesen, sich notwendiges Wissen anzueignen, schrieb tausende von Mails, spricht mit unzähligen Leuten. Ein Freund stellt ihm Emil Underberg vor:

Benedikt Bösel: Rebellen der Erde - (III und IV)

Kapitel III und IV: Die Dürren – immer weniger Wasser und Der Boden – immer weniger Humus

Ähnlich meinem eigenen Amoklauf in der Familienapp 2018, als auf dem Heyerberg das Obst verdorrte, die Felder - knochentrocken – Ernteeinbußen bisher kaum gekannten Ausmaßes erwarten ließen, verlässt Benedikt Bösel den avisierten Pfad einer lediglich agrartechnischen Revolution und gelangt an einen finalen Wendepunkt. 2022 ist dann das Referenzjahr, von dem Benedikt Bösel sagt, dass es alles bisher Dagewesene toppte:

„In Deutschland zeichneten drei Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes knapp über 40 Grad auf: in Hamburg, in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt. In Großbritannien wurde überhaupt erstmals die 40-Grad-Marke geknackt. In Spanien wurden Temperaturspitzen von 46 Grad gemessen […] Die Europäische Dürrebeobachtungsstelle gab für 47% unseres Kontinents eine Dürrewarnung aus.“

Es war der bislang wärmste, jemals in Europa gemessene Sommer. Die Folgen sind bekannt, und sie wiederholen sich. Die Dürrewarnung mit dem gemessenen Niederschlagsdefizit hatte eine Beeinträchtigung der Wassereinträge der Flüsse in ganz Europa zur Folge: „Die geringen Speichermengen hatten schwerwiegende Auswirkungen auf den Energiesektor, sowohl für die Erzeugung von Wasserkraft als auch für die Kühlsysteme von Kraftwerken.“

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund