<<Zurück

 
 
 
 

Der Ewige-Wiederkunfts-Gedanke - ein Gedanke Nietzsches

Nietzsche selbst beschrieb in seiner Autobiographie Ecce homo, wie ihn dieser Gedanke in einem Augenblick der Inspiration überfiel:[1]

„Die Grundconception des Werks [Also sprach Zarathustra], der Ewige-Wiederkunfts-Gedanke, diese höchste Formel der Bejahung, die überhaupt erreicht werden kann –, gehört in den August des Jahres 1881: er ist auf ein Blatt hingeworfen, mit der Unterschrift: ‚6000 Fuss jenseits von Mensch und Zeit.‘ Ich ging an jenem Tage am See von Silvaplana durch die Wälder; bei einem mächtigen pyramidal aufgethürmten Block unweit Surlei machte ich Halt. Da kam mir dieser Gedanke.“[2]

Diese Schilderung wird durch ein entsprechendes Fragment in Nietzsches Nachlass bestätigt,[3] das dort weitere Betrachtungen nach sich zieht, in denen bald die Figur Zarathustra auftaucht. Zum ersten Mal vorgestellt hat Nietzsche den Gedanken dann im Vierten Buch, Aphorismus 341, von Die fröhliche Wissenschaft und damit direkt vor dem Anfang von Also sprach Zarathustra. Dies ist die ausführlichste Beschreibung des Gedankens außerhalb des Nachlasses und enthält, abgesehen vom Namen, bereits alle Elemente der Lehre:

 „Das grösste Schwergewicht. – Wie, wenn dir eines Tages oder Nachts, ein Dämon in deine einsamste Einsamkeit nachschliche und dir sagte: ‚Dieses Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch einmal und noch unzählige Male leben müssen; und es wird nichts Neues daran sein, sondern jeder Schmerz und jede Lust und jeder Gedanke und Seufzer und alles unsäglich Kleine und Grosse deines Lebens muss dir wiederkommen, und Alles in der selben Reihe und Folge – und ebenso diese Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Bäumen, und ebenso dieser Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!‘ – Würdest du dich nicht niederwerfen und mit den Zähnen knirschen und den Dämon verfluchen, der so redete? Oder hast du einmal einen ungeheuren Augenblick erlebt, wo du ihm antworten würdest: ‚du bist ein Gott und nie hörte ich Göttlicheres!‘ Wenn jener Gedanke über dich Gewalt bekäme, er würde dich, wie du bist, verwandeln und vielleicht zermalmen; die Frage bei Allem und Jedem ‚willst du diess noch einmal und noch unzählige Male?‘ würde als das grösste Schwergewicht auf deinem Handeln liegen! Oder wie müsstest du dir selber und dem Leben gut werden, um nach Nichts mehr zu verlangen, als nach dieser letzten ewigen Bestätigung und Besiegelung?“[4]

Bezeichnungen wie „der ungeheure Augenblick“ und „das größte Schwergewicht“ haben in der Literatur ebenso Anklang gefunden wie etwa „der große Mittag“, „Ring der Ringe“, „Rad des Seins“ und ähnliche Wendungen Nietzsches. Der von vielen Interpreten gebrauchte Begriff „ewige Wiederkehr“ (statt Wiederkunft) findet sich dagegen bei Nietzsche nur sehr selten und an abgelegenen Stellen. Darauf ist erst in neuester Zeit aufmerksam gemacht worden, ebenso wie darauf, dass der Begriff „Wiederkunft“ (Parusie) schon vor Nietzsche in der christlichen Theologie gebräuchlich war.[5] Freilich findet sich in Apg 3,21 EU gerade der von der Stoa für die Wiederkehr (im nicht christlichen Sinn, siehe unten) gebräuchliche Begriff apokatastasis.

Warum Francis Ford Coppola Recht hat -lyrisch gefasst

Das folgende Gedicht ist fast dreißig Jahre alt - meine älteste Tochter ist 37 Jahre, meine jüngere Tochter 35 Jahre alt, meine Enkelkinder sind fünf bzw. drei Jahre alt. Und die Jüngste ist inzwischen gut acht Monate alt. Fangen wir an mit Unsere Kinder (dass meine eigenen Kinder sich dieses Gedicht mit Blick auf ihre eigenen Kinder zu eigen machen mögen, wünsche ich Ihnen von Herzen):

Was ist eine gute Mutter?

Das Thema hatten wir doch gerade eben - muttertagsgeschuldet! Die Versuche, diese Frage zu beantworten, spielen in diesem Blog eine durchaus prominente Rolle. Es fragen Mütter selber danach: Was ist eine gute Mutter? Eva von Redecker entschlackt den Diskurs und enthält sich einer Wertung hinsichtlich der gestellten Frage. Ihre Hinweise zur symbolischen Ordnung der Mutter hingegen sind enorm hilfreich, gerade dann, wenn man sich mit einer wertenden Beantwortung dieser Frage quält. Diese Qualen haben beispielsweise Markus Deggerich so extrem umgetrieben, weil er seine Mutter beinahe umgebracht hätte. Eine andere Frage ist damit verbunden, ob man zwangsläufig einer Ideologie unterliegen muss, wie es das Gedicht Wenn Du noch eine Mutter hast nahelegt (siehe auch Teil II). Nobelpriesträgerin hinterlässt einen ehrlichen und gleichermaßen quälenden 'Eindruck in ihrem Abschied von der Mutter. Vielleicht hilft die nüchterne Feststellung: Jeder Tag ist Muttertag? Und mit dem Themenfeld Mütter und Söhne ist ohnehin ein Problemfeld besonderer Güte markiert. Mädchen und Frauen fragen eher: Bin ich wie meine Mutter? Man kann dem Thema auch eine generationenübergreifende Perspektive geben, indem man nach dem Verhältnis von Großeltern, Eltern und Enkeln (siehe auch Teil II) fragt! Und schließlich kann man sich fragen, was der Tod der eigenen Mutter bedeutet? Die einen werden erwachsen, andere verpassen genau diese Chance.

Grundsätzlich bleibt bei alledem kein Zweifel, dass die aufgeworfenen Fragen und die teils unsäglichen Konflikte wohl zum Leben dazu gehören - natürlich in den unterschiedlichsten Ausprägungen.Wenn dies so ist, bleibt die Frage zu beantworten, wie man mit diesem Befund umgeht. Tief berührt hat mich im Übrigen die feinsinnige Unterscheidung, die Aron Bodenheimer angesichts finaler Grenzsituationen vornimmt.

Heute gebe ich hier ein Textdokument zur Kenntnis - mit Genehmigung der Autorin, die diesen Text in eine Klanggestalt transformiert, die mich zutiefst beeindruckt. Hier zeigt sich, wie zur Anstrengung des Begriffs eine liedhafte Übersetzung gelingt, die das Kunstück fertigbringt, neben dem Adressaten eine ganze Nation von Müttern (und Vätern) aufhorchen zu lassen. Alle Liebe, alle Nöte, alle Konflikte, alle Projektionen finden in einem kleinen Lied eine bleibende Gestalt; ein bleibende Gestalt, weil sie die Gefühlswelt und Nöte von Müttern in der modernen oder meinetwegen postmodernen Gesellschaft auf den Punkt und zum Klingen bringt. Und in der Tat - zum Text muss man das Lied hören, weil erst das Aufgehen des Textes in seiner liedhaften Form zu einem umfänglichen Erleben führt:

 

Der Text (und das Lied - in Vorbereitung):


Von Muttertier zu Pubertier (Tina Schneider – Dedenbach)

Ich bin nicht immer gut gelaunt – genau wie du.

Ich bin nicht immer ganz gerecht – genau wie du.

Was ich wohl immer bin, ist echt – genau wie du.

Und letztlich bin ich nur ein Mensch – genau wie du.

 

Und dieser Mensch, der du da bist, der ist mein Kind.

Egal wie groß, egal wie alt, du bleibst mein Kind.

Und deshalb lieb ich diesen Menschen, dich, mein Kind.

Auch pubertär und nicht ganz fair, ich lieb mein Kind.

 

Und weil ich deine Mutter bin, ist’s wohl normal,

dass ich dir peinlich oder lästig bin manchmal.

Dass du mich hasst, verwünschst, verfluchst wohl hier und da.

Ich weiß, du kannst oft nichts dafür, doch sei dir klar:

 

Auch ich kann nichts für deine Launen, deine Wut,

für deinen Kummer, Misserfolge, den Unmut.

Ich weiß genau, die Achterbahn in dir, sie tut

Dir selbst genau so wie auch mir kein bisschen gut.

 

Auch ich werf dir Grimassen zu hinter der Tür,

flüstere Schimpfwörter dir zu hinter der Tür.

Du darfst mich ruhig verfluchen hinter deiner Tür.

Doch vergiss eines nie da hinter deiner Tür:

 

Niemanden sonst auf dieser Welt lieb ich wie dich.

Und eben deshalb bin ich auch genau durch dich

Verwundbar wie durch keinen sonst und verletzlich.

Denn niemand sonst bedeutet je so viel für mich.

 

Bei allem, was ich tu und lass, mein ich es gut

Mit dir, dem Lebenswerk von mir, dir, meiner Brut.

Ich lass dich leben und erfahren, mach dir Mut

Und doch bleib ich im Hintergrund stets auf der Hut.

 

Ich weiß, vielleicht kannst du das alles erst verstehn,

wenn es dir selbst irgendwann ähnlich wird ergehn.

So hab auch ich als Mutter manches eingesehn,

was ich als Tochter lange Zeit nicht konnt verstehn.

 

Wir sind nicht immer lieb, gerecht und brav und nett.

Doch eines soll man nie verlieren: den Respekt.

Denn den verdiene ich von dir wie du von mir.

Zur Not erinnert uns daran das Liedchen hier.

 

Auch ich kann nichts für deine Launen, deine Wut,

für deinen Kummer, Misserfolge, den Unmut.

Ich weiß genau, die Achterbahn in dir, sie tut

Dir selbst genau so wie auch mir kein bisschen gut.

 

Auch ich werf dir Grimassen zu hinter der Tür,

flüstere Schimpfwörter dir zu hinter der Tür.

Du darfst mich ruhig verfluchen hinter deiner Tür.

Doch vergiss eines nie da hinter deiner Tür:

 

Niemanden sonst auf dieser Welt lieb ich wie dich.

Und eben deshalb bin ich auch genau durch dich

Verwundbar wie durch keinen sonst und verletzlich.

Denn niemand sonst bedeutet je so viel für mich.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund