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Suchkind 312 Fernsehfilm Deutschland 2007
| HR 20.11.1018 - auch noch 21.11.2018
 
Ich habe mir den Film heute angesehen und übernehme nachstehend Inhaltsangabe und Kritiken aus dem Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Suchkind_312_(2007) und https://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=28111238743408
 

Für Ursula Gothe, die Frau des aufstrebenden Ingenieurs Dr. Richard Gothe, verläuft das Leben in der Nachkriegszeit endlich wieder in geregelten Bahnen. Das ändert sich, als sie in einer Suchanzeige ihre tot geglaubte Tochter Martina wiederentdeckt. Ursula ist fassungslos vor Freude, hat aber auch große Angst: Das Mädchen stammt von einem Mann, den sie während des Krieges, vor ihrer Zeit mit Richard, kennenlernte. Nun steht Richard kurz vor der Beförderung zum Fabrikdirektor und will nicht wegen eines unehelichen Kindes in Verruf geraten.

 

Das Lexikon des internationalen Films sprach von einem „(Fernseh-)Melodram als Remake eines seiner Entstehungszeit verpflichteten melodramatischen Kinofilms aus dem Jahr 1955, das seine Vorlage, einen sentimentalen Illustriertenroman, nicht leugnen“ könne. Weiter hieß es: „Was in den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren als Unterhaltung seine Berechtigung haben mochte, klingt heute eher antiquiert.“[1]

kino.de war der Ansicht, dass diese Story „wie ein ‚Groschenroman‘ kling[e]“, wovon „nicht nur der gebeutelte Gatte der fassungslosen Mutter überzeugt [sei], sondern mit fortschreitender Geschichte auch der Zuschauer“. Schon bei der Kinoverfilmung 1955 sei „ein (inszeniertes) Melodram mit einem (realem) Lebensdrama“ einhergegangen „und die Produktionsfirma Ziegler Film [habe] sich redlich bemüht, im Jahr 2007 beiden Ansprüchen gerecht zu werden“. Erfreulich sei, „dass die Degeto-Vorzeigefrau Christine Neubauer hier einmal das Zitterweib spielen“ dürfe.[2]

Tilmann P. Gangloffs Urteil für tittelbach.tv fiel eher negativ aus: „Starker Stoff. Schwächeres Buch. Eine unerträglich agierende Neubauer!“ Ausstatterin Heike Bauersfeld habe sich „redlich bemüht, die Fünfzigerjahre möglichst authentisch wieder ins Leben zu rufen. Der liebevoll zusammengestellte Gelsenkirchener Barock in der Wohnung von Richard und Ursula Gothe, die Kostüme, die Autos: alles pass[e]. Dass ‚Suchkind 312‘ stellenweise trotzdem beinahe unerträglich [sei], lieg[e] an Christine Neubauer, die selbst banalste Dialogzeilen wie großes Drama deklamier[e] und ohnehin ständig derart dick auftr[age], dass man im Theater auch auf hinteren Plätzen noch peinlich berührt wäre. Mitunter agier[e] Frau Neubauer, als spiele sie nicht für Gabi Kubach, sondern für (Stummfilm-Maestro) F. W. Murnau“.[3]

„Starke Story, viel zu schwaches Drehbuch“

 

 

 

 

 

 

Kurz vor Schluss - Online-Version

kurz vor schluss 9783956382017

 

Im September 2017 habe ich zeitgleich mit meiner Pensionierung mein aktuelles Buchprojekt vorgestellt - in P A P I E R F OR M !!! 927 Seiten. Ihr könnt Euch vorstellen, dass dies - wie mehrfach begründet - reizvoll, aber eben auch sehr kostenintensiv war.
Wer nun weder die 35 Euro erübrigen konnte oder wollte, um das Buch in Papierform zu erwerben hat nun Gelegenheit, es hier als vollständige Version herunterzuladen oder sich eben nur selektiv - je nach Interesse - mit Teilaspekten auseinanderzusetzen.

 

Download: Kurz vor Schluss - vollständige Version [PDF]

 

 

Herzlich willkommen im LC

"'Herzlich willkommen im LC, liebe Freunde, kommet herbei mit Plädoyer und Disput, kommet herbei mit Lob und Tadel für die Schönheit des Wortes! O Wort, das du die Herzen mitreißest und das Universum bewegst! Kommt und seht das Schauspiel, das die flammenden Redner zu Ehren der Rhetorenkunst und zu euer aller größtem Vergnügen aufführen!' Bayard blickt Simon fragend an. Simon flüstert ihm ins Ohr, dass das nicht etwa der Anfang eines von Roland Barthes gemurmelten Satzes war, sondern das 'LC' die Initialen von 'Logos-Club' sind. Bayard macht ein beeindrucktes Gesicht."

Wer sind Bayard und Simon? Es sind die Protagonisten in Laurent Binets Roman "Die siebte Sprachfunktion" (Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017). Im Klappentext lesen wir:

"Paris, Frühjahr 1980: Nach einem Essen mit dem Kandidaten für das Amt des französischen Präsidenten, Francois Mitterand, wird Roland Barthes von einem bulgarischen Wäschelieferanten überfahren. Das Manuskript, das er bei sich trug, verschwindet spurlos. Ein Passant, Michel Foucault, ist Zeuge des Unfalls und behauptet, es war Mord [...] Bayard und Simon ziehen durch Paris, auf der Suche nach dem Mörder und dem Manuskript. Der Tod des Autors stellt Kommissar Bayard vor viele Rätsel. Er engagiert einen jungenSprachwissenschaftler als Assistenten, Simon Herzog. Der im entschlüsseln von Zeichen geübte Simon wird peu à peu zum heimlichen Helden, stets im Zweifel darüber, ob er alles wirklich erlebt oder nicht doch nur eine Romanfigur ist."

Im Zuge ihrer Ermitlungsarbeit landen Bayard und Simon also auch im Logos-Club. Dort wird mit Worten hart gefochten und als Unterlegener Wortfechter verliert man dort auch schon einmal ein Fingerglied. Ein alter, weißhaariger Mann erklärt Bayard und Simon das Ritual eines Disputs und im Laufe des Abends kommt es dann eben auch - als Höhepunkt - zu einem solchen Disput, in dem ein Fingerglied zur Disposition steht. Der alte Mann erläutert Bayard und Simon - nicht ohne Vorfreude - den Ablauf:

"Ah! Ein Metathema! Die Sprache spricht über die Sprache, es gibt nichts Schöneres. Ich liebe das. Da, sehen Sie, das Streitniveau steht an der Tafel. Ein junger Rhetor fordert einen Orator heraus, um ihm seinen Rang streitig zu machen. Er macht den Anfang. Ich bin gespannt, welchen Standpunkt er wählt. Oft ist eine Meinung schwieriger zu vertreten als die andere, und dann kann es gerade von Interesse sein, diese zu wählen, wenn man Jury und Zuhörer beeindrucken möchte. Anders gesagt, allzu eindeutige Meinungen können undankbar sein, man hat es schwerer, glanzvoll zu argumentieren, man wird Banalitäten sagen, und die Rede gerät weniger spektakulär. Der alte Mann verstummt, es fängt an, alle lauschen in nervösem Schweigen und der Orator in spe ergreift mit Entschiedenheit das Wort:"

Lauschen wir doch einfach einmal den beiden Kontrahenten und spüren der These nach, warum Roland Barthes - und meinetwegen auch Ernst Begemann - nicht wirklich tot sind:

"Buch-Religionen haben unsere Gesellschaften geformt, und wir haben die Texte heiliggesprochen: Gesetzestafeln, die Zehn Gebote, Tora-Rollen, die Bibel, der Koran un so weiter. Es musste in Stein gemeißelt sein, um Gültigkeit zu haben. Ich nenne das Fetischismus. Ich sage dazu: Aberglaube. Ich bezeichne das als die Wiege des Dogmatismus. Nicht ich behaupte die Überlegenheit des gesprochenen Wortes, sondern der, der uns so gemacht hat, wie wir sind - verehrte Denker, verehrte Rhetoren - der Vater der Dialektik, unser aller Urahn, der Mann, der, ohne ein einziges Buch geschrieben zu haben, den Grund gelegt hat zum abendländischen Denken.

Ruft euch in Erinnerung! Wir sind in Ägypten, in Theben, und der König fragt: Wozu ist die Schrift gut? Der Gott antwortet: Sie ist das beste Heilmittel gegen Unwissen. Und der König sagt: Ganz im Gegenteil Diese Fertigkeit wird in den Seelen derer, diesie erlent haben, die Vergesslichkeit nähren, denn sie üben ihr Gedächtnis nicht mehr. Wiederholung ist nicht Gedächtnis, und das Buch ist nur eine Eselsbrücke. Es bringt keine Kenntnisse, es bringt kein Verständnis, es bringt keine Fähigkeit.

Wozu bräuchten die Studenten Professoren, wenn man alles aus Büchern lernen könnte? Warum muss man ihnen erläutern, was in den Büchern geschrieben steht? Warum gibt es überhaupt Schulen, wären Bibliotheken nicht ausreichend? Weil das Schriftliche allein nie genügt. Ein Gedanke ist nur lebendig, solange er ausgetauscht wird; er ist nie erstarrt, es sei denn, er sit tot. Sokrates vergleicht die Schrift mit der Malerei: Letztere stellt ihre Ausgeburten dar, als würden sie leben, wenn man sie aber etwas fragt, so schweigen sie gar ehrwürdig still. Ebenso auch die Schriften: Du könntes glauben, sie sprächen, als verständen sie etwas, fragst du sie aber lernbegierig über das Gesagte,so bezeichnen sie doch nur stets ein und dasselbe.

Die Sprache dient dazu, eine Botschaft zu erzeugen, die sich mit Sinn füllt, wo es einen Adressaten gibt. Ich spreche in diesem Augenblick zu Ihnen, Sie sind die Dasseinberechtigung für meine Rede. Nur Narren sprechen in der Einsamkeit. Ein Narr führt auch Selbstgespräche. Zu wem aber spricht ein Text? Zu jedermann! Also niemandem. Ist sie aber einmal geschrieben, so schweift jede Rede gleichemaßen unter denen umher, die sie verstehen, und unter denen, für die sie nicht bestimmt ist, und weiß nicht, zu wem sie reden soll und zu wem nicht. Ein Text, der keinen bestimmten Adressaten hat, gewährleistet Ungenauigkeit und vage, unpersönliche Gedanken. Wie soll die Botschaft jedermann einleuchten? Selbst ein Brief ist jeglichem Gespräch unterlegen: Er wurde in einem bestimmten Kontext verfasst und wird in einem anderen Kontext empfangen. Woanders, später, haben sich die Lage des Autors und die der Adressaten verändert. Er ist schon überholt, er richtet sich an jemand, den es nicht mehr gibt, und seinen Autor gibt es ebenso nicht mehr - sie sind im Brunnen der Zeit verschwunden, sobald der Umschlag zugeklebt ist.

Da sieht man's: Das Schriftliche ist der Tod. Texte gehören in Schulbücher. Nur in der Verwandlung durch die Rede gibt es Wahrheit, nur der mündliche Ausdruck reagiert rasch genug, um das reale Tempo des fortschreitenden Denkens wiederzugeben. Die Mündlichkeit ist das Leben: Ich bin der Beweis dafür, wir sind der Beweis dafür, wie wir hier versammelt sind, um zu reden. Um zuzuhören, uns auszutauschen, zu diskutieren, zu streiten, um gemeinsam lebendiges Denken zu erschaffen, um die Kommunion von Wort und Gedanken zu feiern, beseelt von den Mächten der Dialektik


 

 

   
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