Eugen Kogon und Carl Schmitt
Bereits 1945/46 hat Eugen Kogon die ideelle Grundlage des Terrors begriffen. Sie beruht auf der von Carl Schmitt 1932 vorgelegten Schrift: Der Begriff des Politischen, mir vorliegend in der 7. Auflage als 5. Nachdruck der Ausgabe von 1963
Auf den Seiten 26/27 der Taschenbuchausgabe zu Eugen Kogons: Der SS-Staat - Das System der deutschen Konzentrationslager", 42. Aufl., München 1974 findet sich folgende Passage (ausführlicher hier):
"Die ideelle Grundlage, von der der Terror seinen Ausgang nimmt, ist die Leugnung oder die Relativierung jener Rechte, die wir aus dem Wesen und den Aufgaben des Menschen selbst herleiten. Sie kann, wie bereits angedeutet, prinzipiell sein. Wer eine monarchische oder cäsarische Despotie anstrebt, würde in der Anwendung terroristischer Mittel behindert, wenn er Autorität und Freiheit, die beiden Seiten eines und desselben Grundrechtes, auch nur irgendeines anderen Menschen anerkennen wollte. Außer dem Despoten und all jenen, auf die er als seine Werkzeuge die vermeintlich absolute Verfügungsgewalt überträgt, besitzt niemand Rechte aus sich oder aus dem ihm zustehenden Sachbereich. Wer aber das Gesetz der niederen Natur vom >Kampf ums Dasein< auch in der menschlichen Gesellschaft und ihren Ordnungen für gültig hält, muss jede Art von Recht zu einer Ausdrucksform der Freund-Feind-Theorie relativieren, die es ihm erlaubt, selbst die gemeinsten Mittel der Gewalt für gerechtfertigt anzusehen, sofern sie ihm in einem gegebenen Fall besser angebracht erscheinen als List, Überredung und jeder andere Versuch, Oberhand zu gewinnen. Denn die Meinung, es sei ein 'Naturgesetz' auch der menschlichen Gemeinschaft, dass der Tüchtigste, der Stärkste schließlich sogar der Gewalttätigste überlebe und überleben solle, da er allein zur Herrschaft berufen sei, heiligt von solchem Zweck her selbstverständlich den Rechtsbruch."
In unserer Pensionistas-Runde - heute morgen - war der Tenor, dass Eugen Kogons 1945 abgefasster Text zu kompliziert und zu komplex sei. Der in Buchenwald befreite Eugen Kogon hätte das für das einfache Volk einfacher und schlichter formulieren müssen - vielleicht so:
Terror und Terrorismus in Schlichtdeutsch/Einfachsprech:
Du lebst in Freiland. Eines Tages klopft jemand an Deiner Haustüre. Du öffnest und jemand schlägt Dich mit einem Knüppel unvermittelt zu Boden. Deine Nase ist gebrochen und einige Deiner Zähne fehlen Dir. Als Du Dich mühsam erhebst, packt Dich der Schläger und wirft Dich aus Deinem Haus. Du versuchst ihn zur Rede zu stellen, weil Du wissen willst, was das alles soll. Der Schläger lässt Dich nicht zu Wort kommen, tritt Dir in den Arsch und brüllt nur noch: „Hau ab, ab heute gehört das alles mir – ich bin der Stärkere, und wir leben ab heute in Meinland!“
Auf der Straße triffst Du viele andere, denen es genau so ergangen ist. Sie erzählen, dass einige, die versucht haben sich zu wehren, sogar totgeschlagen worden sind. Auf Deinen Vorschlag, Euer Recht einzuklagen und vor Gericht zu ziehen, erfährst Du, dass der Schläger alle Richter selbst eingesetzt hat und die Polizei bzw. die PolizistInnen nur machen, was er ihnen befiehlt. Alle, die sich nicht daran halten, erklärt er zu seinen F e i n d e n. Die einen lässt er einsperren, andere wirft er aus dem Land - einige, von denen er meint, sie könnten ihm gefährlich werden, lässt er verurteilen und hinrichten. Seine Schlägertrupps sorgen für Ruhe und Ordnung.
Einige von euch können in das Nachbarland fliehen – nach Friedland. Dort sind die Menschen zwar alle verschieden, leben aber friedlich miteinander. Sie haben eine Regierung und ein Parlament. Über das Parlament bestimmen sie die Regeln ihres Zusammenlebens selbst. Die Regierenden haben ihre Ämter nur auf Zeit – sagen wir vier Jahre -, dann wird neu gewählt. Auf eine Armee von Knüppelträgern haben sie verzichtet, weil sie ja alle friedlich miteinander leben. Und wenn es Streit gibt, dann suchen sie nach Lösungen. Dafür haben sie Gerichte, wo manchmal auch Berater und Vermittler helfen. Wenn sich die Streitparteien nicht einigen können, fällen Richter ein Urteil, dass sich an den Regeln ihres Zusammenlebens orientiert. Alle müssen die gemeinsamen Regeln einhalten. Verletzt jemand die Regeln muss er sich vor Gericht verantworten. Vor dem Gericht sind alle gleich.
Eines Tages kommen Schlägertrupps mit Knüppeln nach Friedland und werfen auch dort die Menschen aus ihren Häusern und sagen: „Wir sind die Stärkeren, und deshalb machen wir, was wir wollen.“ Doch diesmal sperren sie alle, die ihren Anweisungen nicht folgen in Lager, manche schlagen sie tot. Sie sagen: „Ihr seid nicht unsere F r e u n d e, ihr seid unsere F e i n d e, und wir wollen euch hier nicht mehr haben!“ Sie besetzten das überfallene Land gliedern es Meinland ein und geben ihm einen neuen Namen: V e r e i n i g t e s B l u t l a n d
Einer aus meiner Pensionistas-Runde schrieb darauf hin: "...und welche Lösungen gibt es dem zu begegnen - außer Gegengewalt?"
Das einzige, was mir dazu einfällt - angesichts des Bösen (ja, ja - ich weiß... aber ganz nebenbei: haben wir Deutschen nicht gelernt: Gewaltverzicht und Anerkennung der Grenzen?!) klingt wie: A B S C H R E C K U N G - versuch es erst gar nicht und mache dein eigenes Land zu blühenden Landschaften - zumal, wenn dein Reichtum so unermesslich ist, wie in deinem fernöstlichen Riesenreich!