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Als mein Vater beinahe Klaus Harpprecht das Leben gerettet hätte
Klaus Harpprecht ist Jahrgang 1927 und legt nunmehr 2014 seine Memoiren vor - er kann sie vorlegen. Er hat seine Zeit als Soldat 1944/45 überlebt. Im Vorabdruck in der ZEIT (50/2014, S. 55) - wo sonst? werden folgende Erinnerungen an den existentiellen Wendepunkt des Überlebens widergegeben:
Bei der Flucht vor amerikanischen Truppen eine Anhöhe hinauf, die schon fast geschafft war, traf Klaus Harpprecht "ein barbarischer Schlag auf die rechte Schulter, als träfe mich der dickste aller Schmiedehämmer". Harpprecht schreibt weiter: "Die Wucht des Aufpralls warf mich in die Furche. Vermutlich schrie ich. Blut. Ich wusste nicht weiter. Würden meine Beine gehorchen? Plötzlich neben mir ein Soldat, Unteroffizier. Das Gesicht, das ich mir heute zurechtdenke, gehört zu einem Dreißig-, Fünfunddreißigjährigen. Runde Brille unterm Stahlhelm. Er half mir auf. Die Beine trugen. Sprang mit mir drei oder vier Meter. Ein Wunder: Nur wenige Geschosse zischten vorbei. Ein zweiter Sprung. Ein dritter: Wir hatten es geschafft. Rollten ein paar Meter auf der geschützten Seite des Hanges hinab. Der Mann gab mir Schnaps aus seiner Feldflasche. Ich kotzte. Er bestand auf weiteren Schlucken, und ich begann, Leben zu fühlen. Der Mann riss meine Jacke auf und versuchte, die Einschusswunde mit seinem Taschentuch zu stopfen. Er murmelte, dass unten am Donauufer gewiss eine Sanitätsstation sei. War vom Blutverlust geschwächt. Er legte meinen heilen Arm um seinen Hals, zur Stütze, und so humpelten wir talwärts. Der Mann ließ keine zu langen Pausen zu, weil ich zu viel Blut verlöre.
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Das Geheimnis des Glücks - oder: Wer kann schon von sich sagen, Glück gehabt zu haben?
Oder noch einmal ganz anders: Könnte es sein, dass der eigentliche Schatz in der „letzten Liebe“ liegt, in der Liebe von Partnern, die lange genug zusammen sind, um sich selbst und den anderen wahrhaftig zu erkennen? Eine Erinnerung an David Schnarch
In der Auseinandersetzung mit Niklas Luhmanns Mosaiksteinen zu einer kontingenzgewärtigen Lebenslauftheorie gibt es immer eine Stelle, an der ich seine Betrachtungsweise erweitere. Programmatisch und richtungsgebend ist ja seine Vorstellung, dass der Lebenslauf ein Form für die unaufhebbare Kontingenz der Geschehnisse des Lebens ist: Er fasst den Lebenslauf als eine "rhetorische Leistung auf, als eine Erzählung, dessen Komponenten aus Wendepunkten bestehen, an denen etwas geschehen ist, was nicht hätte geschehen müssen".
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Das Geheimnis eines Lebens II - mit unglaublichen Wendepunkten und Zufällen
Das muss ich heute noch loswerden: Der designierte Nobelpreisträger für Literatur, Patrick Modiano bekennt Iris Radisch gegenüber in einem Interview (ZEIT, 49/2014, S. 55): "Man kann sagen, ich fing an zu schreiben, um ein Geheimnis aufzudecken." Hannes Grassegger deckt im ZEIT-Magazin (49/2014, S. 24-31) auch ein kleines Geheimnis auf und lernt vermutlich an den Zufall zu glauben. Er skizziert aus gegebenem Anlass die authentischen Beigaben zu einer "kontingenzgewärtigen Lebenslauftheorie" im Sinne Niklas Luhmanns, wonach allein schon unserer Geburt ein unwahrscheinlicher Zufall sei.
Hannes Grassegger, der Enkel von Wolfram Grassegger, bezieht sich auf einen "dicken, roten Lederordner mit goldenem Aufdruck: 'Zufall?'" William A. Schmalz und Wolfram Grassegger haben in diesem Ordner aufgeschrieben und dokumentiert, was sie für immer verband. Am 28. April 1945 gehört William A. Schmalz zur Vorhut der 3. US-Armee, die Auftrag hatte bei Plattling die Isar zu überqueren. Wolfram Gassegger hatte als Kompanieführer einer Infanterieeinheit Befehl dies zu verhindern:
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Das Geheimnis eines Lebens - im Spiegel von Wendepunkten
Iris Radisch reist nach Paris und interviewt Patrick Modiano, den designierten Literatur-Nobelpreisträger (ZEIT 49/2014, S. 55)
Ich bekenne, ich habe von Patrick Modiano nichts gelesen, lese aber gerne die ZEIT, insbesondere auch die Beiträge von Iris Radisch; so heute morgen wieder in der Frühe um sechs. "Das Geheimnis des Lebens" steht dick und fett über dem Interviewtext - inclusive des Hinweises, dass der Nobelpreisträger zwar entspannt wirke, sich jedoch
"tastend und immer wieder lange nach den richtigen Worten suchend (und ungeduldig mit der Zunge schnalzend, wenn sie sich nicht einstellen wollen) auf die Fragen der Besucherin so antwortet, als würde er über alles, was er sagt, zum ersten Mal nachdenken."
Und in der Tat, so liest sich denn auch der Interviewtext, immer wieder von naiven bis widersprüchlichen Einlassungen geprägt:
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Höhere Gewalt oder: Mit Ruben Östlund ins Familien- pardon Skiparadies
Wie beobachten Feuilletonjournalisten Familiendynamiken in der (Post-)Moderne?
Und wie beobachten wir Feuilletonjournalisten (Thomas Assheuer - ZEIT, 48/2014)?
"Das Leben auf dem Zauberberg ist herrlich. Die Nobelherberge in den französischen Alpen liegt in bester Lage, der Neuschnee sieht aus wie Zuckerwatte, und der nächtliche Sternenhimmel ist eine Wucht."
Na, Lust auf ein Skiabenteuer bekommen? Vorsicht! In den Alpen gibt es auch Lawinen - davon weiß Prinz Friso leider nicht mehr zu berichten. Claudia und ich befanden uns am 17.2.2012 ins Stanton unweit des Lawinenunglücks, bei dem Prinz Friso abseits der offiziellen Pisten verschüttet wurde, und ließen die Bretter von den Füßen - bei Lawinenwarnstufe 4 bis 5! Wir leben noch. Prinz Friso ist tot - nach monatelangem Koma verstarb er am 12. August 2013 im Alter von 44 Jahren.
Sind wir risikoscheu? Meine Frau bewegt sich häufiger im hochalpinen Schizirkus, manchmal gemeinsam mit mir - häufiger mit leidenschaftlich(er) Gleichgesinnten.