Zu einer Totenrede kommt man einerseits durch Verpflichtung und andererseits durch Ermächtigung: Die Verpflichtung zur Totenrede meines Schwiegervaters Leo Rothmund wurde mir zur Ehre, weil ich danken konnte für viele Ermöglichungen und eine besondere Beziehung zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn. Die Ermächtigung zur Totenrede von Gerd Wayand war zuallererst Last und schließlich einer Herausforderung ein Stück des gemeinsamen Weges zum Anlass für die Würdigung eines guten Freundes zu nehmen.
Die Erinnerungen an die frühen Abschiede, die "gemäßen" und die zur "Unzeit" sind eigentlich immer präsent, und sie bilden die Wegmarken und Wendepunkte, an denen sich die grundlegenden Neuorientierungen gleichermaßen anbieten und auch aufzwingen. Ich erinnere mich an den "frühen" Tod meines Vaters, dessen finale Altersgrenze nur noch drei Jahre von meinem derezeitigen Lebensalter entfernt ist. Ich erinnere mich an die intensive Phase der (Sterbe-)Begleitung meiner Mutter, die einzige, die - neben meinen Großeltern mütterlicherseits - einen "gemäßen" Tod (in der Nähe des generationenspezifischen statistischen Mittels) erreicht hat. Ich erinnere mich an den zur Unzeit aus dem Leben gerissenen Bruder und den aus dem Leben "gegangenen" Freund aus Kinder- und Jugendtagen. Das Urmotiv für diesen BLOG speist sich aus diesen Erfahrungen, die immer mehr und immer konsequenter die oben erwähnte Mahnung Michel Montaignes nahelegen: "Glaubt ihr denn, ihre kämet nie dort an, worauf wir alle hinstreben!"