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Liebe, Sex und solche Sachen
Zwischen Skylla und Charybdis belichten wir Geheimes und Verborgenes, Verrücktes und Lustvolles, Schmerzhaftes und Tragisches. Wir schürfen nach Edelsteinen und suchen nach den Quellen allen lebendigen Lebens. Dabei nehmen wir Große und Übergroße (von Rainer Maria Rilke, Gottfried Benn, Roland Barthes, Peter Fuchs, Niklas Luhmann bis hin zu Arnold Retzer, Peter Sloterdijk und Karl Otto Hondrich) aus der Welt der Mythen, der Wissenschaft, der Literatur und Poesie mit ins Boot und segeln als Sterbliche zwischen Himmel und Hölle. An dieser Stelle sei auf die Vortragsreihe hingewiesen, die ich 2006 zu Fragen von Liebe, Sex und solchen Sachen im Café Hahn organisiert habe.
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Gibt es etwas Neues beim Vermessen der Lust?
"Mein Sex! Selbstbewusst, mutig, tabulos!" Das ist die Ergebnisliste in Kurzform, die der SPIEGEL (21/2015, S. 102-110) in seiner neuesten Ausgabe gewissernmaßen als Headline montiert. Aber ist denn nicht schon alles gesagt? Vielleicht kann man - was man weiß bzw. was man wissen könnte - immer wieder anders sagen. Der achtköpfige Thinktank in Sachen Sex beginnt jedenfalls mit einer Fragebatterie, die Frauen und Männer gleichermaßen neugierig machen könnte:
"Sind die Frauen heute alle aufgeklärt und selbstbestimmt, gieren sie nach Sex wie die Kerle, lieben sie Pornos und vergnügen sie sich mit erotischen Spielen jeder Variante? Oder sind sie immer noch das prüdere Geschlecht, diejenigen, die darauf warten, erwählt zu werden, statt selbst auszusuchen? Geht es den Frauen am Ende gar nicht so sehr um Sex, sondern vielmehr oder immer noch um die große Liebe? Und schließlich bekommen sie, was sie wollen?"
Dass die Wissenschaft seit geraumer Zeit versucht, diese Fragen zu beantworten - "ohne Scheu, ohne Stereotype" - ist möglicherweise die eigentliche Botschaft. Die AutorInnen weisen wohl zu Recht darauf hin, dass Befragungen zum "Thema Sex" häufig unzuverlässig seien und Modetrends folgten. Sie beziehen sich in ihrer Analyse auf eine Längsschnittstudie - "Studentische Sexualität im Wandel" -, bei der Frauen und Männer im Jahr 1966 erstmals zu ihrem Liebesleben befragt wurden. Der zentrale Befund:
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Kopfschmerzen und Herzflimmern – Talk im Hahn über Liebe, Sex und solche Sachen: Der größte Mythenentzifferer unserer Zeit erzählt uns von der Liebe – Roger Philippe und Adrian Nemo im Gespräch mit Roland Barthes und Gästen
Das folgende fiktive Gespräch im Café Hahn "fand im Jahre 2005 statt" und führt eine Reihe von "Experten" zusammen, die sich über die Liebe unterhalten. Dazu gehören an erster Stelle Roland Barthes, ein französischer Intellektueller, der dem Playboy 1977 ein Interview zu seinem Kultbuch "Fragmente einer Sprache der Liebe" gegeben hat. Zu diesem Gespräch, das weitgehend im Wortlaut wiedergegeben wird, haben Adrian und ich weitere Experten "eingeladen", so Niklas Luhmann, Peter Fuchs, Peter Sloterdijk und Susanne Gaschke. Moderiert und "inszeniert" wird all dies von Adrian Nemo, den ich immer dann an die Diskursfront schicke, wenn mir selbst der Boden zu heiß ist. Der folgende Text bildet das Kernstück meines 2005 erschienenen Buches: "Kopfschmerzen und Herzflimmern: Talk im Café Hahn über Liebe, Sex und solche Sachen". Das gesamte Buch kann man sich über den vorstehenden Link verfügbar machen. Es enthält neben dem hier wiedergegebenen Text vor allem noch die anregenden Aphorismen von Adam Phillips ("Monogamie, aber drei sind ein Paar") sowie einige andere bildhaft wiedergegebene Anregungen zum Thema. Die "Experten-Interviews" mit Arnold Retzer, David Schnarch, Alain de Botton, Wolfgang Schmidbauer, Michael Mary und Julia Onken finden sich in diesem BLOG ebenfalls unter dem aktuellen Menü.
Ein kleiner Appetithappen vorweg, um neugierig zu machen:
Weiterlesen: Kopfschmerzen und Herzflimmern - Diskurs über die Liebe
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SEITEN-BLICKE - Erotische Phantasien
Sexuelle Fantasien von Paaren bieten eine sehr gute Möglichkeit, Beziehungs- und intrapsychische Konflikte des Begehrens und der Intimität kreativ zu überwinden (Hans Rudi Fischer/Michael Göhlich-Kommentar der Herausgeber der Familiendynamik)
Hier geht es um die Therapie der Lust und nicht um Erika(s) Lust - und die pädagogisch höchstrelevante Frage, wie es um die Sexualpädagogik bestellt ist
Seit vielen Jahren bin ich Abonnent der Familiendynamik. Im "Fokus" des Heftes 1/2015 (Klett-Cotta: www.klett-cotta.de) steht das Spannungsfeld Familie - Schule. Ich werde hierüber berichten. In der Rubrik "SEITEN-BLICKE" (S. 38-45) setzt sich Esther Perel, eine Paar- und Sexualtherapeutin, die in New York lebt und arbeitet, mit erotischen Phantasien auseinander. Warum ich in der nun schon begründeten Traditionslinie meines Blogs den Beitrag von Esther Perel vorziehe, ergibt sich aus recht simplen und trivialen Überlegungen: Im Mittelpunkt ihres Berichtes stehen Joanna und Carl. Fast schon resümierend - gegen Ende ihres Beitrages - schildert sie deren Beziehung folgendermaßen:
"Gegenseitiges Geben und Nehmen hat ihre nun schon 26 Jahre dauernde Ehe ausgesprochen belastbar gemacht. Sie konnten sich aufeinander verlassen, sie haben sich ein Heim geschaffen, Kinder großgezogen, die Eltern begraben, eine Ausbildung gemacht, sich beruflich entwickelt, ihre persönlichen Herausforderungen miteinander besprochen, sich gegenseitig die Tränen abgewischt, und kürzlich sind sie gereist und haben die Meeresküsten für sich entdeckt. Aber im sexuellen Bereich war die Konfusion zwischen Bedürftigkeit und Begehren zu einem erotischen Todesurteil geworden."
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"Frauen können sehr von Pornos profitieren"
Die Schwedin Erika Lust dreht Sexfilme, die sich an ein weibliches Publikum wenden, und sieht sich selbst als Feministin. Wie passt das zusammen? Und was hat das alles mit Schule zu tun?
Meine Frau hat seit gefühlten 100 Jahren die "Brigitte" abonniert. In seltenen Fällen kommt es schon einmal vor, dass wir streiten, wer sie zuerst lesen darf. Regelmäßig schreiben Frauen (und Männer) auch zu allen denkbaren Themenbereichen der Sexualität. In der Ausgabe 10/2014, S. 136-139 wird mit obiger Überschrift "Erika Lust" interviewt. Sie lebt seit über 10 Jahren in Barcelona und berichtet, dass sie "nach ein paar Abendkursen Regie" einen eigenen Film drehen wollte. Sie hatte in Schweden politische Wissenschaft studiert und wegen ihres Hintergrundes in "Gender Studies" kam sie auf die Idee, einen "Sexfilm ohne Rollenklischee" zu machen. "The good girl" kam 2004 auf den Markt "und wurde sehr positiv aufgenommen". Ihre weitere Entwicklung schildert sie folgendermaßen: "Ich war damals schon mit meinem Mann Pablo zusammen, und wir haben beschlossen weiterzumachen. Und so wurde ich zu 'Erika Lust'. Denn das ist ja auch eine Rolle, die ich spiele. Erika Lust kann provokativ sein, klare Meinungen vertreten und kein Blatt vor den Mund nehmen. Wenn ich diese Rolle ablege, bin ich wesentlich zurückhaltender, und eine zu freizügige Sprache mach mich geradezu nervös."
Ich bin passionierter ZEIT-Leser. Auch die ZEIT forciert in unregelmäßigen Abständen den gesellschaftlichen Diskurs zu "Liebe, Sex und solchen Sachen"; zuletzt dürfte jedem in der aktuellen Ausgabe 35/2014 die Headline in Erinnerung sein: "Außen PORNO, innen PRÜDE - Wie wir in einer sexualisierten Welt in alte Verhaltensmuster zurückfallen". In der Nummer 21/2014 (15. Mai) beschäftigen sich Jeanette Otto und Johanna Schoener unter dem Titel "Die große Erregung" auf der in jeder Ausgabe (unter der Rubrik "Chancen") Fragen der Schule und Hochschule thematisierenden Seite mit "Sexualkunde": "Kinder und Jugendliche wachsen heute mit Nacktfotos und Pornofilmen auf. Ein großes Thema für die Schule. Aber das Fach Sexualkunde ist bei Lehrern so unbeliebt wie nie. Was hat das für Folgen?"