Zwei lausige Dichter besingen das alte und das neue Jahr
Ein Duett mit Eugen Roth
Ein neues Jahr!
Besser als es das alte war?
Für Dich?
Für mich?
Es sind zuweilen laus'ge Dichter,
die sich gebärden oft als Richter;
sehn überall Gelegenheiten,
die unsrer Seelennot ein End bereiten.
Der Eugen Roth, der war so einer,
der kennt die Kandidaten:
Wähnt unsre Qualen kleiner,
säh er beherzte Taten:
Wir könnten miteinander reden,
und einander sehn.
Lieben – einen jeden?
Das nicht - doch mit Achtung könnt es gehn!?
Schlössen flugs Verträge,
uns auch daran zu halten;
wir achteten das Schräge!
Und teilten die Gewalten.
Stattdessen sieht der Eugen,
wie wir den Rücken und die Seelen beugen.
Statt uns nun was zu raten,
beschreibt er unsre Taten.
Unsre Taten? Nein, er sieht uns klagen
und versäumen
statt dass wir wagen,
wovon wir nächtens träumen.
So hält er uns den Spiegel vor und spricht:
„VERSÄUMTE GELEGENHEITEN*
Ein Mensch, der von der Welt bekäme,
was er ersehnt – wenn er's nur nähme,
bedenkt die Kosten und sagt nein.
Frau Welt packt also wieder ein.
Der Mensch – nie kriegt er's mehr so billig!
Nachträglich wär er zahlungswillig.
Frau Welt, noch immer bei Humor,
legt ihm sogleich was andres vor:
Der Preis ist freilich arg gestiegen;
der Mensch besinnt sich und läßt's liegen.
Das alte Spiel von Wahl und Qual
spielt er ein drittes, viertes Mal.
Dann endlich ist er alt und weise
und böte gerne höchste Preise.
Jedoch sein Anspruch ist vertan,
Frau Welt, sie bietet nichts mehr an
und wenn, dann lauter dumme Sachen,
die nur der Jugend Freude machen,
wie Liebe und dergleichen Plunder,
statt Seelenfrieden mit Burgunder…“
Frau Welt ist eine kluge Frau
und Eugen bietet uns die Lehre,
lauscht ihren Worten ganz genau
und packt uns an der Ehre:
Wer zögert und trägt nach
- das mag der Eugen hier bezeugen -
hat unter seinem Dach ein Ach
und muss die Seele beugen.