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Nachsicht und Vorsicht - eine aktuelle Einlassung zur Reformruine Universität

 

Nachsicht und Vorsicht (Leserbrief an die RZ)

Die Hochschulen platzen aus allen Nähten – Interview mit Frau Prof. Dr. May-Britt Kallenrode (RZ vom 20. Februar 2018, S. 19)

Frau Kallenrode ist die neue Präsidentin der Universität Koblenz-Landau. Sie gibt im erwähnten Interview wichtige Hinweise zur Entwicklungsperspektive unserer Universität. Ich selbst war Student und einer der ersten Doktoranden an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Koblenz und zuletzt fast 25 Jahre Akademischer Oberrat am Campus Koblenz unserer Universität. Ich möchte meinerseits zwei wichtige Hinweise geben:

  1. An der EWH wurde sehr wohl geforscht. Im Sinne der Geschichte der Universität Koblenz-Landau ist es unverzichtbar darauf hinzuweisen, dass der leider allzu früh – schon 1998 – verstorbene Prof. Dr. Heino Kaack bereits 1978 ein großes DFG-gefördertes Drittmittelprojekt zur Erforschung des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland in Koblenz installiert hat. Gleichermaßen war Heino Kaack 1978/79 Initiator des „Modellversuchs Angewandte Informatik“. Ohne ihn gäbe es heute in Koblenz – neben der Lehrerbildung – keine zweite Säule im Sinne all der Informatikstudiengänge in ihren unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Universitäten sind Institutionen – in ihrer Trägheit vergleichbar großen Tankern, die vorausschauend gesteuert werden, die aber in ihrem Logbuch immer dokumentieren müssen, wo sie herkommen; die ein Bewusstsein ihrer eigenen Geschichte wachhalten müssen.
  2. Dies gilt auch für die Organisationseinheiten, aus denen eine Universität besteht – die Institute: Ich möchte Frau Kallenrode unterstützen in ihrer Absicht vor allem der „größten Herausforderung“ gerecht zu werden und der „Selbstausbeutung aller Mitarbeiter“ entgegenzutreten. Es tut gut, und es tut not, wertzuschätzen, was Mitarbeiter in den letzten Jahren geleistet haben. Alleine an meinem Fachbereich (Bildungswissenschaften) sind durch einen einzigen Mitarbeiter in den letzten 10 Jahren mehr als 1000 Überstunden angehäuft worden. Ich habe dies für mein Institut in einer eigenen Publikation: Kurz vor Schluss (ISBN 978-3-95638-201-7) unter dem Teilkapitel „Reformruine Universität“ thematisiert.

Ich wünsche Frau Kallenrode mit großer Zuversicht eine gute Hand am Steuer des Großtankers Universität Koblenz-Landau. Zum ersten Mal äußert sich eine Präsidentin explizit und wertschätzend zur Leistung aller Mitarbeiter an der Uni in einer Zeit, in der es bislang nur den Mangel zu verwalten.

 

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund