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Was wäre die Kunst der Gesellschaft ohne die Kunst-Schaffenden?

Claudia Rothmund – im Restaurant des Golfclubs Köhlerhof (ab 1. August 2015) und ab 11. September in der Gutsschänke Schaaf in Winningen

Claudia Rothmund

geboren in Koblenz

wohnhaft in ihrer Traumregion – der Mosellandschaft

verheiratet und Mutter von zwei Töchtern

hat Bildende Kunst studiert für’s Lehramt

liebt Wein und schöne Dinge

denen sie mehr und mehr gestaltend

Form und Farbe gibt!

Sie dankt der Familie Steinheuer für die Gelegenheit, dies zeigen zu können und lädt ein zur nächsten Ausstellung an der lieblichen Mosel in der Gutsschenke Schaaf (Inhaber: Stefan Pohl) in Winningen ab dem 11.9.15 Adresse: Fährstraße 6, 56333 Winningen - Telefon:02606 597

Werkschau über: www.claudia-rothmund.de

Die Kunst der Gesellschaft

Von Peter Sloterdijk stammt das wunderschöne Bild, wonach wir uns einen jeden Menschen als eine lebende Silbe - eine sich selbst verborgene Klanggestalt vorstellen können. Was diesen lebenden und sich selbst verborgenen Silben auf die Spur des eigenen Klanges verhilft, das ist bei den einen die Schrift selbst, bei den anderen der Klang - die Musik, vielleicht die Bewegung.Bei Claudia Rothmund ist es die pure Lust am schöpferischen Umgang mit Formen und Farben.

Nur wenige Künstler werden von der Überzeugung getragen, ihre Schöpfungen seien ästhetisch und formal rundum gelungen. Für Claudia Rothmund, die von 1977 bis 1980 an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Koblenz unter anderem auch Bildende Kunst für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen studiert hat, spricht kein erwähnenswertes curriculum vitae als Künstlerin, sondern eher eine autodidaktische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des bildnerischen Gestaltens.

Die hier ausgestellten Bilder präsentieren „nutzlose Kunst" - in dem Sinne, wie es August Wilhelm Schlegel in seiner „Kunstlehre" formuliert hat: „Vielmehr liegt es im Wesen der schönen Künste, nicht nützlich sein zu wollen. Das Schöne ist auf gewisse Weise der Gegensatz zum Nützlichen: es ist dasjenige, dem das Nützlichsein erlassen ist."

Die Unterzeichner bekennen sich zu diesem „zwecklosen Selbstzweck", der ausschließlich der ästhetischen Erbauung, der puren Lust an Formen und Farben zu dienen vermag. Mit den Worten von Niklas Luhmann gilt dies so radikal, dass auch der Künstler selbst sich aus den Nutznießern ausschließen muss. „Denn während ein Architekt schließlich auch ein Haus für sich selbst bauen kann und ein Bauer sein eigenes Gemüse im eigenen Garten zieht, stellt ein Künstler ein Kunstwerk nicht... für sich selbst her. Er mag einzelne seiner Werke so lieb gewinnen, dass er sie für unverkäuflich erklärt. Aber das schließt nicht aus, dass er sie anderen zeigt."

Damit ist der „wunde Punkt" markiert und ausgesprochen. Unverkäuflich sind die ausgestellten Werke nicht. Aber sie erfreuen sich passionierter Liebhaberschaft. Sie sind jeweils das Ergebnis eines ästhetischen Gestaltungsprozesses, der ungewohnte und überraschende Effekte hervor treibt. Dass sie ästhetisch-formal überzeugen, haben die Unterzeichner für sich entschieden.

Prof. Dr. R. Krawitz  H. Kusenbach  Dr. F. J. Witsch-Rothmund

 

Über die Horizontale im Farbenrausch vertikale Spannung erzeugen!

Wieland Schmied behauptet 1996 in seinem Aufsatz über den Einfluss Friedrich Nietzsches auf die bildende Kunst, Nietzsche sei deshalb gleichermaßen allgegenwärtig wie aktuell, weil er den von ihm thematisierten Urkonflikt zwischen Dionysos und Apoll als eine anthropologische Konstante markiere. Die im Sog Nietzsches agierenden Künstler beschreiben ihren Schaffensprozess häufig als ein dem entsprechendes Lebensgefühl; als einen Moment des Rauschhaften, vielleicht Festlichen – auch ekstatisch Entrückten, der aus alltäglichen Bindungen befreie. Das mag man abtun als eine Illusion, die in der Tat den Urkonflikt zwischen der von Apoll repräsentierten Haltung der Klarheit, der Selbstkontrolle und des Rationalen auf der einen Seite und der von Dionysos verkörperten Dynamik des Rauschhaft-Expressiv-Exzessiven für die Zeit des Schöpfungsaktes suspendiert.

Wieland Schmied schreibt dies zum Beispiel dem jungen Markus Lüpertz zu, der in der Sehnsucht malen zu wollen dazu gefunden habe „alles malen zu können, ohne etwas Bestimmtes malen zu müssen“. Er sei frei geworden dazu, immer wieder anderes zu machen und dabei doch stets das eine zu erreichen: Malerei!

Es mag sein, dass man den Berserker Friedrich Nietzsche verkennt und vollkommen missversteht, wenn man diesen schöpferischen Dispens für sich reklamiert und allenfalls Berserkern wie Hermann Nitsch zugestehen mag, die Gedanken Nietzsches in einem umfassenden Sinn aufgenommen und in Kunst übersetzt zu haben. Aber die Frage ist sicherlich berechtigt, ob man im Dämmerzustand Nietzsches selbst oder im „Orgien-Mysterien-Theater“ Hermann Nitschs enden bzw. landen muss, um für Nietzsches Anstöße offen zu sein.

Wie wird man auf eine Künstlerin aufmerksam? Durch die Werke, die ihrer Phantasie und handwerklichen Kunstfertigkeit entspringen. Letzteres: der Sprung aus der Vorstellungswelt auf die Leinwand geschieht in der Zeit. Als jemand, der Tisch und Bett mit Claudia Rothmund teilt, muss man dann in der Tat lernen, dass alles andere (Haushalt oder andere Verpflichtungen für eine Zeit ausgesetzt sind. Es ist jeweils die Zeit, in der sich Claudia ihrer Bilderwelt zuwendet. Dann passieren jene Kraftakte, die im Nachhinein leicht, licht und transparent wirken; obwohl schon die erste Ausstellung – hier in der Winzerschenke, bei Stefan Pohl – häufiger die Frage aufgeworfen hat, ob Claudia eine schwere Kindheit gehabt habe. Für das Lichte und Leichte im Schweren hier zwei Beispiele:

In den Variationen zum „Untergang der Städte“ entspringt aus einer raumfarblichen Neuinterpretation der Horizontalen eine ungeheure vertikale Spannung, die etwas rational Fassbares – den Untergang der Städte – in einem rauschhaften Farb- und Formenexzess zu einer Bildmächtigkeit wachsen lässt, wie sie selten zu sehen ist.

Dies gilt gleichermaßen für Twombly I und II. Diese Schöpfungen sind nicht Cy Twombly nachempfunden, sondern sie stellen eine Neuinterpretation der „Seeschlacht von Lepanto“ dar. Während Twomblys Monumentalwerke eher schlichten Mohnapplikationen gleichen, erfährt der bevorstehende Blutrausch im Aufeinandertreffen der spanischen und türkischen Galeeren hier eine wahrhaft angemessene Form- und Farbensprache.

Wenn Ihr die Halbwertzeit des Mohns - auf Leinwand gebannt – nachvollziehen wollt, dann stellen Claudias Mohnbilder die perfekte Illusion des Schönen im morbiden Übergang zu seiner Vergänglichkeit dar. Der Skandal ist – wie Rudi sagen würde – das all dies uns überleben wird.


Viel Spaß beim Betrachten von Claudias Bildern wünscht Euch ein nachhaltiger Bewunderer

 

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund