Sabine Bode: Ein Abend in Maria Laach - Nachgetragene Reflexionen und Anregungen
Es ist der Vortag zum 24. Dezember 2025. Ich arbeite eigentlich an meiner alljährlichen erneuerten Weihnachstgeschichte Wenn ich noch einmal Kind sein dürfte, für die ich mich in diesem Jahr wieder auf das Wesentliche besinnen möchte. Häufiger habe ich schon darauf hingewiesen, dass ein Überblick über die mehr als 600 Beiträge in diesem Blog kaum mehr möglich ist. Einiges ist ja tatsächlich auch auf Papier gebannt; so wie die 100 Beiträge in Kurz vor Schluss I. Zehn Jahre, nachdem ich den "Abend mit Sabine Bode" tagebuchartig festgehalten und diesen Bericht 2017 in Kurz vor Schluss I integriert habe, dient er mir zur morgendlichen Lektüre - eher einem Zufallsgenerator geschuldet als einer absichts- und planvollen Haltung. Ich blättere halt immer wieder einmal in meinen Aufzeichnungen. Und nur die Tatsache, dass ich mich - wiederum einem Zufallsgenerator geschuldet, den wir im Übrigen Lebenslauf nennen - vor fast sechzig Jahren in der Zehnfingerfertigkeit geübt habe: a s d f - j k l ö erlaubt mir heute überhaupt - gewissermaßen in Affengeschwindigkeit - Texte zu generieren, mit denen ich mir und der Welt versuche hinterherzukommen. Das wäre ja alles nicht weiter berichtens- und bemerkenswert, wenn die Zufallsgeneratoren mir aus der Fülle nachgelassener Bibliotheken nicht immer wieder Kostbarkeiten in die Hände spielen würden.
In Winfried Röslers Nachlass finde ich ein Büchlein, das Alexander Kluge gemeinsam mit Gerhard Richter entworfen hat: Nachricht von ruhigen Momenten (Bibliothek Suhrkamp, Berlin 2013). Auf Seite 128 finde ich eine Erzählung von Alexander Kluge: "In jenem Winter, in dem auf dem westdeutschen Buchmarkt Barbara Tuchmans August 1914 erschien, und ich ihm ein Exemplar nach Halberstadt mitbrachte, hatte mein Vater nach der Sprechstunde, also den dämmrigen Nachmittagen, ausgiebig zu lesen. Er teilte sich den Text in tägliche Rationen ein, verschlang, trotz Neugier, die Kostbarkeit nicht rasch. Er las das Buch mehrmals. Dabei ging er bereits dazu über, auf seinen Rezeptblöcken Einddrücke jener ersten Kriegstage festzuhalten (teils Erinnerungen, teils Lesefrüchte, wobei er auch andere Dokumente als Tuchmans Buch hinzuzog). Er begann, Abbildungen aus Büchern auszuschneiden und in ein Diarium zu kleben, wobei er Seiten ausließ, in die er später Beobachtungen des 22jährigen vom August 1914, der er damals ja gewesen war, einfügte. [...] Die Bahntransporte nach Westen, die langen Wartezeiten an den Knotenpunkten, an denen sich die Staus auswirkten, die Annäherung an die Front, all das fand er bei Tuchman formuliert oder zwischen den Zeilen als Ahnung. [...] Beinahe hätten nördlich von Paris noch zwei Armeekorps unter Generaloberst von Kluck und dessen Stabschef von Kuhl den Sieg errungen, der zur Besetzung von Paris erforderlich war. Das alles hatte er damals >erlebt<, zu denselben Zeiten, die Tuchman beschrieb, eifrig und dienend im Lazarett, subaltern und noch nicht als Arzt tätig. Er hatte Schüsseln und Gefäße gereinigt, Betten auf und abgetragen, Anmeldungen Frischverwundeter entgegengenommen, war mit Benachrichtigungen zwischen den Ärzten udn leitenden Koryphäen hin- und hergeeilt. Eigentlich hatte er nichts von dem gesehen, von dem Barbara Tuchman schrieb. Er hatte es nachträglich, wenn Berichte von oben durchsickerten, wenn die höhergestellten >Kollegen< sich über die Lage besprachen, >erlebt<. Man erlebt, was erzählt wird."
Sieht man einmal ab von einer gewissen Hybris, mit der Alexander Kluge die Erlebniswelten seines Vaters relativiert - meinetwegen auch kleinredet (was vermag der Sohn des 22jährigen Famulanten zu erahnen - viel weniger noch zu wissen - von dem, was der Vater im medizinischen Wahnsinnsparcour des Ersten Weltkrieges >erlebt< hat???); also sieht man einmal von dieser Hybris ab, trifft er gewiss einen wunden Punkt allen Wahrnehmens und Erlebens.
Mein Vater im Übrigen hat den Zweiten Weltkrieg als Infanteriesoldat (65. Infanteriedivision) überlebt, versehrt an Körper und an Seele - der Vater meiner Schwester hingegen nicht. Das Erleben eines Einzelnen vermag weder den Gang der Geschichte zu repräsentieren noch in all seiner Komplexität durchdringen. Hingegen bin ich durchaus der Auffassung, dass diejenigen, die ihr Leben verloren bzw. verwirkt haben, die Überlebenden aus den Kohorten ihrer Jahrgänge in die Pflicht nehmen, Rechenschaft abzulegen. Und die Gnade einer späten Geburt nimmt alle diejenigen in einem noch viel umfassenderen Sinn in die Pflicht, denen eine Existenz und eine Sozialisation in einer Demokratie geschenkt worden ist. Diesem Geschenk gilt es sich als würdig zu erweisen. Nehmen wir einmal als ein Beispiel Fritz Hartnagel (verlobt mit Sophie Scholl bis zu ihrer Hinrichtung - Fritz Hartnagl heiratete 1945 Elisabeth Scholl, eine Schwester von Sophie), der "vom begeisterten Soldaten" im Laufe seiner Entwicklung zu Pazifisten mutiert - ein Auszug aus seinem Widipedia-Beitrag:
Hartnagel wirkte zuletzt als Vorsitzender Richter am Landgericht Stuttgart. Er engagierte sich aktiv und vielfältig in der Friedensbewegung. Der Richter im Ruhestand nahm im September 1983 an einer längeren gewaltfreien Blockade gegen die auf der Mutlanger Heide stationierten US-amerikanischen Pershing-II-Raketen teil. Dafür wurde er wegen Nötigung vom Amtsgericht Schwäbisch Gmünd zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen verurteilt. Sein Schlusswort kann als sein politisches Vermächtnis gelten: „Ich habe ein gutes Gewissen. Es wäre zu pathetisch, wenn ich sagen würde, ich bin stolz darauf. Aber es gibt mir ein Gefühl der Befriedigung und Erleichterung, mit dabei gewesen zu sein bei den vielen, die ihrem ohnmächtigen Protest gegen den Wahnsinn des atomaren Wettrüstens durch ein sichtbares Zeichen Ausdruck gegeben haben.“ Hartnagel schloss mit dem Appell: „Hören Sie auf, die Friedensbewegung zu kriminalisieren, sprechen Sie sie frei!“
Genau in diesen Kontext und in diese Verantwortung setze ich nun den am 2. Juni 2015 veröffentlichten Beitrag: Ein Abend mit Sabine Bode!
Veröffentlicht: 02 Juni 2015
Ein Abend mit Sabine Bode
Gibt es etwas Neues an der Heimatfront? Ein Abend mit Sabine Bode
Wie dicht kann eigentlich Gegenwart sein? Kann sie so dicht werden, dass sie in ihrer Dichte zäh und breiig wird. Kann sie so dicht werden, dass es nicht mehr gelingt, Vergangenes und Zukünftiges in ihr so zu verdichten, dass der Blick auf Vergangenheit klar und versöhnlich erscheint und dass für die verbleibende Zukunft Tatkraft aus gediegener Zuversicht resultiert?
Der gestrige Tag ( 1. Juni 2015) war ein Montag wie immer: Morgens Uni, Vorbereitung der Woche, Feintuning der anstehenden Seminare, Arbeit am BLOG und im ausmündenden Nachmittag ein kurzer Blick in Sabine Bodes „Vergessene Generation“ und die „Kriegsenkel“; „Hildes Geschichte“ noch mit einer Widmung für Sabine Bode versehen und dann Sport in der Jedermännergruppe (Basketball) - dieses allmontagliche Ritual darf nicht völlig ausfallen, also von 18.00 bis 19.00 Uhr noch einmal auspowern mit den Brüdern im Geiste - die meisten Angehörige der „Kriegsenkel-Generation“ (1950er Jahrgänge).
Um 19.00 Uhr duschen, Claudia, meine Frau, abholen, nach der 91jährigen Schwiegermutter sehen, die noch alleine in ihrem großen Haus lebt, körperlich im Übergang - Gebrechlichkeit annehmend und in den Oszillationen zwischen Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis schwebend zwischen stabilen Erinnerungsmonumenten, aufbrechenden, niemals erzählten, nun ab und an im sonntäglichen Mittagsritual angedeuteten frühen Jugenderinnerungen und einer nach wie vor beeindruckenden Orientierungskraft gegenüber Gegenwärtigem; all dies getragen von einem hoch dosierten Inkonsistenzbereinigungsprogramm mit all den unausweichlichen Risiken und Nebenwirkungen.
Wir nähern uns über die A61 der Abfahrt Maria Laach. Der Tag hat sich doch noch gelichtet, die Sonne steht hoch in unserem Rücken als wir uns von einer kleinen Anhöhe nähern und sich plötzlich der See im Abendlicht öffnet. Ich denke noch, wer muss eigentlich nach Amerika oder Neuseeland reisen. Die Vulkaneifel mit ihrer gewaltigen Landschaft eröffnet eine unvergleichliche Symbiose zwischen Natur und Kultur. Das Kloster beherbergt eine Buchhandlung, die wiederum im Rahmen des „Laacher Forums“ am heutigen Abend Sabine Bode (Link zum Nachtlinien-Interview) geladen hat: „Kriegsenkel - Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter“. Für die sich ansonsten ereignenden Gedankenkaskaden bedürfte es Joycscher Formate - vielleicht irgendwann doch noch darstellbar mit den (un) endlichen Möglichkeiten der virtuellen Schreibwelt.
In mir (Jahrgang 1952) überlagern sich frühe Kindheitserinnerungen - inclusive der Abschlussfahrt mit meiner achten Volksschulklasse 1965 nach Maria Laach - und die Welt der letzten 20 Jahre mit den Aufbrüchen in die Erdzeitalter unserer Familiengeschichte, die in diesem BLOG nach und nach Gestalt annimmt und in den Vernetzungsmöglichkeiten Blicke erlaubt, von denen ich mir niemals hätte träumen lassen, dass sie zur Welt finden und zur Sprache kommen. Schade, dass Ulla (Jahrgang 1942) es nicht mehr schafft von Bad Neuenahr hierher zu kommen. Gemeinsam mit Michael, ihrem Sohn, meinem Neffen (Jahrgang 1962), verkörpern wir gleichermaßen die singuläre und doch typische Konstellation, in der sich die systemischen (Wechsel-)Wirkungen von Kriegsgeneration, Kriegskindern und Kriegsenkeln offenbart - o f f e n b a r t?
Nichts hat sich offenbart? Der Nebel war dicht - so dicht, dass die Hand vor Augen kaum zu sehen war: Offenbarung ist das Ergebnis der zähen und beharrlichen Suche nach Spuren. Dass wir Spuren entdeckt haben, Lichtungen geschlagen haben, all dies ist sicherlich unbestritten -, dass wir unseren Frieden gefunden hätten hingegen bleibt eher fragwürdig. Beschreiben - Erklären - Verstehen - dieser Dreiklang bleibt im ersten Akt stecken auf hohem Niveau.
Sabine Bodes Anstrengungen ist es zu verdanken, dass es überhaupt eine Sprache gibt - eine Sprache jenseits der wissenschaftlichen Auseinandersetzung um Kriegsursachen, Kriegsverbrechen und Kriegsfolgen; eine Sprache, die die emotionalen Gemüts- und Seelenlagen bis hinein in die Verwüstungen und Sprachlosigkeiten offenbart und nachvollziehbar erscheinen lässt. 2013 im Vorwort Sabine Bodes zur Neuausgabe der „Kriegsenkel“ finden sich folgende Hinweise:
- Die Spuren kollektiver Katastrophen lassen sich nur gemeinschaftlich entdecken. Erst im Austausch in einer Gruppe werden kollektive Muster sichtbar.
- Das Bedürfnis, sich mit der eigenen Familiengeschichte im Kontext mit der unheilvollen deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen, wächst stetig.
- Die Frage ob das Verständnis für die schwere Kindheit der Eltern - der Kriegskinder - wachse und die Beziehungen zwischen den Generationen heilen könne, beantwortet Sabine Bode zurückhaltend: "Ja, das ist möglich, aber es geschieht eher selten. Heilung würde voraussetzen, dass beide Seiten, die erwachsenen Kinder und die älter werdenden Eltern, gemeinsam in einen intensiven Prozess einsteigen. Ohne Anleitung und ohne Selbsterfahrung gelingt das wohl nur in Ausnahmefällen [...] Was ich aber relativ häufig höre - und das scheint mir die tragfähige gute Nachricht zu sein-, ist, dass bei vielen Kindern und Eltern das Gespräch über die Familienvergangenheit nach anfänglichen Irritationen mehr Nähe und ein bisschen mehr Frieden gebracht hat."
- Sabine Bode beobachtet, dass sich das Interesse bei den "Kriegsenkeln" mehr und mehr auf die Frage ausdehne, "ob die eigenen Großeltern sich womöglich als Profiteure oder Täter in Schuld verstrickten." Sie erwähnt den ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“, der in den Jahrgängen der Kriegsenkel für Unruhe gesorgt hätte, weil vielen klar geworden sei, wie wichtig es für die heutigen Familienbeziehungen sei, sich auch den Fragen nach Schuld zu stellen (sieh dazu meinen kurzen Brief an Nico Hofmann).
- Interessant ist schließlich der Hinweis, dass die "Kriegskinder" ihre Eltern häufig geschützt hätten, wenn sie von ihren eigenen Kindern gefragt würden. Das sei sicherlich verständlich. Aber wenn gerade sie, die sich nichts so sehr wie Frieden auf der Welt wünschten, noch etwas zum Familienfrieden beitragen wollten, dann wäre es jetzt an der Zeit über ihren Schatten zu springen und zu sagen, was sie wissen: "Wer soll nach ihnen noch Auskunft geben?"
Auch mit diesen Hinweisen im Kopf nähere ich mich dem großen Parkplatz am Seeufer. Gemeinsam mit Claudia gehen wir unter einem Tunnel süß-modern duftender Glyzinien zum Vortragssaal. Ich hatte so die Idee, wenn sich 50 oder 60 Teilnehmerinnen dort einfinden würden, dann wäre das eine respektable Resonanz zum Wochenbeginn, an einem Montagabend um 20 Uhr. Bereits an der Abendkasse werde ich gefragt, ob ich reserviert hätte, was nicht der Fall ist. Mit besorgter Miene bekomme ich noch zwei Karten zum Eintrittspreis von je € 10,- ausgehändigt. Wir betreten das Auditorium und verwundert registrieren wir etwa dreihundert Teilnehmer/-innen - es können auch mehr sein -, nahezu alle den benannten, aufgerufenen 1950er Jahrgängen zugehörig. Im Entree hatte ich bereits einen üppig belegten Büchertisch wahrgenommen. Sabine Bode kommt uns in Begleitung des Buchhändlers - überaus entspannt wirkend - entgegen. Am Rande des ausreichend bestuhlten Saales finden wir zwei Plätze mit gutem Blick auf das Podium. Für einige Minuten setzt sich Sabine Bode in unsere Nähe - wie zur Einstimmung auf ein - vermutlich viele dutzende Male vollzogenes Ritual: Kurze Vorstellung durch den örtlichen Buchhändler, freundlicher Empfang durch das Auditorium, und dann geht es los:
Sabine Bode stimmt kurz ein, steckt den Rahmen ab und beginnt mit der Vorstellung von insgesamt drei Fallbeispielen, die auch in ihren Büchern dokumentiert sind. Dass es sich lohnt, ihr zuzuhören, zeigt sich sehr schnell an der außerordentlichen - vielleicht gespannten - Aufmerksamkeit der Zuhörer/-innen. Und es offenbart sich in einem Vortragsstil, der Inhalt und Form der Präsentation ineinander aufgehen lässt. Hier spricht jemand, der einerseits sein Metier beherrscht und der andererseits jene Empathie verkörpert, die sich genügend Distanz bewahrt hat, um alles Sentimentale und Kitschige auszuschließen. Gleichwohl ist es Sabine Bode, die in ihren Protokollen und Interpretationen den verkümmerten, in der Latenz verborgenen Emotionen der Kriegskinder und Kriegsenkel eine angemessene Sprache vermittelt. So finden sich alle der anwesenden Vielen auf merkwürdige Weise - und zumindest in dem was ich wahrnehme und höre - gesehen, gewürdigt und angesprochen. Nach einer guten Stunde beendet Sabine Bode ihren Vortrag und regt einen Austausch an. Ein Zuhörer interveniert, schlägt eine Pause vor. Offenbar braucht‘s auch ein wenig Abstand. Sabine Bode betont zwar, dass sie nie „Repräsentativität“ im Blick ihrer Arbeit gehabt habe. Und dennoch finden sich vermutlich alle Anwesenden mit ihren singulären Geschichten angesprochen.
Dies zeigt sich dann auch in der spärlichen Runde des Austauschs. Anschließend an Petra May aus Köln, die den bemerkenswerten Satz formuliert: „Der Krieg ist noch nicht zu Ende!“ kann ich die Geschichte meiner Familie kurz vorstellen. Petra Mays Vater lebt - 91jährig - gemeinsam mit Tochter (Einzelkind) und Enkelin unter einem Dach und ganz offenbar wird die prägende Soldatenzeit des (Groß-)Vaters von vor mehr als 70 Jahren in umgekehrt proportionaler Weise zum zeitlichen Abstand immer lebendiger.
Die Akteure in meiner Familie sind tot. Als Kriegskind(er) ist/sind Ulla, meine Schwester (Jahrgang 1942), ebenso wie ihre Halbbrüder, Gert (Jahrgang 1940) und Werner (Jahrgang 1942) noch in der Welt. Gefunden hat meine Schwester ihre Brüder nach langer Suche fast 60 Jahre nach dem Tod ihres Vaters im September 1943 (nachdem sie ihren jüngsten Bruder auf tragische Weise verloren hat). Es ist eine typische und doch so singuläre Geschichte, die ich - gerafft auf das Wesentliche - erzähle. Selbst Sabine Bode wird ein wenig neugierig, und ich kann ihr zusichern, dass ich darauf gehofft habe und ihr mit einem Exemplar von „Hildes Geschichte“ danken möchte für ihre vielfältigen Anregungen. Und wer selbst neugierig geworden ist durch meine Schilderungen, der kann sich natürlich „Hildes Geschichte“ on-line verfügbar machen.
Nie verzichte ich auf das Danke-Schön an meine Frau. Denn der Durchbruch, das Überwinden der Hemmschwellen und Schreibblockaden, die Geschichte der eigenen Mutter zu erzählen, wäre niemals gelungen ohne ihre paradoxe Intervention Weihnachten 2012: Ich solle doch endlich damit aufhören, mir diese - damals blutjunge, 17jährige Frau als meine Mutter vorzustellen. Sie sei vermutlich nie weiter davon entfernt gewesen, meine Mutter werden zu wollen oder zu können, als in diesen so geschichtsträchtigen Wochen im August/ September 1941: Wie wahr, wie wahr: „Der Lebenslauf besteht aus Wendepunkten, an denen etwas geschehen ist, was nicht hätte geschehen müssen“ (Niklas Luhmann).
