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Mit Wolfgang Meseth, Matthias Proske und Frank Olaf Radtke (2012) auf dem Weg zu einer kontingenzgewärtigen Unterrichtstheorie!? Oder: Wie kann Unterricht überhaupt gelingen?

Einleitung

Niklas Luhmann und Klaus Eberhard Schorr (1979) haben die Schulpädagogik und die Allgemeine Didaktik im Engeren darauf hingewiesen, dass das Unterrichten als eine nicht vollständig definierbare Aufgabe gesehen werden muss. Eine Aufgabe wäre nämlich dann vollständig definiert, wenn alle Inputs vollständig und eindeutig beschreibbar wären, es für bestimmte Situationen bestimmte Strategien gäbe, die bestimmter Kombinationen von Inputs bedürften und diese Strategien so objektiviert wären, das sie für jeden Durchführenden denselben Sinn ergäben. Luhmann und Schorr sehen die Aufgabe von Unterricht schon im Bereich der Inputs als nicht vollständig beschreibbar an. Gleichwohl - so Luhmann - könne kein Erzieher und kein Lehrer ohne die Annahme auskommen, dass er die Möglichkeit hat, den, den er erzieht, zu verändern. Schon Immanuel Kant hat die Frage beschäftigt, wie denn die Freiheit bei dem Zwange (den insbesondere Schule und Unterricht im Kontext der Schulpflicht verkörpern) zu kultivieren sei. Auf diese zentrale Ausgangsfrage gibt die Didaktik unterschiedliche Antworten:

Das Projekt der Moderne ist das Projekt einer Selbstdesinteressierung!

Worum geht es eigentlich - in Paris und anderswo?

 "Es geht [...] um nichts geringeres als das allen Weltbescheibungen erster Ordnung inhärente Paranoia-Potential und die von ihm gebundene und entbundene Gewalt. Wo immer Menschen anfangen, ihre Weltbilder distanzlos zu bewohnen und und ihre Einteilungen des Seienden im ganzen als eine Arena realer Kämpfe zu erleben, dort sind sie der Versuchung ausgesetzt, für ihre Identitätskonstrukte bis zum bitteren Ende zu kämpfen und für ihre Fiktionen zu töten."

So hört sich eine der zentralen Schlussfolgerungen an, die Peter Sloterdijk (Berlin 2010, S. 153) in der Würdigung Niklas Luhmanns einige Jahre nach dessen Tod 2001 bereits formuliert hat (siehe die Luhmannsche Lektion).

Kontingenz! - Jahrhundertchance?

"Die Menschen, das sind ihre Geschichten" (Odo Marquard) - schreiben wir neue Geschichten und überdenken wir die alten - hier geht es um die große Politik und das alltägliche Unterrichten!

(Incl. einer Aufarbeitung von Meseth/Proske/Radtke: Kontrolliertes Laissez-faire - Auf dem Weg zu einer kontingenzgewärtigen Unterrichtstheorie, Z.f.Päd., Heft 2/2012)

Ja es geht (auch) um Unterricht und Schule - und es geht um Haltung, um Professionalität. Zitieren wir aus der aktuellen Ausgabe der ZEIT (46/15), die mit "Adieu, Helmut" auch die Frage stellt: "Wer soll uns jetzt die Welt erklären? Zum Tode von Helmut Schmidt". Im Wirtschaftsteil erklärt uns Uwe Jean Heuser die Welt mit der "Jahrhundertchance". Ich zitiere ihn:

"Die besten Lehrer zu den Flüchtlingen schicken. Die Boston Consulting Group hat es schon im Jahr 2009 vorgerechnet: Der Staat kann sein Geld nicht besser anlegen als in Migrantenbildung. Mit fünf bis zehn Milliarden Euro im Jahr könne man die Wertschöpfung im Land um das Dreifache vergrößern, rechneten die Berater vor. Das gilt heute so sehr wie damals. Deutschkurse, schnelle Aus- und Weiterbildung, fast alles lohnt sich - und nichts so sehr wie guter Schulunterricht.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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