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Die heimliche Liebe – Wolfgang Schmidbauer im "Interview"

Adrian:   Lieber Wolfgang Schmidbauer, im Klappentext Ihres Büchleins über die „Heimliche Liebe“ lassen Sie uns wissen, dass das Zusammenleben oft die Erotik gefährde und in den Ehetrott abgleite; heimliche Liebe sei häufig der Versuch, wenigstens einen Teil der freien, heiteren, spielerischen Verliebtheitsanfänge zu retten, ohne die Hauptbeziehung (den Ernst des Lebens) zu erschüttern.

W. Schmidbauer:   Ja, unbeschränkte Wahrhaftigkeit, das zeigt sich schnell, ist auch im Zusammenleben moderner, psychologisch gewitzter Partner ein himmlisches Ideal, aber kein gangbarer Weg, um auf Erden – im Alltag – eine gute Beziehung zu haben.

Adrian:   Sie entwickeln Ihre Gedanken zur „Heimlichen Liebe“ in einem schmalen Büchlein, das doch immerhin 157 Seiten umfasst. Aus Zeitgründen bleibt uns hier nur der Versuch, einige Ihrer Kerngedanken und Hypothesen anzusprechen. Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, die Symbiose mache den Partner zu einer Provinz des eigenen Bewusstseins?

Drei Farben Rot: Eros meets Philia und Agape - Julia Onken im "Interview"

Adrian:   Liebe Julia Onken, ich habe inzwischen einige Interviews geführt; mit David Schnarch, Arnold Retzer; ich habe die Apologie der Liebe von Roland Barthes begleitet, die analytischen, systemtheoretisch inspirierten Einwürfe und Hinweise von Niklas Luhmann und Peter Fuchs mit Interesse vernommen. Ich habe fasziniert die Ideen von Susanne Gaschke angehört. Mit Alain de Botton habe ich einen nüchternen Liebesromantiker vors Mikrofon bekommen. Ich bin nun sehr erfreut, dass Sie für ein Gespräch Zeit finden. Mit Ihnen möchte ich eine Passage aus Ihrem Buch „Geliehenes Glück – Ein Bericht aus dem Liebesalltag“ erörtern; eine für mich hochinteressante Passage, in der Sie in die Liebessemantik die den alten Griechen eigene Unterscheidung von „Eros“, „Philia“ und „Agape“ einführen. Aber vorher möchte ich mich entschuldigen für die ungebührliche Einführung in dieses Büchlein, die mein Mitherausgeber Ihnen hat angedeihen lassen. Ich finde es ziemlich despektierlich, Sie mit drei Hunden auftreten zu lassen, die sinnigerweise für Eros, Philia und Agape stehen sollen (wer dazu mehr erfahren will, kann sich das Kapitel in "Kopfschmerzen und Herzflimmern" im Gesamtkontext ansehen). Aber sei’s drum. Warum halten Sie diese Unterscheidung denn überhaupt für sinnvoll?

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund