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Warum Francis Ford Coppola Recht hat -lyrisch gefasst

Das folgende Gedicht ist fast dreißig Jahre alt - meine älteste Tochter ist 37 Jahre, meine jüngere Tochter 35 Jahre alt, meine Enkelkinder sind fünf bzw. drei Jahre alt. Und die Jüngste ist inzwischen gut acht Monate alt. Fangen wir an mit Unsere Kinder (dass meine eigenen Kinder sich dieses Gedicht mit Blick auf ihre eigenen Kinder zu eigen machen mögen, wünsche ich Ihnen von Herzen):
 
Unsere Kinder

Unsere Kinder
waren schön von Anfang an.
An der Nabelschnur
schon (aus)gewogen,
ohne Makel
- kleine Druckstelle auf der Stirn die eine,
- die andere ein rötlich Mal im Nacken.Welch ein großes,

welch ein grenzenloses Glück.
Und wie ängstlich und behutsam
das erste zaghafte Berühren.

Ungläubig,
dass sie aus eignem Atem leben nun.

Das Glück, den Unterschied erklären?
Wohl kaum
- und doch,
man kann ihn schon erahnen:
Vertrauen und Vertrautheit wachsen
Zug um Zug
mit jeder Windel, die bekackt
Entzücken weckt
und Zuversicht,
dass Leben lebt und sich vollzieht.

Und dann beginnt das Spiel der Liebe;
ein Spiel des Herzens und der Sinne,
das gleichermaßen uns betört.
Und so, wie eine dürre Steppe
blühen kann und sprießen,
wenn sie der Regengott erhört,
so kräht und strampelt ihr ins Leben.
Und wie die wilden Bächlein fließen
treibt’s euch voran – kein Wasser fließt zurück!

Dies ist der Kreislauf,
der alle tief entzückt
und wechselseitig uns beglückt.

So viel, so oft seid ihr geherzt,
wird eure Haut umschmeichelt,
dass unser aller Seelen stark und fest
in dieses Leben gehen,
in diesem Leben stehen,
als sei’s ein Fest.

Viel später sehen wir und hoffen,
dass dies ein guter Boden sei,
der lange nährt,
bis Leben sich erschöpft.
Doch bis dahin soll der Weg ein Weg sein.

Mein Blick erwischt noch mal den Punkt,
an dem ihr losgegangen seid.
Es sind die Plattitüden,
die heut mich noch erbaun:
Wohl mehr als 10 mal tausend Windeln
habt ihr grün und gelb und braun beschissen,
und jede war mir wohl ein Fest,
(obwohl die Hälfte hat
die Mama übernommen,
deren Nase feiner ist und nicht so grob!)

Das könnt ihr nicht verstehn?
Nun, ich hab als Baby schon bekommen
Und meinen Eltern was gegeben.
Und was sie von mir bekommen,
hab ich von euch genommen.
Wer Nehmer ist und Geber?
Zwischen Kind und Eltern?
Schwer zu sagen!
Und wenn es rund wird,
ist’s auch schnuppe!

Mit Niklas könnt man sagen: Kot hin, Kot her,
im Code der Liebe sind beide stets Gewinner!
Und merkt euch eins – in euren Herzen aufgehoben:
Die erste Liebe ist zu Hause –
bedingungslos und ohne Schranken!

Der Eros treibt euch dann hinaus
und lässt euch wanken
((Die Eltern (er)trugen meinen ersten Liebeswahn
Und auch ein Stück von meinem Kummer.))

Ich hoffe – wir sind für euch da,
wenn ihr im Rausch kein Ufer seht,
dass ihr im Sturm der ersten Liebe
nicht alleine steht!

Und später
sucht ihr einen Ort.
Vielleicht gebt ihr dem Mann (?) des Herzens
dann das Wort.
Und macht dann eure Welt
mit allem Mut und allen Fehlern,
denn Lernen könnt allein ihr nur und selbst
erfindet ihr das Rad dann neu
und häutet euch von Mal zu Mal.
Solange bis ihr groß und stark seid
und eignen Kindern putzt und streichelt dann den Po
(und auch die Seele)
und gebt das Leben weiter.

Dann kehrt vielleicht zurück
ein Stück des selbstverständlichen Verstehens,
wo heut sich Gräben auftun und auch Wut.
Die Liebe bleibt und langsam wächst ein Mut,
der uns die großen Dinge lehrt zu sehen.

 

Ja, die Liebe bleibt und langsam wächst ein Mut, der uns die großen Dinge lehrt zu sehen. Und ja, die Familie ist - bei allen Veränderungen und Dynamiken - der Ort, an dem wir alle uns zugehörig und geborgen fühlen:

 

Der Nußknacker und mein Büblein, das heißt Leo
(und mit uns geht inzwischen Jule)

Du Büblein mir zur Seite,
Machst Freude mir und lässt mich strahlen.
Ich wanderte mit dir
Durch Feld und Flur
Zu sammeln Nuss um Nuss!
Die trugen wir nach Hause voller Freude und Vergnügen.
Dort steht der Kerl, den unser Dichter meint, und wartet schon -
Stets hilfsbereit und uns zu Diensten.
Er hilft die Nüsse uns zu knacken
Mit seinen festen, dicken Backen.
Bei jedem knackknackknack
Seh ich dich nun vergnügt und ganz erwartungsfroh.
Denn auch wir beide wollen nun die Kerne gern verzehren,
Dem wackren Kerl, dem Nussknacker zu Ehren!

Der Nüsse sammelte ich schon viele und viele Jahre zieh ich durch die Flur.
Doch seit du da bist, strahlen alle Nüsse rein wie Edelsteine.
Mit dir zu sammeln, macht die Freude doppelt groß,
Weil deine Augen strahlen hell bei jedem

knack,

                  knack,

     knack!

 

Und die kleine Schwester sammelt inzwischen mit, und das Strahlen ihrer Augen vergrößert meine Freude - wie erst, wenn auch die Kleinste dann mit von der Partie sein wird. Nun wusste und spürte ich dies ja schon lange vor der Geburt meiner Enkelkinder. Aber da waren ja ihre Mütter schon unsere Augäpfel. Gewiss ist es das Eine, dies alles tief in sich zu wissen und zu fühlen. Eine besondere Gnade sehe ich jedoch darin, dieses Lebensgefühl durch Sprache vom Augenblick zu scheiden, es mitzuteilen und damit andere Anteil nehmen zu lassen an diesem Lebensgefühl. Vielleicht gehe ich ein wenig zu weit, wenn im folgenden Gedicht, dieselben (Gedichte) fast wie meine Kinder erscheinen. Es markiert den Auftakt zu meiner lyrischen Selbstvergewisserung:

 

So zieht nun in die Welt!

Ihr seid mir alle Zeit so nah.
Ich habe euch geboren,
wie immer das geschah,
nun seid ihr auserkoren:

Ihr leuchtet wie die Sonne,
glänzt in der Wörterwelt,
seid leicht wie reine Wonne,
so licht wie ein Gedankenzelt.

Und doch tat ich mich schwer,
hab jedes Wort gewogen
so häufig lagt ihr quer,
hab euch gezerrt, gebogen.

So zieht nun in die Welt,
der Wahrheit bleibet fern.
Wahrhaftigkeit, die zählt.
Sie ist ein heller Stern.

In seiner Aura kann man lesen,
sich selber neu erfinden
ahnen, was gewesen
und neue Ziele finden.

Genießt der Menschen Huld,
und schießt ihr übers Ziel,
so übt euch in Geduld,
wir spielen dann ein neues Spiel.

Wir spielen nie alleine,
am Du wächst jedes Ich.
Die Quelle, die ich meine,
nährt alle, dich und mich.

 

Es werden einige Gedichte folgen, die dem hier tragenden Lebensgefühl einmal mehr einen Sprachraum öffnen. Sprache dringt hier  - wie angedeutet - zu einem Lebensgefühl vor, das bereits weiß um den Spannungsraum, der zwischen Eros und Thanatos mäandert. So kann es gelingen den Reichtum und die Kostbarkeit des Augenblicks einzuhegen; ein Unterfangen, dessen schmerzhafte Dimension eben um unser aller Endlichkeit weiß. Ich belasse es erst einmal bei drei Gedichten, die in der Tat diesen Spannungeraum nicht einseitig zugunsten des Eros oder des Thanatos auflösen:

 

Porentief


Wenn du alle Poren öffnest.
Und in ungeahnte Tiefen fühlst,
Wenn du in die Sonne schaust
Und aller Farben Spiel erhoffst,
Wenn dein Körper wach und wacher wird
Und jede Schwingung,
Jedes sanfte Beben,
Jede Regung
Flimmerhaaren gleich erfühlt,
Wenn zarte Klänge,
Sanfter Hauch
Und feines Lichterspiel
Die Sinne irritieren
Und deine Fühlwelt
Reicher macht,
Dann ahnst du doch
Die Grenzen deiner Sicht,
Das Schattenspiel im Licht.
Und deine Ahnung
Trägt dich weiter
In ein Land,
An dem die Phantasie sich bricht.
Und so sehr Sie dich auch treibt,
Dich reicher macht An Differenzen;
Es bleibt,
Was immer dir auch bleibt,
Im Diesseits aller Grenzen.

 

Grenzgänger

Wenn mein Herz zerfließt
Und alles in mir schreit,
Wenn aller Regen fließt
Und Leben wurzelt breit.
Wenn mein Herz vor lauter Freude weit
Und meine Arme voller Liebe breit,
Wenn alle Unterschiede dann zerfließen
Und Phantasien über alle Ziele schießen.
Wenn Ja und Aber mich erheitern
Und alle Blicke Horizont erweitern,
Wenn Kleinmut meinen Großmut weckt
Und Liebe unsre Wunden leckt,
Wenn es dann läuft,
Und Sonne meine Seele wärmt,
Und wenn mein Selbst in Liebe sich ersäuft,
Vor lauter Wohlsein nur noch schwärmt,
Wenn letzte Tage winken,
Und Frühjahr sich mit Herbst vermischt,
Wenn Hoffnung und Erfüllung ineinander sinken
Und letzter Unterschied sich dann verwischt,
Dann geh ich weg und komme heim
Und ahne jene Grenzen,
Die jenseits bleiben und geheim
Für alle –
vor Gräbern und vor Kränzen.

 

Fraglos

Immer wenn die Welt sich offenbart,
Dann werde ich ganz still,
Weil meine Spur, die zielbestimmte Fahrt
Sich wendet und sich ändern will.
Immer wenn sich Größe zeigt,
Verwandle ich mich leise.
Wenn sich ein Irren hin zum Ende neigt,
Werd ich – trotz blinder Flecken – manchmal weise.
Wenn leise Klänge sich verdichten
Und großer Klang entsteht,
Wenn Fragen sich in Fragen lichten,
Ein Hauch von Weisheit uns umweht,
Wenn Farben sich vermischen,
Und Buntheit sich in Grau ergeht,
Wenn aller Hochmut dann verblichen,
Am Horizont ein Hoffen steht,
Dann geh ich auf die Reise
Und frage nicht mehr viel.
Ich wandle einfach still und leise,
Ich spüre Kraft und bin am Ziel.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund