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Benedikt Bösel: Rebellen der Erde (II)

Kapitel II - Vom Banker zum Bauern (hier geht es zu III und IV)

Benedikt Bösel hat seine Erfahrungen auf 256 Seiten zusammengetragen. Ich werde diese Erfahrung extrem verdichten – ich bin ja im Übrigen Lyriker. So sehr ich auch schwafeln kann, ich verstehe mich auch auf die Kunst der Verdichtung!

Und Benedikt Bösel hat mit seinem Weg – nolens volens – einen Plot, der neugierig macht. In diesem Kapitel erklärt er seinen Weg – und ich bin ihm dankbar dafür – mit wendepunktträchtigen biografischen Splittern. Sie geben im Endergebnis hohen Sinn, weil sie uns allen Hoffnung machen auf die Kraft der Einsicht, der Visionen und die Fähigkeit umzukehren! Aber zunächst zur bilderbuchhaften Tellerwäsche-Karriere des Benedikt Bösel:

Benedikt Bösel stellt uns die bewegte Geschichte des Gut Madlitz vor, die irgendwann auch zu seiner Familiengeschichte geworden ist. Dies ist auch eine Wendegeschichte, in der geschildert wird, wie aus einem „furchtbaren Sammelsurium von Besitzverhältnissen“ durch Pacht und Erwerb wieder jenes Familiengut wird, auf dem ab 1994 wieder umfängliche konventionelle Landwirtschaft betrieben wurde. Und nun kommt Benedikt Bösels Mutter ins Spiel:

„Treibende Kraft dabei war meine Mutter. Sie hatte bei einer Düsseldorfer Immobilienfirma als Controllerin gearbeitet, gab ihren Job auf und wechselte 2004 mal eben nach Madlitz in die Landwirtschaft. >Sie hatte den härtesten Job überhaupt<, erinnert sich mein Vater. Jahrelang lebte sie unter der Woche allein auf Madlitz, baute die maroden Betriebe wieder auf und renovierte die Häuser […] Hatten wir nach zehn Jahren konventioneller Landwirtschaft […] fast nur Verluste gemacht, begannen wir nach und nach auch einmal schwarze Zahlen zu schreiben. Nach seiner Banklaufbahn zog mein Vater dann fest nach Madlitz und versuchte, meiner Mutter nicht zu sehr im Wege zu stehen.“

Es begeistert und berührt gleichermaßen, wenn Benedikt Bösel dieses Kapitel abschließt mit einer Widmung an seine Eltern, die er folgendermaßen einleitet:

„Und in genau dem Moment, in dem sie es mal selbst hätten genießen können, entscheide ich mich 2016, nach Hause zu kommen und sie aus dem eigenen Nest zu schubsen. Ich glaube, ich selber hätte nie die Größe und Weitsicht meiner Eltern gehabt, mir die Verantwortung über die Betriebe zu geben, mir die Fortsetzung ihres Lebenswerks anzuvertrauen.“

Meinen Eltern Cornelie und Hans-Detlef verdanke ich alles. Zuerst mussten sie mich als anstrengendes Kind ertragen, dann als Hüter ihres Lebenswerks akzeptieren.