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Chapeau, liebe Kathrin

Zuerst der Presseclub, dann Markus Lanz. Kathrin begibt sich mit Konsequenz, Beharrlichkeit und Fleiß Schrittchen für Schrittchen in den inneren Zirkel der wenigen Beobachter, die ihre Beobachtungen vor einem nicht limitierten Publikum vertreten dürfen. Dies zu erleben – dies zu betonen ist mir eine Ehre und ein Vergnügen gleichermaßen. Soeben erst habe ich meiner Nichte mit Kurz vor Schluss II ein Zeugnis unserer Herkunft in die Hand gegeben. Wir stammen aus demselben Stall. Sie verkörpert mit ihrer Schwester und ihren Cousinen (im Sippenkontext) den sozialen Aufstieg durch Bildung – durch nichts als Bildung.

Und hier gelingt ihr mit einem Studium der Kultur- und Medienwissenschaften (Bachelor an der Uni Koblenz und Master an der Uni Bonn) und der anschließenden Entscheidung für den professionellen Journalismus (incl. eines Volontariats an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschafts­journalisten - Dieter von Holtzbrink: "Die Zukunft gehört denen, die sich in Bewegung gesetzt haben - auch im Journalismus.") der Einstieg in das Berufsfeld der Wirtschaftsjournalistin (Januar 2017 bis April 2018 Redakteurin für das Ressort Wirtschaft und Politik beim Handelsblatt. Ab März 2018 beim Ressort Unternehmen und Märkte für Erneuerbare Energien, Greentech und Nachhaltigkeit zuständig. Seit März 2021 Moderatorin des Podcasts Handelsblatt Green. Seit Juni 2021 Teamleiterin im Ressort Unternehmen und Märkte).

All dies ist eben nicht selbstverständlich und führt mich immer wieder zu einem Plädoyer für eine offene, demokratische Gesellschaft, die sich den Prinzipien der Gewaltenteilung sowie der Rechts- und Sozialstaatlichkeit verpflichtet weiß; eine Gesellschaft, die es in der Tat, dem Fleiß, der Motivation, der Konsequenz und der Beharrlichkeit ihrer Bürger überlässt, sowohl gesellschaftliche als auch politische Teilhabe und vor allem auch berufliche Orientierung und Erfolg für sich zu beanspruchen und zu ermöglichen.

Beim gestrigen Talk bei Markus Lanz um die Entwicklungen und Belastungen im Energiesektor und der geplanten und im Einzelnen noch zu differenzierenden Gasumlage (in ihrer Erhebung und in ihrer Funktion) hätte ich mir eine Akzentuierung gewünscht, die die erforderlichen Nachbesserungen mit Blick auf zwei Personengruppen stärker hervorgehoben hätte: Zum einen die Renten- und Versorgungsempfänger – zum anderen die Studierenden. Gerade bei der letzteren Gruppe kommt es entscheidend darauf an, ein aufgenommenes Studium nicht dadurch zu gefährden, dass einmal mehr ökonomische Zwänge und Notlagen den Studienabbruch nahelegen oder erzwingen. Man mag sich leicht vorstellen, dass Studierende, deren Eltern selbst in Notlagen geraten und finanziell nicht unterstützen können, in schiere Existenznöte geraten, wenn urplötzlich monatliche Mehrbelastungen von mehreren hundert Euro entstehen, weil die Mietnebenkostenrechnung (die jetzt schon zu Recht als zweite Miete bezeichnet wird) und exorbitant steigende Lebenshaltungskosten mehr als grenzlastig werden.

Aber ich bin mir sicher, dass Kathrin dies im Blick behalten wird und uns mit ihrer Expertise eine angemessene Berichterstattung dieser Entwicklungen garantieren wird. Dies schreibt hier ihr Onkel, der aber – dessen bin ich mir ganz sicher – Kathrins Weg ein wenig auch mit den Augen und Ohren ihres Vaters verfolgt.