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Wir machen uns Gedanken darüber, wie Menschen in dieses Leben hineinfinden, um irgendeines ungewissen Tages daraus wieder zu verschwinden. (2)

Warum sollte man sich darüber Gedanken machen, wie Menschen in diese Welt kommen? Das ist doch das Selbstverständlichste und Normalste überhaupt!? Einerseits ist dies gewiss nicht von der Hand zu weisen. Und am Abend dieses trüben Märztages im Frühjahr 1979 wurde ganz gewiss der Möglichkeit erheblichen Vorschub geleistet, dass aus einer Verbindung dieses liebesblöden, verrückten Einbrechers mit der schönen, weltentrückten Moselperle Kinder hervorgehen könnten – vielleicht zwei Mädchen, deren Vornamen mit L. und mit A. beginnen könnten. Und – besessen von Generativität – wäre es nicht gänzlich ausgeschlossen, dass aus den beiden irgendwann sogar Omma und Oppa würden!?

Während Claudia alles richtig gemacht und sich in der Männerwelt umgesehen hatte, versuchte der nicht mehr ganz junge Hasardeur – wie weiter oben eindrücklich geschildert – soeben seine Freiheit zurückzugewinnen, um sie im gleichen Augenblick wieder zu verpfänden. Geht alles seinen Gang, finden sich die generativitätsverheißenden Keimzellen im besten Falle wie von selbst. Von außen betrachtet mag sich das Verknüpfen zueinander passender Fäden im Einzelfall zuweilen abstrus und irritierend ausnehmen. Schenkt man Biologen, Endokrinologen, Physiologen (insbesondere in Gestalt von Geruchsforschern) Glauben, hat die Natur in der Regel ihre Finger im Spiel. Vor zweieinhalbtausend Jahren hatte Platon mit seiner Vorstellung der beiden komplementären Hälften bereits eine idealisierte Variante dieser Paarungsidee in die Welt gebracht. Zu der Annahme, oder im besten Fall der gemeinsamen Überzeugung, dass sie nicht zueinander passen, - möglicherweise sogar eklatant ungeeignet füreinander sind – kommen Menschen häufig erst nach Jahren, manchmal erst nach Jahrzehnten des Zusammenlebens. So beiläufig, wie es ein Soziologe von Weltrang (Niklas Luhmann) formulierte, dass man sich nämlich unter Umständen nach der Scheidung als jemand wiederfinde, der das erreicht hatte, was er sich gewünscht hatte, und dann einsehen musste, dass es nicht so gut war, wie er gedacht hatte, erleben viele Trennungswillige und Trennungsgeschädigte das Zusammenkommen und das Auseinandergehen nicht! Die Bedingungen und Varianten solcher Vorgänge sind unendlich, wenngleich sich grobe Muster erkennen lassen:

Es ist wohl kaum anzunehmen, dass vor allem junge Menschen sich über solche Unterschiede Gedanken machen, zumal all diese Varianten sich in einer Welt zutragen, die sich in der sogenannten Moderne Phänomenen verdanken, die sich Aufklärung und Emanzipation nennen. Schaut der Schreiber – zugegeben nun selber schon alt – nur auf seine Eltern, dann wird er auf ganz andere Phänomene stoßen, die das schiere Gegenteil von Aufklärung und Emanzipation bedeuten.